Salmonellen, Schimmelpilze und Viren Anstieg an Lebensmittelrückrufen: "So viel wie nie zuvor"
Salmonellen, Schimmelpilze und Viren: Im vergangenen Jahr gab es so viele Lebensmittelrückrufe wie noch nie. Das zuständige Bundesamt erklärt warum.
Ein Hering in Aspik ist auf "Lebensmittelwarnung.de" zurzeit der jüngste Eintrag. Der Fischsnack, der in sechs verschiedenen Bundesländern verkauft wird, kann Salmonellen enthalten und wird zurückgerufen. Keine Seltenheit, sagt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Im Gegenteil.
311 Rückrufe gab es im Jahr 2022 auf "Lebensmittelwarnung.de", dem Portal der Bundesländer und des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Das waren 29 mehr als im Vorjahr – "so viel wie nie zuvor", sagt Georg Schreiber, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des Bundesamts.
Häufigste Warnung wegen Salmonellen
Bei mehr als einem Drittel (108) der Rückrufe waren nach Angaben des BVL mikrobiologische Verunreinigungen Grund der Warnung. Dabei ging es hauptsächlich um Salmonellen – ein Erreger, der vor allem für Kinder und alte Menschen gefährlich werden kann. Sie wurden 47 Mal gemeldet.
Andere Ursachen für die Verunreinigung der Produkte waren daneben auch Darmbakterien wie Campylobacter oder E.coli, außerdem Schimmelpilze und Viren.
Diese Mikroorganismen können laut BVL bereits im lebenden Nutztier vorkommen und dann über den Schlachtprozess oder die Rohmilch in die Lebensmittelkette gelangen. Verunreinigungen können aber auch schon bei der Ernte, Herstellung und Verarbeitung, Lagerung oder dem Handel von Lebensmitteln entstehen. Die genannten Keime führen immer wieder zu schweren Magen-Darm-Infektionen und sind höchst ansteckend.
Hersteller melden disziplinierter
Dass zahlreiche Krankheitserreger in unser Essen gelangen, mag erschreckend klingen. "Dies bedeutet aber nicht, dass Lebensmittel in Deutschland unsicherer geworden sind", so Schreiber. Es werde nur mehr und besser gewarnt. "Die neuerliche Zunahme der Meldungen im Portal Lebensmittelwarnung.de zeigt, dass Unternehmen und Handel ihrer gesetzlichen Meldepflicht nachkommen und somit zum hohen Niveau der Sicherheit von Lebensmitteln in Deutschland beitragen."
Das Portal "Lebensmittelwarnung.de" gibt es seit zehn Jahren. In den vergangenen Jahren ist den Angaben zufolge ein stetiger Anstieg der Meldungen zu verzeichnen: 2022 (311), 2021 (282), 2020 (273). Die Gründe, die zu einer Zunahme der Meldungen und letztendlich zu einer Erhöhung der Lebensmittelsicherheit führen, sind :
- Unternehmen stehen heutzutage Rückrufen weniger ablehnend gegenüber. Öffentliche Rückrufe werden inzwischen als Bestandteil eines verantwortungsvollen Managements gesehen, mit dem auch Vertrauenswürdigkeit demonstriert wird, so das Amt.
- Bedingt durch den technischen Fortschritt haben sich die Analyse- und Testmethoden so weit entwickelt, dass heutzutage auch geringste Verunreinigungen aufgespürt werden.
- Absenkungen von zulässigen Höchstmengen führen zu mehr Meldungen und insgesamt zu einem höheren Gesundheitsschutz.
Zurück zum jüngsten Rückruf: Der Lebensmittelhersteller Anker GmbH Fisch- und Feinkostfabrik hat wegen Salmonellengefahr Heringe zurückgerufen. Betroffen seien einzelne Chargen der 200-Gramm-Packung "Anker Hering in Gelee" mit dem Haltbarkeitsdatum 6.4.2023, teilte das Unternehmen in Dassow in Mecklenburg-Vorpommern mit. Das Produkt sei im Einzelhandel vertrieben worden. Es könne dort auch zurückgegeben werden, teilte das Unternehmen weiter mit.
- Informationsdienst Wissenschaft: "Mehr Rückrufe auf Lebensmittelwarnung.de"
- Lebensmittelwarnung.de: "Warnportal für Lebensmittel"
- Agenturmaterial