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"Jugendwort des Jahres 2010": Niveaulimbo


Schulkind & Jugendliche
Das "Jugendwort des Jahres 2010" ist "Niveaulimbo"

t-online, dpa, rev; Langenscheidt

29.11.2010Lesedauer: 3 Min.
Mädchen strecken Zunge raus: "Niveaulimbo" wurde zum Jugendwort des Jahres 2010 gewählt. (Bild: imago)Vergrößern des Bildes
"Niveaulimbo" ist das Jugendwort des Jahres 2010. (Bild: imago)

Wenn es nach den Internetnutzern ginge, wäre der Ausdruck "Speckbarbie" knapp vor "Arschfax" das "Jugendwort des Jahres" geworden. Doch die Experten-Jury der vom Langenscheidt Verlag initiierten Wahl hat sich nun anders entschieden: "Niveaulimbo" ist das Jugendwort des Jahres 2010.

Jugendwort des Jahres 2010 - wieso "Niveaulimbo"?

Beeindruckt hat die diesjährige Jury, die trotz ihrer äußerst heterogenen Besetzung ihre Entscheidung einstimmig getroffen hat, die Zusammensetzung der beiden Begriffe "Niveau" und "Limbo" zu einem neuen selbstständigen Wort mit einer völlig anderen Bedeutung. Mit der Neuschöpfung "Niveaulimbo“ wird das "ständige Absinken des Niveaus" bezeichnet, vor allem in Bezug auf aktuelle TV-Formate, aus dem Ruder laufende Partys und sinnlose Gespräche.

Die Jury begründete ihre Wahl mit der Aussage, dass durch "Niveaulimbo" die gegenwärtige Entwicklung der TV-Landschaft im Hinblick auf ihre Unterhaltungsformate von den Jugendlichen kritisch beäugt und entsprechend kommentiert wird. Ferner befand vor allem die jugendliche Jury, "dass der Begriff in vielen Bereichen einsetzbar ist, wie auch eine Vielzahl so genannter 'Niveaulimbo'-Gruppen auf Facebook oder StudiVZ aktuell zeigt." Bereits zum dritten Mal rief der Langenscheidt Verlag in Kooperation mit der Jugendzeitschrift "Spiesser" und dem Social Network MySpace zur Wahl des „Jugendwort des Jahres“ auf.

Die Favoriten der Jury

Kriterien wie Originalität, Kreativität, Wortneuschöpfung sowie natürlich der aktuelle Bezug zu gesellschaftsrelevanten und die Jugend bewegenden Themen lagen der Jurybeurteilung für das Jugendwort des Jahres ebenso wie für die gesamten Top Five 2010 zugrunde. Platz zwei belegte das „Arschfax“, also „das Unterhosenetikett, das hinten aus der Hose hängt“ und deshalb sehr spannend ist, weil es für dieses Phänomen keine einfache Bezeichnung in der Hochsprache gibt. "Egosurfen", also "sich selbst im Internet über Suchmaschinen suchen", schaffte es auf den dritten Platz. Dieses Wort ist nicht grundsätzlich neu: Erstmals tauchte es 1995 im internationalen Sprachgebrauch auf, erlangte aber angesichts der immer breiteren Nutzung der sogenannten "Social-Media-Plattformen" wie MySpace oder Facebook nun erneut hohe Aktualität in der Jugendsprache. Das "aufgetakelte Mädchen in viel zu enger Kleidung", die unter den Usern sehr beliebte "Speckbarbie", wurde von der Jury zwar lange und heiß diskutiert, musste sich aber mit dem vierten Platz zufrieden geben, weil vor allem die jugendlichen Jurymitglieder den Begriff als zu abwertend empfanden. Der beim Chatten oder SMSen oft verwendete Begriff "n1, nice one", der so viel bedeutet wie "gut gemacht!, geile Aktion!, hübsch, schön", erkämpfte sich Platz fünf.

Die Top Five der Jugendwörter 2010

1.) Niveaulimbo
2.) Arschfax
3.) egosurfen
4.) Speckbarbie
5.) n1, nice one

Die Jury für das Jugendwort des Jahres 2010 bestand aus "Spiesser"-Leserin Heike (17), den Schülern Philipp (16) und Isabel (14) aus München, den Medienvertretern Christoph Brammertz (32), Online-Redakteur der Jugendzeitschrift "Spiesser", Friedrich Pohl (34), den Chef vom Dienst für „Die Welt“, Uwe Wittstock (55), Kulturredakteur beim „Focus“, und Eva Betz-Weiß (34) betreuende Redakteurin von "Hä?? – Jugendsprache unplugged" beim Langenscheidt Verlag. In den vorangegangenen Jahren wurden die Begriffe "Gammelfleischparty" (2008) und "hartzen" (2009) jeweils zum Jugendwort des Jahres gewählt.

Das waren die nominierten Begriffe

Aus diesen Ausdrücken musste die Jury in diesem Jahr das Jugendwort des Jahres wählen:

Jugendwort Bedeutung
1. Speckbarbie aufgetakeltes Mädchen in viel zu enger Kleidung
2. Arschfax Unterhosenetikett, das aus der Hose herausschaut
3. Atze - Kumpel, Freund
- Anhänger des "Atzenstyles"
4. Loli unreifes, naives Mädchen
5. eskalieren exzessiv feiern
6. raumschiff super, toll
7. egosurfen sich selbst im Internet über Suchmaschinen suchen
8. N1; nice One - Gut gemacht!; Coole Aktion!
- hübsch, schön
9. Hochleistungs-Chiller extrem faule Person
10. Änderungsfleischerei Klinik für Schönheitschirurgie
11. emotional flexibel launisch
12. malle bescheuert, abgefahren
13. Klappkaribik Sonnenbank
14. Schnitzelhusten Schweinegrippe
15. Niveaulimbo ständiges Absinken des Niveaus

"Die ausgezeichneten Wörter sind jetzt keine Jugendsprache mehr"

Leise Kritik an der Aktion des Langenscheidt Verlags gab es von Seiten der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Sie bezeichnete die Wahl zwar als "etwas sehr Interessantes und Nützliches". Der Leiter der GfdS-Sprachberatung, Lutz Kuntzsch, sagte aber auch: "So sinnvoll wie die Aktion ist - die ausgezeichneten Wörter sind danach keine Jugendsprache mehr. Jugendsprache hat schließlich die Funktion einer Geheim- oder Gruppensprache."

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