Neue Studie Hungergefühl verlangsamt das Altern bei Fliegen
Lange leben und Altersbeschwerden verringern – das wünschen sich viele Menschen. Eine Studie an Fruchtfliegen zeigt nun: Das Hungergefühl könnte dabei helfen.
Es ist allseits bekannt, dass sich die Ernährung auf die körperliche Gesundheit auswirkt und sogar beeinflussen kann, wie wir altern. Forscher vermuten, dass ein vorübergehender Verzicht auf Nahrung – das sogenannte Fasten – oder eine dauerhafte reduzierte Kalorienaufnahme Stoffwechselprozesse verändern kann, welche den Alterungsprozess der Zellen mitbestimmen.
Bereits länger gingen Forscher davon aus, dass die geringe Kalorienaufnahme an sich den Prozess des Alterns verlangsamt. Eine neue Studie legt nun allerdings nahe, dass allein das Gefühl von Hunger die positiven Effekte auf das Altern verursachen könnte, zumindest bei Drosophila, der Fruchtfliege.
Studie an Fruchtfliegen
Wissenschaftler an der University of Michigan haben den Effekt des Hungerns auf den Alterungsprozess von Fruchtfliegen untersucht. Sie fanden heraus, dass durch das Gefühl des Hungers bei den Fliegen neuronale Veränderungen stattfinden, die sich auf die Zellalterung auswirken könnten.
In der Untersuchung wurden Fliegen mit unterschiedlicher chemisch hergestellter Nahrung gefüttert und daraufhin ihr Hungergefühl sowie ihr Altern beobachtet. Dazu wurden bei einer Testgruppe verzweigte Aminosäuren aus der Nahrung entfernt. Diese Art von Aminosäuren ist für den Eiweißaufbau, insbesondere für den Aufbau der Muskulatur, notwendig und sorgt für ein Sättigungsgefühl.
Hungernde Fliegen leben länger
Es zeigte sich: Fliegen, die hungrig gemacht wurden, waren langlebiger. "Wir haben festgestellt, dass Hunger die Alterung bei Drosophila verändert", schreiben die Autoren in ihrer im Fachblatt "Science" veröffentlichten Analyse.
Allerdings verlängerte sich die Lebensdauer auch bei jenen Fliegen, die im Experiment durch die Aktivierung von bestimmten Neuronen hungrig wurden. Diese Entdeckung legt nahe, dass weniger die Aufnahme oder der Verzicht von bestimmten Nahrungsmitteln eine relevante Rolle im Alterungsprozess spielt, sondern eher das Hungergefühl selbst.
Die hungernden Fliegen hatten eine längere Lebensspanne, obwohl sie sogar mehr Kalorien zu sich nahmen. Das Forscherteam vermutet, dass dies auf epigenetische Veränderungen an den Histonen zurückzuführen ist.
Das sind Proteine, die sich um die DNA wickeln und sie so komprimieren und schützen. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine Modifikation der Histonproteine im neuronalen Kreislauf im Gehirn für das verlangsamte Altern verantwortlich sein könnte.
Kein Beweis für den Erfolg des Fastens
Allerdings lassen sich diese Schlussfolgerungen nicht auf den Menschen übertragen. Etwa 60 Prozent der Fliegen-Gene finden sie beim Menschen in ähnlicher Form – die Forschung an Fruchtfliegen kann daher wichtige Hinweise geben, wie bestimmte Prozesse auch bei Säugetieren oder Menschen funktionieren, es gibt aber dennoch zu große Unterschiede. Dass reduzierte Kalorienaufnahme den Alterungsprozess auch bei Menschen verlangsamt, ist bislang nicht zu 100 Prozent bewiesen.
Die Studie des US-amerikanischen Teams kann daher nicht als Nachweis für den positiven Effekt von Fasten herangezogen werden. Trotzdem geben die Ergebnisse Einblicke in die Verbindung zwischen dem Stoffwechsel, der Nahrungsaufnahme und dem Alterungsprozess.
- ugb.de: "Fasten hält jung"
- spektrum.de: "Hungergefühl allein verlangsamt Alterung bei Fliegen"
- science.org: "Effects of hunger on neuronal histone modifications slow aging in Drosophila"
- Max-Planck-Gesellschaft: "Warum erforschen Wissenschaftler Fliegen?"