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Sex und Dirty Talk in Gebärdensprache: Wie geht das?


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Dirty Talk in Gebärden: Wie geht das?

  • T-Online
InterviewVon Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 23.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Frau mit Gebärdensprache "Vielen Dank": Auch beim Sex kommunizieren taube und stumme Menschen via Handzeichen.Vergrößern des Bildes
Frau mit Gebärdensprache "Vielen Dank": Auch beim Sex kommunizieren taube Menschen via Handzeichen. (Quelle: petekarici/getty-images-bilder)

Für viele gehören das Stöhnen und manchmal der Dirty Talk zum Sex dazu. Wie ist das bei gehörlosen Menschen? t-online hat eine Expertin gefragt.

Mehr? Schneller? Sanfter? Kommunikation ist vor allem beim Geschlechtsverkehr wichtig. Nicht allen ist es dabei möglich, sich verbal zu äußern – beispielsweise sind gehörlose Menschen sehr darauf angewiesen, sich via Gebärden mit ihrem Partner auszutauschen.

Kann das beim Vorspiel oder beim Sex zum Problem werden? t-online hat Conny Tiedemann intime Fragen gestellt. Die Sozialarbeiterin ist gehörlos und setzt sich verstärkt für mehr Respekt gegenüber hörgeschädigten Menschen ein.

t-online: Gibt es Dirty Talk auch bei gehörlosen Menschen?

Conny Tiedemann: Ja, natürlich. Da schauen wir uns intensiv in die Augen. Diese sind dann aber nicht weit aufgerissen, sondern eher halb geschlossen. Wenn wir Dirty Talk gebärden, kann man merken, dass es eher in die erotische Richtung geht.

Beide müssen also sehr aufeinander achten. Das klingt nach einer sehr intensiven und intimen Verbindung.

Das ist sie. Für uns haben Stöhnen und nebenbei Reden keine Wirkung. Man muss also an dem Gesicht ablesen können, dass die Person erregt oder in der Stimmung ist und Dirty Talk nutzt.

Für viele Paare gehören gegenseitige Berührungen zur Stimulation dazu. Wie funktioniert das bei gehörlosen Menschen, wenn diese doch ihre Hände vorwiegend zur Kommunikation nutzen?

Es hängt von den Räumlichkeiten ab. Wenn man im Schlafzimmer ist, nehmen wir Berührungen anders wahr als in anderen Räumen. Da wird natürlich anderen Körperteilen Aufmerksamkeit geschenkt. So spielen beispielsweise Schultern beim Vorspiel keine große Rolle, sondern eher die Arme. Auch die Berührung des Rückens kann sehr erregend sein. Wir benutzen die Hände zur Kommunikation, aber berühren nicht die ganze Zeit die andere Person.

Wie erfolgt die Kommunikation beim Sex? Beispielsweise, wenn der Partner eine intensivere oder sanftere Stimulation oder Penetration wünscht?

Eine interessante Frage. Mit der Hand kann man dem anderen Bescheid geben, ob man eine intensivere Stimulation vornehmen soll, zum Beispiel klopft man auf den Arm und der andere versteht das. Oder wenn es langsamer gehen soll, drücken wir den Oberkörper weg oder bewegen uns ein wenig weg. Und gebärden auch schon mal: bitte etwas langsamer oder schneller.

Das sind gute Ideen, die sicherlich auch hörende Menschen anwenden könnten.

Ja, wir kennen den einen oder anderen Kniff, der sicherlich auch für hörende Paare hilfreich und interessant sein dürfte.

Conny Tiedemann: Die Sozialarbeiterin engagiert sich für taube Menschen.
Conny Tiedemann: Die Sozialarbeiterin engagiert sich für gehörlose Menschen. (Quelle: Conny Tiedemann)

Info

Conny Tiedemann ist Expertin für sexuelle Aufklärung für gehörlose Menschen. Auf ihrem Instagram-Kanal bricht sie mit Tabus und erklärt in Gebärdensprache alles, was man über Sex wissen sollte.

Es ist auch nicht in jeder Position – beispielsweise beim Oralverkehr oder in der 69-Stellung – möglich, die Gestik des Partners zu sehen. Gibt es hierfür auch spezielle Tricks?

Da soll man sich einfach fallen lassen und genießen. Nicht in jeder Position muss man die Mimik des Partners sehen. Zum Beispiel kann man bei der Doggy-Stellung auch nicht so gut sehen und trotzdem ist es eine grandiose Stellung. Tricks sind da eher, dass wir mit den Händen kommunizieren können. Also geben wir mit Handdrücken Zeichen, ob etwas gut war.

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Gehörlose gehen also im Vergleich zu hörenden Paaren viel mehr aufeinander ein, indem sie vermehrt auf die Körpersprache ihres Partners achten. Und wie sieht es bei Experimenten aus? Sicherlich wollen beide auch mal etwas anderes ausprobieren, wie beispielsweise verbundene Augen oder Fesselspiele. Da stelle ich mir die Kommunikation etwas schwieriger vor.

Selbstverständlich wird sowas auch gemacht. Für verbundene Augen ist gegenseitiges Vertrauen sehr wichtig, da ansonsten schnell etwas schiefgehen kann. So eine Situation eignet sich nicht für One-Night-Stands, aber für regelmäßige Treffen oder eine Beziehung schon.

Vorher kann man vieles kommunizieren und klären. Wenn dies nicht möglich ist, dann mit den Händen, Körpersprache. Die Person kann merken, was der andere mag oder nicht.

Vielen Dank, Conny Tiedemann, für das Interview.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Conny Tiedemann am 14.09.2022 (Sozialarbeiterin), vermittelt durch We-Vibe
  • instagram.com: Sexfee.Conny
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