Spiel des Jahres 2023 "Dorfromantik" auch als bestes Brettspiel des Jahres prämiert
"Dorfromantik: Das Brettspiel" gewinnt den Titel "Spiel des Jahres". Mit der Preisverleihung zeichnet sich ein Wandel in der Brettspielbranche ab.
Vom Bildschirm auf den Küchentisch: In der Spieleszene kommen sich analoge und digitale Welten immer näher. Mit "Dorfromantik" gewinnt 2023 ein kooperatives Brettspiel den begehrten "Spiel des Jahres"-Titel, das auf einem gleichnamigen Computerspiel basiert. Bei der Preisverleihung am Sonntag in Berlin feierten Brettspielautoren und Videospielentwickler auf der Bühne gemeinsam den großen Erfolg.
Wohlfühlspiel mit Belohnunungssystem
"Wir haben die letzten Tage wirklich gelitten und sind so glücklich – es ist unglaublich", sagte Autor Lukas Zach nach der Auszeichnung. Co-Autor Michael Palm zeigte sich ebenfalls ergriffen: "Ich bin natürlich erleichtert, ich fühle mich sehr leicht, obwohl ich eigentlich 100 Kilo wiege." Unter tosendem Applaus nahm das Duo zusammen mit dem Team des Pegasus-Verlags die begehrte Holztrophäe entgegen.
Viele Mechaniken aus der Computerwelt finden sich in der Brettspiel-Umsetzung des Plättchenlegespiels "Dorfromantik" wieder, bei dem eine idyllische Landschaft zusammengesetzt wird. So erhalten die Spieler unter anderem geheimes Material, wenn sie es aus fünf Boxen freischalten – ein Belohnungssystem. "Das heben ja auch viele hervor, dass man bei "Dorfromantik" nicht verlieren kann. Es ist ein Wohlfühlspiel. Man kommt immer vorwärts. Das ist auch typisch für Mobilegames", sagte Zach, der ebenfalls in der Videospielbranche tätig ist. "Da ist noch viel Potenzial drin."
Videospiele inspirieren Brettspiele
Dieser Meinung ist auch Hermann Hutter, Vorsitzender des Branchenverbands Spieleverlage: "Es könnte Vorteile haben. Die Menschen, die "Dorfromantik" schon als Computerspiel kennen, sind vielleicht geneigt, da rüber zu gehen oder umgekehrt."
Das Videospiel "Dorfromantik" hatte in der Pandemie einen regelrechten Boom erfahren und 2021 in zwei Kategorien den "Deutschen Computerspielpreis" gewonnen. Zach und Palm hatten damals bereits ein Legespiel in der Planung. Sie gingen auf die Entwickler von Toukana Interactive zu und vereinbarten zusammen mit Pegasus eine lizenzierte Zusammenarbeit. Eine gewinnbringende Entscheidung, wie sich nun herausstellte. "Wir haben eins und eins zusammengezählt. Sie haben uns super viel Freiraum gegeben bei der Entwicklung des Brettspiels", sagte Palm.
Den Titel "Kennerspiel des Jahres 2023" gewann mit "Challengers!" von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck ein ebenfalls aus der Videospielwelt inspiriertes Brettspiel. Dieser Preis soll besonders erfahrenere Spielerinnen und Spieler ansprechen. Die Vorlage für das kartenbasierte Turnierspiel sind sogenannte "Auto-Battler": Computerspiele, bei denen Kämpfe automatisch ablaufen. So ist es auch bei "Challengers!" – nur auf dem Tisch.
Verbindung zwischen digitalen und analogen Spielen kein Zufall
"Wir merken, wie beide Welten immer weiter zusammenwachsen", sagte Jens Junge, Leiter des Instituts für Ludologie (Spielwissenschaft) in Berlin. Es sei kein Zufall, dass gute Spiele aus dem Digitalen auch im Analogen funktionieren. Es sei leicht zu transferieren. "Wenn man den Spirit dann mit rüber nimmt, wenn man eine gute Spielidee hat, dann kann man sie auch digital oder eben analog umsetzen."
Den Titel "Kinderspiel des Jahres 2023" erhielt "Mysterium Kids" von Antonin Boccara und Yves Hirschfeld. Zusätzlich vergab der Verein einen Sonderpreis an die Escape-Spiel-Reihe "Unlock!". Der Verein "Spiel des Jahres" vergibt die Preise seit über 40 Jahren. Die Kritiker-Jury testet dabei jährlich Hunderte Neuerscheinungen des Spielemarktes.
- Nachrichtenagentur dpa