Schulpreis Das sind die besten Schulen Deutschlands
"Eigentlich sind wir eine stinknormale Schule", sagt Rektorin Anke Bachmann von der Evangelischen Schule Neuruppin. Doch die Expertenjury des Deutschen Schulpreises der Robert-Bosch-Stiftung hat eine höhere Meinung: Weil die Schule so hervorragend arbeitet, geht der mit 100.000 Euro dotierte Hauptpreis des Deutschen Schulpreises in diesem Jahr ins brandenburgische Neuruppin.
In der Begründung der Jury heißt es: Neben dem hohen Niveau des Unterrichts beeindruckt das Schulklima. "Die Schüler werden im täglichen Schulbetrieb für ethisch-soziale Fragen sensibilisiert und lernen früh Verantwortung zu tragen", sagt Jury-Sprecher Michael Schratz. "Dieses Gymnasium ist in allen Qualitätsbereichen exzellent", lobt die Jury weiter.
Es geht um "Herzensbildung"
"Das Stichwort heißt hier Herzensbildung", meint Neuruppins Bürgermeister Jens-Peter Golde (parteilos). Rektorin Bachmann nickt und sagt: "Wertefragen sind uns wichtig und zu lernen, stets Fragen im Leben zu stellen." Das komme aus der Gründungsgeschichte.
"Wir wollten den Mut zum Andersdenken pflegen, den Spirit der Wendezeit erhalten", sagt Bachmann. 1993 sei es allerorts nur um neue Strukturen gegangen. Inhalte waren weniger gefragt. "Und da haben sich Eltern aus dem christlichen Gesprächskreis zusammengetan und die Schule gegründet", erinnert sich die Rektorin.
Wie alles begann
1993 ging es mit 64 Schülern in Baucontainern los. "Viel Platz gab es nicht. Aber schon damals wussten wir, was wir wollten: Schüler individuell fördern, ihre Stärken und Schwächen ausloten, um mit dem, was die Kinder und Jugendlichen besonders gut können, ihre Schwächen anzugehen", erklärt Bachmann. Mit viel Liebe und Engagement seien die Lehrer ins Projekt gegangen. "Und hieran hat sich bis heute nichts verändert." Nur die räumlichen Verhältnisse haben sich verbessert.
Heute vereint die Einrichtung Grund- und Oberschule sowie ein Gymnasium unter einem Dach. 980 Schüler sehen sich 80 Lehrern gegenüber. "Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist bei uns auch nicht anders als andernorts", sagt die Rektorin.
Ehemalige Schüler sind die Lehrer von morgen
Es gehe aber auch darum, Halt im Leben zu finden. "Wir vermitteln Gottvertrauen." Hierbei gehe es nicht ums Missionieren, sondern den Glauben an sich selbst zu finden und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Auch das Engagement der Lehrer sei gefragt. "Zu uns wird kein Lehrer zwangsversetzt. Alle haben sich direkt bei uns beworben und das deutschlandweit." Im kommenden Schuljahr wird sich sogar ein Kreis schließen. "Ehemalige Schüler haben auf Lehramt studiert und fangen bei uns als reguläre Lehrkräfte an", freut sich Bachmann.
Das sind die weiteren Preisträger
Die weiteren Preisträger des Deutschen Schulpreises sind die Erich-Kästner-Schule in Bochum, die Paul-Martini-Schule in Bonn, die Schule am Pfälzer Weg in Bremen und die Schule Rellinger Straße in Hamburg. Diese Schulen wurden für ihre Arbeit mit jeweils 25.000 Euro belohnt. Genauso wie die August-Claas-Schule in Harsewinkel, die diesmal den "Preis der Jury" erhielt - damit wurde den Angaben zufolge erstmals eine reine Hauptschule ausgezeichnet. Die August-Claas-Schule leiste eine herausragende Arbeit und zeige, "dass von einer 'Restschule' keine Rede sein kann, wenn großes Engagement auf scheinbar widrige Umstände trifft", hieß es zur Begründung. Die Schule überzeuge vor allem mit Blick auf die berufliche Integration der Schüler. Das Konzept des Lernens in Werkstätten sei bundesweit einmalig.
Prämierte Schulen werden in die Akademie des Deutschen Schulpreises aufgenommen
Die Preisträger wurden von einer Expertenjury ermittelt, der Schulpraktiker, Wissenschaftler sowie Vertreter des staatlichen und privaten Schulwesens angehören. Grundlage des Deutschen Schulpreises ist ein umfassendes Bildungsverständnis. Dabei orientiert sich die Jury an folgenden Qualitätsbereichen: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution. Diese Kriterien hätten sich in den letzten Jahren als Merkmale für gute Schule etabliert.
Unter dem Motto "Dem Lernen Flügel verleihen" zeichnen die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung in Zusammenarbeit mit dem stern und der ARD bereits zum sechsten Mal die besten Schulen Deutschlands aus. Um die Innovationskraft der Preisträger für die Schulentwicklung in Deutschland zu nutzen, gehören die ausgezeichneten Schulen für fünf Jahre der Akademie des Deutschen Schulpreises an. Der Schulpreis ist der nach eigenen Angaben höchst dotierte deutsche Schulwettbewerb. Die Ausschreibung für das kommende Jahr beginnt am 18. Juni.