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Interview zum Klima-Urteil für Shell: "Eine absolute Signalwirkung"


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Zentrales Shell-Urteil
"Die Entscheidung hat eine absolute Signalwirkung"

  • Theresa Crysmann
InterviewVon Theresa Crysmann

Aktualisiert am 26.05.2021Lesedauer: 2 Min.
Shell-Raffinerie im Rheinland: Der Erdöl-Gigant soll nach einem Gerichtsurteil seine CO2-Emissionen massiv senken.Vergrößern des Bildes
Shell-Raffinerie im Rheinland: Der Erdöl-Gigant soll nach einem Gerichtsurteil seine CO2-Emissionen massiv senken. (Quelle: Benjamin Horn/imago-images-bilder)
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Ein Urteil in den Niederlanden verdonnert Shell zum Klimaschutz – und zwar im Eiltempo. Im Interview mit t-online erklärt Energieökonomin Claudia Kemfert, wieso das überfällig ist und der Wirtschaft gut tut.

Der größte europäische Öl- und Gaskonzern ist bezwungen: Niederländische Richter verurteilten den Energieriesen Shell am Mittwoch zu mehr Klimaschutz. Konkret bedeutet das: die CO2-Emissionen des Konzerns müssen bis zum Jahr 2030 um 45 Prozent sinken – im Vergleich zu 2019.

Um das zu schaffen, wird Shell auf den Verkauf enormer Mengen Erdgas und Erdöl verzichten müssen. t-online hat mit der Energieökonomin Claudia Kemfert darüber gesprochen, ob der Konzern diese Umstellung schaffen kann und was das Urteil für die Branche bedeutet.

t-online: Shell soll seine CO2-Emissionen in den kommenden neun Jahren um knapp die Hälfte senken. Geht das für einen Öl- und Gaskonzern überhaupt?

Claudia Kemfert: Shell kann das schaffen, obwohl die Vorgabe durchaus ambitioniert ist. Der Konzern weiß schon sehr lange, dass er seine Emissionen deutlich senken muss und hätte viel früher in erneuerbare Energien und klimaschonende Treibstoffe investieren müssen. Das ist leider nicht ausreichend passiert – jetzt muss Shell nachsteuern und sehr viel auf einmal machen.

Shells Verteidiger bestanden darauf, es brächte nichts, einen einzelnen Konzern zu Einsparungen zu verurteilen. Die Nachfrage bleibe, andere Unternehmen rückten nach. Ist da etwas dran?

Das ist seit Jahrzehnten das typische Totschlagargument der großen Ölkonzerne, um die Verlängerung des fossilen Geschäftsmodells zu rechtfertigen. Es entlässt die Konzerne nicht aus der Verantwortung, ihre Geschäftsmodelle zu ändern und in Richtung erneuerbare Energien und klimaschonende Treibstoffe zu gehen.

Wie sieht das die Energiewirtschaft selbst?

Selbst die Internationale Energieagentur hat kürzlich bestätigt: Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien. Shell ist nun gut beraten, endlich umfassend zu investieren. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.

Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen beim Bundesumweltministerium.

Was heißt das Urteil aus den Niederlanden für die Branche weltweit?

Die Entscheidung hat eine absolute Signalwirkung. Auch für globale Energiekonzerne ist das jetzt ein klares Zeichen: raus aus den fossilen Energien und rein in die Erneuerbaren.

Bedeutet das für viele Energiekonzerne nicht das Aus, wenn deren Kerngeschäft immer noch Öl und Gas sind?

Nein, ganz im Gegenteil: Das bedeutet jede Menge wirtschaftliche Chancen. Man muss das Urteil auch als Weckruf verstehen: Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, klimaschonende Treibstoffe und digitale Geschäftsmodelle bergen auch in diesem Sektor enormes Potenzial. Auch deshalb steuern deutsche Energiekonzerne schon seit längerem um. Das Urteil ist jetzt ein weltweit wichtiges Signal, dem die internationalen Ölkonzerne auch in ihrem eigenen Interesse folgen müssen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Claudia Kemfert
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