"Kein Mensch ist immun dagegen" Klimakrise beeinträchtigt Gesundheit immer stärker
Die Klimakrise hat weltweit erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Ein neuer Bericht zeigt alarmierende Zahlen.
Die Zahl der verlorenen Schlafstunden aufgrund hoher Temperaturen ist zwischen 1986 und 2023 um fünf Prozent gestiegen. Dies berichtete ein Forschungsteam im Fachmagazin "The Lancet". Schlafmangel kann kurzfristig zu Konzentrationsproblemen führen und langfristig das Risiko für Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Doch das ist nicht die einzige gesundheitliche Einschränkung des Phänomens.
Dürren und Hitzewellen haben im Jahr 2022 in 124 untersuchten Ländern zu einer Ernährungsunsicherheit bei 151 Millionen Menschen geführt. Fast die Hälfte der globalen Landfläche erlebte mindestens einen Monat extremer Dürre. Häufigere extreme Regenfälle und Wirbelstürme führten zudem zu Überschwemmungen, Infektionskrankheiten und Wasserverschmutzung.
Höhere Temperaturen begünstigen auch die Verbreitung von Krankheiten wie Denguefieber, Malaria, West-Nil-Fieber und Vibrionen-Infektionen. Immer mehr Menschen in gemäßigten Breiten, also auch in Deutschland, sind dem Risiko einer solchen Übertragung ausgesetzt. Das aus mehr als 120 Expertinnen und Experten bestehende Forschungsteam um Marina Romanello vom Institute for Global Health des University College London hat zahlreiche Studienergebnisse für den Report zusammengetragen.
Milliarden Arbeitsstunden werden nicht geleistet
"Der diesjährige Report deckt nicht nur die Unzulänglichkeit der bisherigen Anpassungsbemühungen auf, sondern zeigt auch eine Welt, die von dem Ziel, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, abweicht", schreibt die Gruppe. "Kein Mensch und keine Volkswirtschaft auf diesem Planeten ist immun gegen die gesundheitlichen Gefahren des Klimawandels", warnte Romanello.
Durch große Hitze konnten 2023 weltweit 512 Milliarden Arbeitsstunden nicht geleistet werden, was insbesondere in armen Ländern zu erheblichen Verdienstausfällen führte. In diesen Ländern machten die nicht geleisteten Arbeitsstunden 7,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, in reichen Ländern waren es nur 0,5 Prozent. Die durchschnittlichen jährlichen wirtschaftlichen Verluste durch wetterbedingte Extremereignisse stiegen seit 2014 um fast ein Viertel auf 227 Milliarden US-Dollar.
Der Bericht enthält auch Daten zur Situation in Deutschland. Die jährliche Anzahl der Stunden, in denen die Umgebungstemperatur ein mittleres oder höheres Risiko für Hitzestress bei leichter körperlicher Betätigung im Freien darstellte, lag demnach im Zeitraum von 2014 bis 2023 fast doppelt so hoch wie im Zeitraum von 1990 bis 1999.
Osten Deutschlands besonders von Hitze betroffen
Im vergangenen Jahrzehnt war die Bevölkerung durchschnittlich acht Hitzetagen pro Jahr ausgesetzt, wobei der Osten Deutschlands tendenziell stärker betroffen war, wie es weiter heißt. Betont wird zudem der Beitrag bestimmter Ernährungsweisen und der Nutzung fossiler Brennstoffe zu Treibhausgasemissionen sowie Krankheiten und Todesfällen.
Die Autoren des Berichts kritisieren anhaltende Investitionen in fossile Brennstoffe und Verzögerungen bei der Anpassung an den Klimawandel. Noch immer würden Billionen Dollar für Subventionen in fossile Brennstoffe ausgegeben, anstatt diese Mittel in erneuerbare Energien umzuleiten. Dies gefährde die Gesundheit und das Leben von Millionen Menschen weltweit.
"Öl- und Gasunternehmen – unterstützt von vielen Regierungen und dem globalen Finanzsystem – verstärken weiterhin die Abhängigkeit der Welt von fossilen Brennstoffen", sagte die Mitautorin Stella Hartinger von der Universidad Peruana Cayetano Heredia. Gesundheit und Überleben von Millionen Menschen würden aufs Spiel gesetzt.
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- Nachrichtenagentur dpa