Leipziger Großfamilie Eine Großfamilie macht das Dutzend voll
Mutter-Vater-Kind: Gut die Hälfte aller Familien in Deutschland ist damit genau beschrieben. Doch bei Ronny Reinhard und Simone Rübenack aus Leipzig ist das anders. Sie haben elf Kinder und das zwölfte ist unterwegs. Die Großfamilie ist nicht ganz ungeplant. So kommen sie über die Runden.
"Das war geplant"
Wenn Ronny Reinhard den Wochenendeinkauf für seine Familie heimträgt, hat er schwer zu schleppen. "Wir holen immer zwölf Toastbrote, acht Brote und fünf Gläser Marmelade", erzählt der 35-Jährige aus Leipzig. Die Vorräte reichten meist bis zum Montag, die Marmelade vielleicht auch ein bisschen länger. Reinhard hat mit seiner Partnerin Simone (36) elf Kinder im Alter von 13 bis 1. Nummer zwölf wird im Juli erwartet. "Das war geplant. Dann haben wir das Dutzend voll", sagt der Vater lachend.
"Kinder sind einfach was Schönes"
Wie kommt man auf die Idee, sich Kinder in Fußballmannschafts-Stärke plus Auswechselspieler zuzulegen? "Kinder sind einfach was Schönes", sagt Reinhard und klingt dabei ziemlich überzeugt. Für ihn und Simone sei von Anfang an klar gewesen, dass sie viele Kinder haben wollen. Er selbst sei mit zwei Geschwistern aufgewachsen. Simone Rübenack dagegen kennt nichts anderes als Großfamilie; sie seien früher 14 zu Hause gewesen, berichtet sie.
Statistische Ausreißer
Familie Rübenack/Reinhard ist in Deutschland die absolute Ausnahme. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2010 in Deutschland knapp 11,8 Millionen Familien. In mehr als der Hälfte davon wuchs ein einziges Kind auf. Ganze 10.000 oder 0,1 Prozent aller Familien hatten sieben oder mehr Kinder.
Starke Nerven sind gefragt
Wenn sich Cindy (13), Sebastian (12), Laura (10), Sarah (9), Andy (8), Philip (7), Annalena (6), Franziska (5), Patrick (4), Nico (3) und Jonas (1) fertig machen für einen Spaziergang, brauchen die Eltern vor allem eines: starke Nerven. Beim Jacke- und Schuhe-Anziehen rufen alle durcheinander: "Mutti, ich hab Dein Handy!", "Mutti, der Nico hat gesagt...!", "Mutti, Laura hat kein T-Shirt an!" Simone Rübenack bleibt in dem Trubel gelassen - und irgendwann sind tatsächlich alle elf ausgehfertig.
Finanziell ist es es knapp
Finanziell ist es für die Großfamilie schwierig. Die Eltern arbeiten nicht. Vater Ronny ist gelernter Maler, kann seinen Beruf nach eigener Auskunft aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben. Mutter Simone hat Hotelfachfrau gelernt und ein paar Jahre in Leipzigs größtem Hotel gearbeitet. Als jedoch die ersten Kinder kamen, "ging das nicht mehr", sagt sie. So sind sie auf staatliche Unterstützung angewiesen. Kindergeld gebe es 2160 Euro im Monat, die Miete für die Wohnung bezahle das Amt, sagt Reinhard.
Luxus ist nicht drin, im Gegenteil. Die Möbel in der Wohnung sind abgewetzt, die vielen Kinderhände haben an den weißen Wänden ihre Spuren hinterlassen. Ein Auto hat die Familie nicht. Ein gemeinsamer Urlaub an der Ostsee sei ihr größter Wunsch, sagen sie. Simone Rübenack wünscht sich außerdem, dass ihre Kinder in der Schule klarkommen. Die Größte, Cindy, sei auf einem guten Weg. Sie besucht die Mittelschule und will Altenpflegerin oder Malerin werden. Und die 13-Jährige weiß auch schon genau, was sie später mal nicht will: eine so große Familie wie ihre eigene.