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Hausbesitzer und Mieter: So verändert die EU mit "Fit for 55" Ihre Heizkosten


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Hausbesitzer und Mieter
So will die EU die Heizkosten senken


Aktualisiert am 13.04.2023Lesedauer: 5 Min.
Ein Straßenzug in Hamburg (Symbolbild): Die Pläne der EU-Kommission sollen den Gebäudesektor in allen 27 Mitgliedsstaaten umkrempeln.Vergrößern des Bildes
Ein Straßenzug in Hamburg (Symbolbild): Die Pläne der EU-Kommission sollen den Gebäudesektor in allen 27 Mitgliedsstaaten umkrempeln. (Quelle: Ammering/imago-images-bilder)
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Ob Einfamilienhaus, Mietskaserne oder Sozialwohnung: Die geplante Renovierungswelle der EU trifft sie alle. Nachhaltiges Wohnen soll kein Luxus mehr sein. t-online erklärt, was das für Sie bedeutet.

Es ist ein guter Tag für Mieter, Handwerker und Heizungsbauer. Und für das Klima. Denn in Brüssel werden die Weichen auf warme Wohnungen, sinkende Heizkosten und volle Auftragsbücher gestellt. Neue Pläne der EU sollen eine Renovierungswelle lostreten.

"Die meisten Gebäude, die heute stehen, werden auch 2050 noch hier sein", sagte EU-Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans am Dienstag. "Damit deren Energieverbrauch und Emissionen sinken, müssen wir renovieren!"

Gebäude verschlingen zu viel Energie

Das vorerst letzte Paket der EU-Klimainitiative "Fit für 55" soll gleich zwei Ziele der Europäischen Union erreichen: ärmere Haushalte aus der Energiekostenfalle befreien und dabei helfen, die Treibhausgasemissionen der EU-Mitgliedsstaaten deutlich zu senken.

Allein die Wohn-, Geschäfts- und Fabrikgebäude verschlingen bisher 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der EU. In Deutschland sind es immerhin rund 35 Prozent. Eine riesige Menge, die vor allem auf schlechte oder fehlende Isolierung zurückgeht. Denn neben Warmwasser, Beleuchtung und Kühlung wird die meiste Energie für warme Räume verbraucht.

Doch je schlechter die Wärmebilanz von Gebäuden, desto mehr muss geheizt werden. Das geht einerseits ins Geld; besonders wenn die Gaspreise so hoch sind wie im Moment. Andererseits verursachen Gebäude auch hohe Treibhausgasemissionen, die die Klimakrise weiter verschärfen.

Energieeffizienz bisher kaum Thema beim Renovieren

Das liegt an konventionellen Heizsystemen, die mit fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und teils sogar noch Kohle laufen. Und an Baustoffen wie Zement, die nur unter hohem Energieaufwand hergestellt werden können. Aktuell verursachen Gebäude noch 36 Prozent der jährlichen Emissionen in der EU. Die Europäische Kommission will das nicht mehr tolerieren.

Geht es nach den neuen Vorschlägen der EU, sollen energiefressende Gebäude aber schon bald der Vergangenheit angehören. Dass die Wende nicht von allein kommt, zeigen die Zahlen: Bisher wird jährlich nur 1 Prozent aller Gebäude in der EU so renoviert, dass sich der Energieverbrauch deutlich verbessert. Die effektivsten energetischen Umbauten werden sogar nur bei 0,2 Prozent aller Gebäude vorgenommen.

Die wichtigsten Vorhaben für Hausbesitzer, Mieter und Vermieter im Überblick:

Renovierungspflicht soll kommen

Gute Nachricht für Mieter: Wer in einer besonders schlecht isolierten Wohnung lebt, beim Vermieter aber bisher keine Renovierung durchsetzen konnte, erhält nun Rückenwind. Der Gesetzentwurf der EU sieht vor, dass Gebäude mit der schlechtesten EU-Energieklasse zwingend auf einen Mindeststandard renoviert werden müssen.

Gelten soll dies für jene Häuser und Fabriken, deren Energiezertifikat die Kategorie "G" ausweist. In diese unterste Klasse fallen in der EU immer noch 15 Prozent aller Gebäude. Doch mit dem Mindeststandard ist es nicht getan.

Schub für die größten Energiefresser

Mittelfristig sollen die schlechtesten Kategorien der Energieklassifizierung abgeschafft werden. Für die Eigentümer der betroffenen Gebäude würde das bedeuten: Es muss entweder sofort umfassend energetisch renoviert werden oder über mehrere Jahre. Sonderlich viel Zeit für eine schrittweise Renovierung soll es aber nicht geben.

Dem EU-Plan zufolge müssten Wohngebäude in Privatbesitz spätestens bis zum Jahr 2030 die Mindeststandards für die Energieeffizienzklasse F erreichen, bis 2033 dann sogar jene der Klasse E. Im Klartext dürfte das heißen: Dreifachverglasung, vernünftige Wärmedämmung von Dächern und Wänden, effizientere und gegebenenfalls auch grünere Heizsysteme. Für die letzten Kohleöfen könnte das der Todesstoß sein.

Auch wichtig für Vermieter und Verkäufer: Die Energieklasse des Gebäudes soll zukünftig in allen Miet- und Kaufangeboten stehen müssen. Ohne einen Energieausweis geht dann nichts mehr. Außerdem sind verpflichtende Ladestationen für E-Autos für alle Wohn- und Gewerbeimmobilien angedacht.

Privateigentümer nicht als Erste

Den ersten Schritt sollen allerdings Regierungen, Verwaltungen und Unternehmen in den EU-Mitgliedsländern gehen. Für alle öffentlichen Gebäude und solche, die nicht für Wohnzwecke genutzt werden, wünscht Brüssel sich einen Renovierungsturbo.

Die Hochstufung in Energieklasse F soll dort schon bis 2027 vollbracht und Klasse E spätestens 2030 erreicht sein. Wie die einzelnen Staaten den Renovierungsfortschritt kontrollieren, soll den jeweiligen Regierungen überlassen bleiben.

Mehr Geld für energieeffizienten Umbau

Auch der EU-Kommission ist klar: Energieeffizienz gibt es nicht umsonst. Damit Hauseigentürmer, Vermieter, Unternehmen und Kommunen nicht zu stark finanziell belastet werden, sollen zusätzliche Fördergelder fließen. Diese, so Klima-Kommissar Timmermans in der Pressekonferenz, könnten sowohl von den Mitgliedsstaaten selbst, aber auch aus EU-Töpfen kommen. Genauere Details zu den Geldern aus Brüssel nannte er noch nicht.

Außerdem will die Europäische Kommission die Mitgliedsländer ermutigen, dafür zu sorgen, dass private und öffentliche Kredite für energieeffiziente Renovierungsmaßnahmen leichter und günstiger zu bekommen sind. Gerade ärmere Haushalte müssten besondere Unterstützung bei der Finanzierung bekommen.

Die Investition dürfte sich lohnen: Im Gegensatz zu neuen Tapeten und vielen anderen ästhetischen Renovierungen macht sich ein energetischer Umbau auch langfristig bezahlt. Die Ausgaben sind nach einigen Jahren wettgemacht, die Energiekosten dauerhaft gesenkt. Von der schrumpfenden Zahl auf der Heizkostenrechnung profitieren dann auch die Mieter.

Das Ende von Öl- und Gasheizungen naht

Während die Gelder für klimafreundliche Umbauten lockerer sitzen sollen, sieht es für konservative Heizsysteme schlecht aus. So will die EU dafür sorgen, dass ab 2027 kein EU-Land mehr finanzielle Anreize für Öl- und für Gasheizungen gewährt.

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Gleichzeitig soll es Mitgliedsstaaten ermöglicht werden, jegliche Nutzung von Öl- und Gasthermen in öffentlichen Gebäuden zu verbieten. Das Ziel der EU-Behörde: Nachhaltige Wärmeenergien und moderne Heizsysteme wie Erdwärmepumpen, Luftwärmepumpen oder Brennstoffzellenheizungen müssen attraktiver werden.

Bis spätestens 2040 sollen die Regierungen in den 27 EU-Hauptstädten dafür sorgen, dass fossile Energieträger überhaupt nicht mehr zum Heizen oder Kühlen von Gebäuden genutzt werden. Wie das funktionieren kann, sollen die Mitgliedsstaaten in nationalen Plänen eigenständig klären.

Nur klimaneutrale Neubauten

Alle Gebäude, die ab dem Jahr 2030 entstehen, sollen klimaneutral sein, so der Plan aus Brüssel. Geht es nach der EU, soll das für alle Gebäudetypen gelten und betrifft Einfamilienhäuser ebenso wie Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude und Fabrikhallen.

Klimaneutral bedeutet hier: Beim Bau sollen alle Emissionen von Treibhausgasen, wie beispielsweise CO2, direkt vermieden oder ausgeglichen werden. Angesichts der schlechten Klimabilanz von Beton könnte das bedeuten, dass deutlich mehr Neubauten auf alternative Baustoffe wie Holz, Ziegel, Stroh oder Lehm setzen werden. Für neue öffentliche Gebäude ist die Pflicht zum klimaneutralen Bauen bereits für 2027 angedacht.

Deutschland legt vor

Wie wichtig energieeffiziente Neubauten für den Klimaschutz sind, lässt sich auch im politischen Berlin beobachten. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hat dort ein neues Ministerium geschaffen – beziehungsweise ein altes wiederbelebt.

Nach 13 Jahren Pause gibt es nun wieder ein Bundesbauministerium. Dort soll Ministerin Klara Geywitz (SPD) vor allem dafür sorgen, dass Deutschlands anhaltender Bauboom nicht länger auf Kosten des Klimas geht.

Dass die Bundesrepublik auch selbst am Ball bleibt, ist gut. Denn die Prozesse in Brüssel dauern erfahrungsgemäß recht lang: Meist vergehen zwei Jahre, bevor sich die EU-Kommission, der Europäische Rat und das EU-Parlament über neue Gesetzesentwürfe einig werden. Bis zur europäischen Renovierungswelle dürfte es daher noch mindestens bis 2024 dauern.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Europäischen Kommission (15.12.2021, 12:30): Klima-Kommissar Frans Timmermans und Energie-Kommissarin Kadri Simson zum „Fit für 55“-Paket
  • Europäische Kommission (2021): Q&A on the revision of the Energy Performance of Buildings Directive
  • Europäische Kommission (2021): Factsheet - Energy Performance of Buildings
  • Europäische Kommission (2021): Energy statistical country datasheets, February 2021.
  • Deutsche Energie-Agentur (2021): Zahlen & Fakten – Energieeffizient Gebäude
  • Umweltbundesamt (2022): Indikatoren – Energieverbrauch für Gebäude
  • Europäische Kommission (2019): New rules for greener and smarter buildings will increase the quality of life for all Europeans
  • European Commission/IPSOS/Navigant (2019): Comprehensive study of building energy renovation activities and the uptake of nearly zero-energy buildings in the EU
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