Reisetipps Zehn Dinge, die EM-Touristen nicht tun sollten
Ladies first, bloß nicht über Politik reden und immer schön Prost sagen: Abseits der Fußballstadien herrschen in Polen und der Ukraine einige ungeschriebene Gesetze. Trinkfeste EM-Besucher mit guter Kinderstube und großem Hunger sind klar im Vorteil. Alle anderen sollten einige Regeln beachten. Fahren Sie zur Fußball-EM 2012? Stimmen Sie rechts ab!
Besucher der Fußball-Europameisterschaft 2012 dürfen sich freuen: Die Einwohner Polens und der Ukraine sind allgemein für ihre Gastfreundschaft bekannt. Allerdings erwarten sie auch, dass sich die Reisenden den Landessitten entsprechend benehmen können. Diese sollten sich deshalb mit einigen Regeln und Gebräuchen der gastgebenden Nationen vertraut machen. Hier eine Auswahl:
1. Die Sache mit dem Alkohol
Wer das Klischee vom Wodka trinkenden Osteuropäer mal hinterfragt, stellt fest: Die Polen konsumieren fast genauso viel Alkohol wie die Deutschen. Die Ukrainer liegen allerdings laut der Weltgesundheitsorganisation deutlich über dem Durchschnitt. Wer sich hier einem angebotenen Schnaps verweigert, der gilt deshalb schnell als merkwürdig und manchmal sogar als verdächtig. Eine gute Entschuldigung, um das meist hochprozentige Freigetränk zu verweigern, sind gesundheitliche Gründe. Das wird immer akzeptiert - auch wenn es nicht stimmt.
Wichtig beim geselligen Beisammensein ist das anständige Zuprosten. Bei jedem neuen Glas ist ein Trinkspruch fällig. In Polen lautet dieser "Na zdrowie!", in der Ukraine "Budmo!". Noch wichtiger ist, dass in beiden Ländern der Genuss von Alkohol auf öffentlichen Plätzen verboten ist. Bei Zuwiderhandlungen drohen Bußgelder. Auf den Fanmeilen soll allerdings Bier ausgeschenkt werden. Für den polnischen Straßenverkehr gilt übrigens eine Promillegrenze von 0,2, in der Ukraine liegt diese bei null Promille. In beiden Ländern können bereits kleinste Verstöße mit Freiheitsstrafen geahndet werden.
2. Guten Appetit!
In Polen und der Ukraine soll kein Gast an Hunger leiden. Diese gesunde Einstellung hat zur Folge, dass die besorgten Gastgeber bei privaten Essenseinladungen reichhaltig auftischen. Ein guter Tipp ist es, nicht unbedingt jeden servierten Teller zu leeren, sondern kleine Happen zu probieren und den Koch unentwegt zu loben. Der nächste Gang kommt bestimmt, und das Ablehnen von ebendiesem gilt als extrem unhöflich.
3. Ja, wo rauchen sie denn?
Gute Frage, denn bei den EM-Gastgebern herrschen weitreichende Rauchverbote. In allen öffentlichen Einrichtungen ist der Tabakgenuss untersagt. Das gilt auch für die Fußballstadien. Restaurants und Kneipen dürfen belüftete Raucherräume unterhalten.
4. Nehmen Sie die richtige Tür
Manch ein Polen-Besucher stand schon ratlos vor öffentlichen Toiletten: Die Türen zu den Klos sind hier nur mit einem Kreis und einem Dreieck gekennzeichnet. Intuitiv wählen viele Männer das runde und Frauen das eckige Symbol. Leider falsch, andersrum ist es richtig.
5. Hände weg von den Frauen
In der Ukraine ist es nicht üblich, den Frauen bei der Begrüßung die Hand zu schütteln. Keine Angst, Ihnen wird nichts Schlimmes passieren, wenn Sie es aus alter Gewohnheit doch tun sollten. Die Dame wird Sie allerdings wahrscheinlich verwundert angucken.
6. Kein gutes Thema für den Small-Talk
"Creating History Together" - "Gemeinsam Geschichte schreiben": So lautet das offizielle Motto der EM 2012. Über Geschichte zu sprechen, ist allerdings keine so gute Idee. Der Zweite Weltkrieg und die damit verbundenen Gräuel sind in beiden Ländern noch sehr präsent. Vor allem Polen reagieren verständlicherweise sensibel. Gleiches gilt übrigens für Gespräche, in denen es um die Innen- und Außenpolitik der beiden Staaten geht.
Im katholischen Polen sollte man es außerdem vermeiden, schlecht über den Superstar der Nation zu reden: den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. Auch in der Ukraine gibt es einen bösen Fauxpas in der Unterhaltung: Verwechseln Sie das Land niemals mit dem Nachbarn Russland!
7. Etwas mehr Respekt, bitte!
Zeigen Sie Ihre gute Kinderstube, wenn Sie sich etwas Kultur außerhalb der EM-Stadien und Fan-Meilen gönnen. In den katholischen Kirchen und nationalen Gedenkstätten nimmt man selbstverständlich die Kopfbedeckung (und auch den Fan-Schal) ab. Weiterhin sollte man sich hier - wenn überhaupt nötig - nur im Flüsterton unterhalten. In den orthodoxen Kirchen der Ukraine müssen Frauen ihr Haupt bedecken. Meist liegen Kopftücher für Besucher am Eingang bereit.
8. Das bringt Unglück
Der Aberglaube spielt in Polen und der Ukraine eine große Rolle. Alles Mögliche kann hier angeblich schnell zum Verderben führen. So sollte man niemals über eine Türschwelle hinweg die Hand geben und Damenhandtaschen nie auf den Boden stellen. Für die Ukraine gilt zudem: Pfeifen Sie niemals in geschlossenen Räumen!
9. Die letzten Gentlemen
Polnische Männer sind meist eine Ausgeburt der Höflichkeit. Den Damen hält man die Tür auf und lässt ihnen selbstverständlich den Vortritt. Angedeutete Handküsse sind keine Seltenheit, sondern die Regel. Und getrennte Rechnungen gelten als extrem unromantisch. Das gleiche zuvorkommende Verhalten wird auch von Polen-Besuchern erwartet. Rosenkavaliere müssen aufpassen: Schenken Sie Ihrer neuen Bekanntschaft keine gerade Zahl an Blumen - die sind nur für Beerdigungen gedacht.
10. Das darf auf keinen Fall mit ins Stadion
Vuvuzelas - die hat die Uefa in den EM-Stadien in Polen und der Ukraine verboten. Gott sei dank!