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Gefährliche Chemikalien aus Toilettenpapier im Abwassersystem gefunden


Unzerstörbare Substanzen
Gefährliche Chemikalien in Toilettenpapier

Von t-online, dom

Aktualisiert am 04.03.2023Lesedauer: 2 Min.
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Eine Rolle Toilettenpapier auf einer Toilette (Symbolfoto): Was dieses unschuldige weiße Papier anrichten kann. (Quelle: IMAGO/Andreas Poertner)
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In Abwassersystemen werden unzerstörbare Chemikalien gefunden. Woher sie kommen? Aus unseren Häusern und Wohnungen.

Jeder Deutsche verbraucht im Jahr rund zwölf Kilogramm Toilettenpapier. Das sind 134 Rollen. Nur in den USA ist der Klopapierverbrauch höher: Hier sind es 141 Rollen pro Person jährlich. Die Öko-Bilanz von herkömmlichem Klopapier ist eher schlecht – und was Forscher jetzt herausgefunden haben, sollte uns Sorgen bereiten. Sie machten Toilettenpapier als Quelle für den Eintrag langlebiger, krebserregender PFAS-Chemikalien in unsere Abwassersysteme aus.

Die Chemikalien, auch Ewigkeitschemikalien genannt, werden wegen ihrer fettlösenden und wasserabweisenden Eigenschaften in vielen Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln verwendet. Auch einige Papierhersteller fügen PFAS hinzu, wenn sie Holz zu Zellstoff verarbeiten. Dieses kann dann im fertigen Produkt landen, auch in recyceltem Toilettenpapier, das häufig aus PFAS-haltigen Fasern hergestellt wird, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Environmental Science & Technology Letters Journal". Immer wenn wir auf die Klospülung drücken, und mit PFAS versetztes Papier herunterspülen, landet das in unseren Kläranlagen.

Warum werden PFAS "Ewigkeitschemikalien" genannt?

PFAS steht für Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen. Die Verbindungen gelten als praktisch unzerstörbare Chemikalien und großes Umweltproblem. Denn bei den langkettigen, organischen Verbindungen, deren Wasserstoff- durch Fluoratome ersetzt wurden, ist die Bindung so stark, dass sie nur unter hohem Aufwand wieder getrennt werden können.

PFAS verbleiben nach der Aufnahme lange im menschlichen Organismus. Die Anreicherung erfolgt nicht im Fettgewebe, sondern in Organen (zum Beispiel in der Leber) und Blutproteinen. Beide Stoffe besitzen im Tierversuch lebertoxische, krebserregende und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften, berichtet das Umweltbundesamt.

Um einen Überblick darüber zu bekommen, wie viel PFAS ins Abwasser gespült wird und wie gefährlich die jeweiligen Verbindungen für unsere Gesundheit sind, holten die Forscher weit aus. Sie beschafften sich für ihre Untersuchung Toilettenpapierrollen aus Nord-, Süd- und Mittelamerika, Afrika und Westeuropa. Zudem sammelten sie Klärschlammproben aus acht US-amerikanischen Kläranlagen.

Wissenschaftler identifizieren krebserregende Substanz

Die in den Proben enthaltenen PFAS-Substanzen wurden extrahiert und sechs verschiedene PFAS-Substanzen identifiziert. Dabei tauchten am häufigsten sogenannte "isubstituierte Polyfluoralkylphosphate (6:2 diPAP) auf. Diese Verbindungen können sich in stabilere PFAS wie Perfluoroktansäure umwandeln, die als krebserregend gilt.

Die Wissenschaftler kombinierten ihre Messergebnisse mit Daten aus anderen Ländern und konnten so abschätzen, wie stark Toilettenpapier die jeweiligen Abwässer mit dem giftigen diPAP belastet: So ist der Beitrag des Klopapiers in den USA und Kanada mit jeweils rund vier Prozent am geringsten, dort gibt es insgesamt die höchsten PFAS-Belastungen. Höher ist der Anteil aus dem WC-Papier in Schweden (32 Prozent). In Frankreich ist er mit 89 Prozent am höchsten.

EU-Länder wollen "Ewigkeitschemikalien" verbieten

Deutschland, Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Schweden fordern ein Verbot der PFAS-Chemikalien. Sie stellen Anfang Februar einen entsprechenden Antrag bei der EU-Chemikalienagentur ECHA in Helsinki. Mit einer Umsetzung des Verbots durch die EU-Kommission kann nach Angaben der F.A.Z. wohl frühestens 2026 gerechnet werden.

Verwendete Quellen
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