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Forscher entdecken zum ersten Mal Mikroplastik im Menschen


Neun verschiedene Kunststoffe
Forscher entdecken zum ersten Mal Mikroplastik im Menschen

Von dpa, hs

Aktualisiert am 23.10.2018Lesedauer: 2 Min.
Mikroplastik: Bis zu 30 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen jedes Jahr in den Ozeanen, schätzt das Umweltbundesamt. Zerkleinert zu Mikroplastik – Plastikteilchen mit einer Größe von unter fünf Millimetern – werden sie von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen, diese wiederum gelangen in die menschliche Nahrungskette.Vergrößern des Bildes
Mikroplastik: Bis zu 30 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen jedes Jahr in den Ozeanen, schätzt das Umweltbundesamt. Zerkleinert zu Mikroplastik – Plastikteilchen mit einer Größe von unter fünf Millimetern – werden sie von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen, diese wiederum gelangen in die menschliche Nahrungskette. (Quelle: Bernd Wüstneck/ZB/dpa)

Forscher haben kleinste Kunststoffteile schon in Abwässern und Böden entdeckt. Jetzt haben sie bewiesen: Die Partikel gelangen auch in den menschlichen Körper.

Bei einer Pilotstudie haben Forscher aus Österreich nach eigenen Angaben erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen. Die Kunststoffpartikel wurden in den Proben von allen acht Studienteilnehmern gefunden. Das teilen die Medizinische Universität Wien und das österreichische Umweltbundesamt am mit.

So lief die Studie ab

Die Probanden im Alter zwischen 33 und 65 Jahren, die auf verschiedenen Kontinenten leben und sich nicht kennen, führten demnach eine Woche lang ein Ernährungstagebuch und gaben anschließend die Probe ab.

Alle Teilnehmer nahmen in dieser Zeit in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich. Die Mehrzahl von ihnen aß auch Fisch oder Meeresfrüchte, niemand ernährte sich ausschließlich vegetarisch.

"In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen", erklärt Bettina Liebmann, Expertin für Mikroplastik-Analysen im Umweltbundesamt.

Vor allem die Vielfalt der Kunststoffe habe sie überrascht. Am häufigsten fanden sich Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) in den Proben. Ein Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik konnten die Wissenschaftler aufgrund der kleinen Probandengruppe nicht herstellen.

Bislang wenig Forschung zu Mikroplastik im Menschen

Nach Liebmanns Angaben ist vor der Studie noch nicht viel zum Thema Mikroplastik im Menschen bekannt gewesen. Daher habe man sich zunächst auf eine Untersuchung mit wenigen Probanden konzentriert. Die Ergebnisse werden bei einem Kongress in Wien vorgestellt. Laut Liebmann soll dann die wissenschaftliche Publikation der Studie folgen. Danach wollen sich die Forscher um eine größere Studie bemühen.

Mikroplastik gelangt unter anderem durch Autoreifen-Abrieb, Zerkleinerung von Bauschutt oder Kosmetika in die Umwelt, vielfach vor allem in Gewässer. Eine Studie im Auftrag von Chemiekonzernen, Kosmetikherstellern, Wasserverbänden, Abfallentsorgern und Hochschulen hat ermittelt, dass rund 330.000 Tonnen dieses primären Mikroplastiks pro Jahr in Deutschland freigesetzt werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht dagegen durch Verwitterung und Zerfall großer Plastikteile.

Das Wissen über Herkunft, Verbreitung und Folgen von Plastik in der Umwelt ist aber insgesamt noch sehr lückenhaft. Deshalb hat das deutsche Forschungsministerium ein großes Programm aufgelegt: 18 Projekte mit rund 100 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Kommunen sollen ein Gesamtbild zeichnen, wie Kunststoffe produziert, eingesetzt, gehandelt und entsorgt werden.

Verwendete Quellen
  • dpa
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