Gipfel in Berlin Diese Schädlinge bedrohen unseren Wald
Am Mittwoch diskutieren Waldbesitzer und Fachleute im Landwirtschaftsministerium über Maßnahmen gegen das Baumsterben. Besonders vier Insekten bereiten dem gestressten Forst Probleme.
Sommerhitze, Stürme und Brände haben den deutschen Wäldern stark zugesetzt. Schädlinge wie der Borkenkäfer haben dadurch oft leichtes Spiel. Für Mittwoch lud Bundesforstministerin Julia Klöckner (CDU) deshalb zu einem nationalen Waldgipfel nach Berlin. Ein Überblick über den Borkenkäfer und einige weitere wichtige Baumschädlinge:
Borkenkäfer
Gerade durch Hitze und Sturm vorgeschädigte Bäume sind anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Der Borkenkäfer, der unter anderem Fichten befällt, ist nach Angaben der Schutzgemeinschaft deutscher Wald (SDW) einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Er befällt zunächst kränkelnde und absterbende Bäume, bei einer Massenvermehrung können aber auch gesunde Bäume absterben. Nach Expertenschätzungen zerstörten die Insekten allein im vergangenen Jahr etwa elf Millionen Kubikmeter Holz. In diesem Jahr dürfte es ebenfalls enorme Schäden geben.
Die Käfer und deren Larven leben verborgen in und unter der Rinde. Sie vernichten das Wachstumsgewebe und die Rinde der Fichten, die dadurch unweigerlich absterben. Die Bäume sind an den kahlen Stämmen zu erkennen. Wegen der höheren Temperaturen kann der Käfer seit einigen Jahren bereits im April Eier ablegen, so dass über mehrere Käfergenerationen aus einem einzigen Pärchen mehr als 100.000 neue Käfer werden.
Eichenprozessionsspinner
Der unscheinbare Nachtfalter bevorzugt warmes und trockenes Klima und breitet sich aufgrund der Klimaveränderungen immer stärker in Deutschland aus. Der Eichenprozessionsspinner bevorzugt einzeln stehende, ältere Eichen. In Trockenjahren kann es allerdings zu Massenvermehrungen kommen, dann werden auch jüngere Bäume und große geschlossene Waldgebiete befallen.
Die Raupen schlüpfen bis Anfang Mai und schließen sich zu den typischen Prozessionen zusammen. Gemeinsam wandern die behaarten Raupen, die am Ende bis zu vier Zentimeter Körperlänge erreichen, zum Fressen in die Baumkrone. Mitte bis Ende Juni verpuppen sie sich.
Ab dem dritten Larvenstadium entwickeln die Raupen mit Widerhaken versehene Brennhaare mit dem Nesselgift Thaumetopoein. Sie sind für Mensch und Tier gefährlich und lösen allergische Reaktionen aus. Die Brennhaare reizen die Oberhaut und die Schleimhäute und können Knötchen, Quaddeln und eine Hautentzündung verursachen, aber auch Schwindel, Fieber, Bronchitis, Asthma und einen allergischen Schock auslösen. Die Symptome verschwinden in der Regel nach zwei Wochen, können aber auch mit kortisonhaltigen Medikamenten gemildert werden.
Schwammspinner
Der Schwammspinner ist ein an Eichen und anderen Laubbaumarten lebender Schmetterling. Massenvermehrungen des Schädlings können zu einem kompletten Kahlfraß in einem Eichenbestand führen, so wie das in diesem Jahr in einigen Gebieten Thüringens und Sachsens beobachtet wurde.
Die Schwammspinner legen ihre Eier in Gelegen von bis zu tausend Eiern auf der Rinde ab und bedecken sie mit gelbbrauner Afterwolle. Das schwammartige Aussehen der Gelege gab der Art ihren Namen. Frisch geschlüpfte Eilarven spinnen nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft Seidenfäden und lassen sich vom Wind verwehen. So verteilen sie sich über ganze Waldbestände.
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Da die Raupen bis in den Juni hinein fressen, ist nicht nur der Maitrieb, sondern in manchen Jahren auch der sogenannte Johannistrieb betroffen. Für Menschen sind Schwammspinner in der Regel nicht gefährlich, sie sind aber auch an Obstbäumen zu finden.
Kastanienminiermotte
Seit zwei Jahrzehnten setzt den Kastanien ein kleiner aggressiver Schmetterling zu. Durch die Kastanienminiermotte verlieren die Kastanien ihre Blätter bereits im Spätsommer. Große braune Stellen zeigen den Befall.
Betroffen ist der SDW zufolge bundesweit die Hälfte aller Kastanien. Nur das Laubsammeln und Verbrennen erhöht die Überlebenschance der Bäume, weil der Schädling in den Blättern überwintert.
- Nachrichtenagentur AFP