Nach Großbrand Wie sicher ist ein Besuch im Europapark?
Nach dem Feuer im Europapark ist der Freizeitpark heute wieder regulär geöffnet. Doch wie sicher ist ein Besuch dort generell?
Am 19. Juni kam es im Europapark Rust zu einem Großfeuer an der Attraktion "Yomi-Zauberwelt der Diamanten". Die Feuerwehr brachte den Brand zwar unter Kontrolle, der Park musste jedoch evakuiert werden.
Heute hat der Europapark wieder regulär geöffnet, wie das Parkmanagement mitteilt. Er ist Deutschlands größter Freizeitpark. Im vergangenen Jahr waren mehr als sechs Millionen Menschen gekommen, das war ein Rekord. Dennoch stellen sich Besucher jetzt die Frage, ob ein Besuch dort sicher ist.
Diese Sicherheitsprobleme gab es in der Vergangenheit
Am 26. Mai 2018 hatte es im Europapark schon einmal einen Großbrand gegeben: Die Themenbereiche Skandinavien und Holland waren größtenteils den Flammen zum Opfer gefallen.
Zerstört wurden Restaurants, Geschäfte und das Fahrgeschäft "Piraten in Batavia". Das Feuer war laut Staatsanwaltschaft durch einen technischen Defekt entstanden und hatte Millionenschäden verursacht.
Größere Unfälle hat es davon abgesehen in der jüngeren Geschichte des Parks nicht gegeben. Hin und wieder gibt es Defekte an Bahnen und Passagiere müssen evakuiert werden. Verletzte gab es dabei bislang allerdings nicht.
Warum ist das aktuelle Feuer ausgebrochen und welche Sicherheitsmaßnahmen wurden ergriffen?
Das Feuer ist vermutlich infolge eines technischen Defekts in einem Technikraum ausgebrochen. Von dort aus sei auch eine Meldung über den Brandmelder bei den Rettungskräften eingegangen, heißt es vom Park.
"Die Sicherheitsmechanismen – wie Brandmelder und Alarmpläne – haben nach derzeitigem Stand reibungslos funktioniert", versichern die Verantwortlichen auf ihrer Internetseite.
Welche Folgen hat das Feuer für die Parkbesucher?
Die Besucher am Montag wurden evakuiert und konnten ihren Parkbesuch nicht fortsetzen, es wurde jedoch niemand verletzt.
Nach aktuellem Wissensstand bleiben für die Parkbesucher vorerst die folgenden Attraktionen geschlossen: "Panoramabahn", "Alpenexpress Enzian", "Alpenexpress Coastiality", "Tiroler Wildwasserbahn", "Yomis-Zauberwelt der Diamanten" sowie die Shops "Bazar Español" und "Edelsteingrotte". Alle anderen Attraktionen können Sie wie gewohnt besuchen und nutzen.
Welche Sicherheitsmaßnahmen ergreift der Europapark generell?
Erst im Mai 2023 erklärte Europapark-Geschäftsführer Roland Mack, wie sein Freizeitpark sicher gemacht werde. Der Park gibt demnach jedes Jahr Millionen für mehr Sicherheit aus.
Das Geld fließe in die Überwachung, Einhaltung von Vorschriften sowie Kontrollen an den Anlagen, sagte Mack. "Sicherheit ist für uns wichtig." Das Familienunternehmen sei auch in der Produkthaftung, da es Achterbahnen bei der Firma Mack Rides selbst herstelle.
Laut Mack tauscht man sich seit Langem eng mit dem Tüv Süd aus. "Vor dem Saisonstart und während der Saison kommen insgesamt über drei Monate hinweg zehn bis zwölf Mitarbeiter vom Tüv für Kontrollen." Eigene Mitarbeiter, die die Anlagen bedienen, werden demnach stufenweise ausgebildet. "Zusätzlich wird zweimal monatlich an den Großachterbahnen die Räumung geprobt."
Elektro- und Maschinenbauingenieure sowie weiteres Fachpersonal setzen die Anlagen instand, wie Mack sagte. In einem eigenen Werk mit sechs Mitarbeitern würden Achterbahnzüge zudem zerlegt und überprüft – gegebenenfalls würden Teile ausgetauscht.
Was sagt der Tüv zum Europapark?
Der Tüv-Verband in Berlin hatte angesichts schwerer Unfälle in der Branche im April ein Maßnahmenbündel vorgeschlagen. Dazu gehören verstärkte Kontrollen, damit Vorschriften für Achterbahnen, Karussells, Riesenräder und andere Fahrgeschäfte auf Volksfesten und in Freizeitparks eingehalten werden. Fahrgeschäfte haben dem Verband zufolge zwar ein hohes Sicherheitsniveau – doch das Sicherheitssystem müsse immer wieder hinterfragt werden.
Der Tüv Süd hingegen hat dem Freizeitpark in Rust als weltweit erstem Freizeitpark ein Sicherheitszertifikat verliehen. "Der Europapark überzeugt in Konstanz und Schlüssigkeit seines Sicherheitskonzeptes für Fahrgeschäfte", ist das Fazit von Wilhelm Schaaf, Leiter der Zertifizierungsstelle für Fliegende Bauten des Tüv Süd.
Dazu wurden mehr als 40 Fahrgeschäfte im Park auf sicherheitstechnische Aspekte überprüft. Grundvoraussetzung bleiben die technischen Einzelprüfungen der Fahrgeschäfte. Mehrere Wochen lang führten die Tüv-Experten sicherheitstechnische Prüfungen zum Beispiel von elektrischen, hydraulischen und pneumatischen Anlagenteilen durch, testeten unter anderem Geschwindigkeit und Bremswirkung sowie das subjektiv erlebte Fahrempfinden.
Wie können Sie selbst für einen sicheren Freizeitparkbesuch sorgen?
Die Gäste seien ebenfalls in der Verantwortung, sagt Mack. Für spezielle Hochgeschwindigkeitsbahnen gebe es klare Regeln: "Wir weisen auf Schildern darauf hin, dass schwangere Frauen und Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen auf dieser Achterbahn nicht mitfahren dürfen."
Arme dürften nicht herausgestreckt werden. "Die Anlagen sind grundsätzlich nicht gefährlich, denn sie sind schienengebunden. Bei Technik gibt es aber immer ein Restrisiko", resümierte er.
- Eigene Recherche
- europapark.de: "Aktueller Informationsstand"
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa