Gefährliche Masche der Hersteller Gesundheitsschädlich: Billiges Palmöl in Pommes und Chips gefunden
Was wäre ein Badeausflug ohne eine deftige Portion Fritten? Aber Verbraucherschützer warnen vor einer gefährlichen Masche der Hersteller.
Es ist Sommer und die Pommesbuden in den Freibädern brummen. Aber kann man die fettigen, frittierten Kartoffelstäbchen tatsächlich bedenkenlos essen? Nicht immer, sagt die Hamburger Verbraucherzentrale. Sie ließ Stichproben machen und kam zu dem Ergebnis, dass einige Hersteller von Pommes frites und Kartoffelchips auch weiterhin billiges Palmöl statt Sonnenblumenöl verwenden.
Nach Aussage der Verbraucherschützer wurden die Produkte teils sogar in alten Packungen mit falscher Kennzeichnung vertrieben. In der Zutatenliste war demnach Sonnenblumenöl aufgeführt. Der Hinweis auf das ersatzweise verwendete Palmöl fand sich lediglich in einem Aufdruck in dem Feld mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum.
Marktlage bessert sich, Hersteller schert das nicht
Laut Verbraucherzentrale ist das durch eine Flexibilisierungsregelung bei der Lebensmittelkennzeichnung zwar übergangsweise erlaubt, damit die Branche auf außergewöhnliche Lieferengpässe reagieren kann. Eine solche Situation lag im vergangenen Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor, die ein führender Produzent von Sonnenblumenöl ist. Das Öl wurde weltweit knapp, weshalb Unternehmen alternativ auf Palmöl und Palmfett umstiegen.
Nach Einschätzung der Verbraucherschutzzentrale hat sich die Marktlage aber inzwischen wieder entspannt, Hersteller von Kartoffelfertigprodukten oder auch Cerealien halten dennoch weiterhin an Palmöl fest.
"Unseres Erachtens nach nutzen die betroffenen Hersteller die Ausnahmesituation des letzten Jahres zu ihren Gunsten aus", erklärt der Lebensmittelexperte der Hamburger Verbraucherzentrale, Armin Valet.
Im schlimmsten Fall krebserregend
Für die Unternehmen sei das wegen des niedrigeren Preises lukrativ, für die Verbraucher entstünden aber Nachteile. So bestehe Palmöl zu einem größeren Teil aus gesundheitlich weniger wünschenswerten gesättigten Fettsäuren, sagen die Verbraucherschützer. Auch könnten bei der Verarbeitung krebserregende Stoffe entstehen. Lesen Sie hier mehr dazu, warum Palmöl ihre Gesundheit schädigen kann.
Wieso ist Palmöl ungesund?
Palmöl ist reich an gesättigten Fettsäuren und kann deshalb LDL-Cholesterinwerte im Blut steigern. LDL gilt als das "schlechte" Cholesterin, weil es das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten erhöhen kann.
Das unbehandelte Palmöl ist übrigens nicht krebserregend. Doch die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa warnt vor Produkten, die raffiniertes Palmöl enthalten. Denn bei der Verarbeitung bei Temperaturen um die 200 Grad entstehen Stoffe, die gentoxisch und krebserregend sind.
Wie lasse ich mich als Verbraucher nicht täuschen?
Klar, wer an der Imbissbude eine Portion Pommes bestellt, kann sich schlecht über die Inhaltsstoffe informieren. Aber wenigstens beim eigenen Wocheneinkauf hat man eine Chance. So sollten Verbraucher nach wie vor sehr genau auf die Zutatenliste achten und auf einen möglichen Aufdruck im Feld mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, rät Ernährungsexperte Valet.
Auf der Website der Verbraucherzentrale Hamburg finden Interessierte eine Übersicht aller betroffenen Produkte mit entsprechenden Abbildungen.
So gingen die Analysten bei ihrem Palmöl-Check vor
Die Verbraucherzentrale untersuchte im April nach eigenen Angaben 13 Produkte, bei denen Sonnenblumenöl im Sommer 2022 durch Palmöl ersetzt worden war. Zwölf waren noch immer mit Palmöl als Zutat im Handel. Nur eine Sorte Chips enthielt wieder ausschließlich Sonnenblumenöl. Sie forderten ein Einschreiten der Lebensmittelüberwachung und rieten Verbraucherinnen und Verbrauchern dazu, sehr genau auf Zutatenlisten sowie Aufdrucke zu achten.
- Pressemitteilung der Verbaucherzentrale Hamburg : "Immer noch Palmöl in Pommes Frites, Chips und Co."
- Europäische Lebensmittelbehörde (Efsa): "Prozesskontaminanten in Pflanzenölen und Lebensmitteln"