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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sandverlust an Stränden So wollen die Nordsee-Inseln den Sommer retten
An einigen Küstenabschnitten der Nordsee fehlt derzeit das Wichtigste für einen Badeurlaub – der Sand. Warum sich Urlauber trotzdem keine Sorgen machen müssen.
Für einen schönen Urlaub muss man nicht unbedingt ins Flugzeug steigen und ins Ausland reisen. Auch in Deutschland gibt es viele schöne Ecken, an denen man sich gut erholen kann. Besonders beliebt: die Nord- und Ostsee. Doch dem Urlaub an der Nordsee scheint derzeit etwas entgegenzustehen: fehlende Strände.
Sturmfluten, die in den vergangenen Monaten aufgetreten sind, haben an Teilen der norddeutschen Küste Sand von Stränden weggespült. Besonders betroffen sind einige ostfriesische Inseln, etwa Norderney, Baltrum oder Wangerooge. Was sich nun viele Nordsee-Reisende fragen: Fällt der Sommerurlaub nun buchstäblich ins Wasser?
Wiederaufbau der Strände ist bereits in Planung
Die einfache Antwort: wohl eher nicht. Denn auch, wenn der Sandverlust die Inseln durchaus vor Probleme stellen, gibt es auch Lösungen. Im Gespräch mit t-online gibt sich Harm Olchers, der Bürgermeister von Baltrum, zuversichtlich. Er erklärt, dass die Planung für den Wiederaufbau des Badestrandes bereits laufe. "Wir hoffen, dass das relativ schnell geht, sodass wir im April und Mai die Maßnahmen durchführen lassen können", so Olchers.
Insgesamt wurden 60.000 Kubikmeter Sand von der ostfriesischen Insel weggespült, die nun fehlen. Die Kosten für den Wiederaufbau könnten sich laut Olchers auf schätzungsweise 500.000 Euro belaufen – sehr viel Geld für eine so kleine Gemeinde. Man habe zwar beim Land um Unterstützung gebeten, allerdings geht der Bürgermeister davon aus, dass Baltrum einen großen Anteil der Kosten selbst tragen muss.
Das Land Niedersachsen hatte angekündigt, den ostfriesischen Inseln bis zu 700.000 Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Wenn aber die Kosten allein auf Baltrum schon 500.000 Euro betragen, wird Olchers mit seiner Vermutung wahrscheinlich Recht behalten. Trotzdem bleibt der Bürgermeister optimistisch und erklärt, man sei nicht besorgt, dass die Tourismussaison 2024 wegen fehlender Strände ausfallen wird.
Weggespülte Strände sind nicht selten
Dass Stränden aufgrund von Naturereignissen Sand fehlt, ist an der Nordsee tatsächlich kein unbekanntes Phänomen. Vor allem in der Sturmflutsaison von Mitte Oktober bis Mitte April kann es zu Abtragungen kommen. Carsten Lippe vom niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz erklärt im Gespräch mit t-online, dass die Inseln von natürlichen, dynamischen Veränderungsprozessen betroffen sind.
Dazu zählt eben auch, dass es bei starken Sturmfluten zu Sandverlusten von Stränden und Dünen kommen kann. Auch wenn die Küstenschützer mit diesen Prozessen rechnen und Schutzmaßnahmen – wie etwa das Verstärken von Dünen – ergreifen, kann man Sturmfluten in der Regel nur wenige Tage vor dem Ereignis vorhersagen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es für die Inseln also nicht.
Die gute Nachricht ist aber: Trotz des steigenden Meeresspiegels scheint es Lippe zufolge noch "keine Zunahme von schweren Sturmflutereignissen", wie etwa schweren Sturmfluten, aufgrund des Klimawandels zu geben. "Wir haben immer wieder einen Wechsel von sehr ruhigen Jahren mit nur wenigen Sturmfluten und Jahren, in denen wir teilweise deutlich mehr Sturmfluten zu verzeichnen haben", so Lippe.
Für Nordseeurlauber bedeutet das also: Eine direkte Bedrohung des Tourismus durch die Zunahme von Sturmfluten und weggespülten Stränden gibt es derzeit nicht. Wenn die zerstörten Badestrände wieder aufgebaut sind, steht auch einem Sommerurlaub auf Baltrum, Wangerooge oder Norderney nichts mehr Weg.
- Telefonisches Interview mit Harm Olchers, 18. März 2024
- Telefonisches Interview Carsten Lippe, 18. März 2024