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Öko-Schuhe "soleRebels" aus Äthiopien sind der Renner


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Öko-Schuhe "soleRebels" sind der Renner

01.03.2012Lesedauer: 4 Min.
Stolz steht Bethlehem T. Alemu in ihrem ersten eigenen Schuhgeschäft in Adis Abeba.Vergrößern des Bildes
Stolz steht Bethlehem T. Alemu in ihrem ersten eigenen Schuhgeschäft in Adis Abeba. (Quelle: soleRebels)

Niemand hat geglaubt, dass man mit Öko-Schuhen aus Äthiopien Weltberühmtheit erlangen könnte und auch noch gutes Geld verdient – außer Bethlehem Tilahun Alemu. Sie war es auch, die 2005 eine kleine Werkstatt eröffnete und mit der Hilfe von Familie und Bekannten begann, die "soleRebels" herzustellen. Diese – zu deutsch Sohlenrebellen genannten – Schuhe haben eine tolle Besonderheit: Sie bestehen aus alten Autoreifen und werden mit lokalen Materialien zu hochwertigem Schuhwerk weiter verarbeitet.

Not macht erfinderisch: Öko-Schuhe aus Autoreifen

Die Öko-Schuhe von Bethlehem Tilahun Alemu aus Äthiopien haben ihren Erfolgszug um die Welt angetreten. Sogar in New York wurden die aus recycelten Reifen gefertigten Sohlen bereits gesichtet. Schuhe aus alten Lkw-Reifen haben bereits eine lange Tradition in Äthiopien. Denn in diesem Teil der Welt wurde aus lauter Not schon recycelt, als das Konzept in Europa noch fremd war.

Auch die Rebellen, die 1991 den kommunistischen Diktator Mengistu stürzten, waren auf Gummisohlen in den Krieg gezogen. "Was anderes konnten sie sich nicht leisten", sagt Bethlehem Tilahun Alemu. Vor rund sieben Jahren hat sie die Idee aufgegriffen, weiterentwickelt und modernisiert. Heute leitet die 31-Jährige in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba eine der wenigen Schuhfirmen mit Fairtrade-Siegel. Auch in Trendsetter-Metropolen wie New York und London sind die aus recycelten oder natürlichen Materialien hergestellten Reifen-Treter ein Renner.

Sozialer Zusammenhalt ist groß und rentiert sich

Alemus Erfolgsgeschichte zeigt, dass sich auch eines der ärmsten Länder der Welt durchaus auf dem Modemarkt etablieren kann. Mit fünf Angestellten und ihrer Familie hat Alemu die Firma 2005 aus der Taufe gehoben. Heute sind 300 Menschen an der Zulieferung und der Produktion beteiligt, die Hälfte von ihnen sind Frauen. 55 Mitarbeiter sind ehemalige Lepra-Kranke. Obwohl sie teilweise Finger und Zehen verloren haben, sind sie laut Alemu begabte Baumwollweber und verfügen mittlerweile über ein geregeltes Einkommen.

"Unsere Belegschaft verdient ein faires Gehalt und stellt die Schuhe zu 100 Prozent mit der Hand her, so dass wir keinen CO2-Fußabdruck hinterlassen", erklärt die hübsche Unternehmerin. Auf der "Arme-Leute"-Sohle prangen hippe Oberschuhe aus in Äthiopien produzierten Materialien wie Jute, Leder oder Baumwolle. Das vielfältige Sortiment umfasst unter anderem Flipflops, Slipper, Schnürschuhe und Stiefel.

Erstes Geschäft in Adis Abeba eröffnet

Erst vor einigen Monaten hat soleRebels erstmals ein Geschäft in Addis Abeba eröffnet, eine schmucke Boutique im Einkaufszentrum "Adams Pavillon". Denn die fairen Schuhe sind bisher vor allem ein Exportschlager, der sich mittlerweile in 33 Ländern weltweit einen Namen gemacht hat. Etwa 99 Prozent der Produkte werden ins Ausland geliefert, über 70.000 Paar wurden bisher fabriziert. In Deutschland kann man die Schuhe vom Horn von Afrika etwa über das Internet bestellen. Mit Preisen zwischen 450 und 800 Birr (20 und 35 Euro) sind die feschen Öko-Treter für viele Äthiopier aber zu teuer.

"Ich bin immer noch ganz aufgeregt, wenn ich in New York bin und Leute sehe, die unsere Schuhe tragen", sagt Alemu. "Das Erfolgsgeheimnis ist, dass wir uns wie eine amerikanische Firma verhalten und für unser Marketing die verschiedensten Medien benutzen." Eine Art "äthiopische Nike" möchte soleRebels werden.

Wie alles begann – die Geschichte der Öko Schuhe

Bethlehem Alemu stammt aus der Gemeinde Zenabwork am westlichen Stadtrand von Addis Abeba. Ein armer Ort mit 5000 Einwohnern, in dem es für die Menschen kaum Arbeitsplätze und somit auch kaum Hoffnung gab. "Ich dachte mir: Wir müssen ein lokales Produkt herstellen, mit lokalen Materialien, um dieses Bild zu verändern, dass Äthiopien nur aus Elend und Bettlern besteht", sagt die Mutter von drei Kindern.

Also begann sie um die Welt zu reisen, in die USA, nach England und China, und die dortigen Schuhmärkte und deren Designs zu studieren. Was sie sah und lernte, mischte sie mit äthiopischer Kultur, so etwa den traditionellen Selate Shoes. Aber sie peppte die Stoffschuhe auf, brachte Farbe ins Konzept. "Das Schwierigste war es am Anfang, Kunden im Ausland von der Qualität unserer Produkte zu überzeugen." Aber es gelang: Eine amerikanische Firma glaubte an das Potenzial der Öko-Schuhe und wurde zum ersten Abnehmer.

soleRebels sollen die Welt verändern

"Ich möchte mit meiner Arbeit etwas bewirken, etwas verändern, und behandele meine Firma deshalb wie ein Baby, um das ich mich ständig kümmere", erzählt Alemu, die bereits mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen geehrt und 2011 in die Forbes-Liste der 20 jüngsten afrikanischen "Power Women" aufgenommen wurde. In der kleinen Manufaktur in Zenabwork, in der die Bio-Latschen entstehen, wird eifrig gehämmert, geschnitten und genäht.

Die Arbeiter scheinen zufrieden. "Bevor ich hier angefangen habe, habe ich nur zu Hause rumgesessen, weil es keine Arbeit gab", sagt Máaza Teshome, während sie gelbe Schnürsenkel in dunkelgrüne Wildlederschuhe zieht. "Jetzt ist mein Leben viel besser, ich kann gesünder essen und mir Kleidung kaufen." Ihre Kollegin Anchinaiu Dane fügt hinzu: "Auch das Verhältnis zu den anderen Mitarbeitern ist sehr gut, das Arbeitsumfeld hier ist einfach klasse."

Neue Geschäfte und ein Taschen-Konzept

Ein Ende der äthiopischen Mode-Offensive ist nicht in Sicht, die Chefin hat noch viel vor. Im nächsten halben Jahr sollen eigene soleRebels-Geschäfte in Kanada, Japan, Spanien und Taiwan eröffnet werden. Zudem will Alemu die Produktpalette erweitern und demnächst auch Handtaschen auf den Markt bringen. Das Konzept ist das gleiche: Außen Bio-Material und innen – natürlich – Lkw-Reifen.

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