Klimaschutz mit Hund Hitzewelle bedroht unsere Vierbeiner
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Die Klimakrise betrifft alle Lebensbereiche – und gefährdet selbst unsere Haustiere. Doch wir können sie schützen.
Als ich vergangenen Sommer ein Wochenende lang auf den Hund meiner Schwester aufpassen sollte, machte mir eine Hitzewelle die Aufgabe überraschend leicht. Der sonst ziemlich aufgeweckte – und manchmal ehrlicherweise auch anstrengende – Hund lag fast nur auf seinem Kissen. Er bewegte sich, um Wasser zu trinken und in der Mittagszeit seinen Körper direkt auf den kühleren Boden zu legen. Rausgehen wollte er kaum, mich zum Spielen animieren auch nicht. Selbst um lautstark nach seinem Frauchen zu jaulen, war es offenbar zu heiß.
In Teilen der USA und in Südeuropa herrscht aktuell schon seit Wochen starke Hitze, zum Wochenende soll es auch in Deutschland über 30 Grad warm werden. Auch wenn sich viele bisher über den nassen Sommer beschweren, sind die nun erwarteten Temperaturen nicht nur Grund zur Freude, sondern auch zu Vorsicht. Nicht nur für uns Menschen. Hitze kann mittlerweile für Hunde auch bei einem einfachen Spaziergang oder in der Wohnung zu einem lebensbedrohlichen Problem werden. Aufgrund der Erderwärmung wird es immer öfter immer heißer. Doch es gibt Wege, wie wir unsere Haustiere schützen können.
Zur Person
Die Lage ist extrem ernst, aber nicht hoffnungslos. Nach diesem Motto erklärt die freie Journalistin Sara Schurmann die großen Zusammenhänge und kleinen Details der Klimakrise, so dass jede und jeder sie verstehen kann.
Etwa in ihrem Buch "Klartext Klima!" – und jetzt in ihrer Kolumne bei t-online. Für ihre Arbeit wurde sie 2022 vom Medium Magazin zur Wissenschaftsjournalistin des Jahres gewählt.
Meine Schwester hatte mich vorbereitet. Ich wusste, dass ich nicht in der Mittagshitze mit dem Hund rausgehen und größere Anstrengung vermeiden sollte. Ich wusste, dass es wichtig war, darauf zu achten, dass er ausreichend trinkt, idealerweise kühles, aber nicht eiskaltes Wasser. Ich wusste, dass Hunde – außer an den Pfoten – nicht schwitzen und ihre Körpertemperatur daher nicht wie wir Menschen darüber regulieren können. Ihr Mittel gegen Überhitzung: Zunge raus, hecheln. Und ich wusste, wo ich die Kühlmatte fand, die meine Schwester extra für den Hund besorgt hatte. Diese Matten funktionieren ohne Wasser oder Strom, man muss sie noch nicht mal vorher in den Kühlschrank stopfen. Stattdessen wird die Körperwärme bei Berührung abgeleitet, etwa so wie wenn wir Menschen unsere Füße in ein Wasserbad stellen.
Was ich auch wusste: Die Lieblingsvariante, um sich abzukühlen, war auch beim Hund meiner Schwester ein Wasserbad. Die beiden leben nicht weit von der Spree, an warmen Tagen darf er sich im Wasser abkühlen. Als die schlimmste Hitze vorbei war, überzeugte ich ihn am frühen Abend daher, mit mir vor die Tür zu gehen. Als wir in Richtung Wasser abbogen, ahnte er schnell, was unser Ziel sein würde. Die Vorfreude auf ein kühles Bad weckte Kräfte in ihm, die ich den ganzen Tag nicht zu sehen bekommen hatte. Als wir am Ufer des Flusses standen, konnte ich ihn kaum halten.
Angst vor den Blaualgen
Die Spree war an dieser Stelle jedoch voller Algen, ich hatte Warnungen vor Blaualgen gehört und zückte zur Sicherheit mein Smartphone. Es war danach nicht einfach, den Hund zu überzeugen, die Badestelle unverrichteter Dinge wieder zu verlassen.
Vergiftung durch Blaualgen, Hitzschlag, verbrannte Pfoten durch heißen Asphalt, Sonnenbrand: Es gibt ganz unterschiedliche Gefahren, die von der Hitze ausgehen. Auch Futter sollte man bei Wärme nicht zu lange stehen lassen und gegebenenfalls schneller austauschen, um zu vermeiden, dass sich Keime darin bilden. Ein Forschungsteam aus Harvard hat außerdem herausgefunden, dass Hunde an sonnigen und heißen Tagen öfter zubeißen. Der Anstieg der Aggressivität lässt sich laut den Forschenden auf verschiedene Faktoren zurückführen, unter anderem auf komplexe chemische Reaktionen im Körper der Tiere.
Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Kinderstar aus der Serie Alf, Benji Gregory, mit 46 Jahren bei einer Hitzewelle in seinem Auto wohl an einem Hitzschlag starb. Auch sein Hund Hans wurde tot im Wagen gefunden. Dass Hunde in einem überhitzten Auto leiden und sogar sterben können, ist die wohl bekannteste Hitzegefahr für Haustiere. Seit die Temperaturen in den vergangenen Jahren immer öfter immer weiter ansteigen, sind aufgeheizte Autos auch in Deutschland aber längst nicht die einzige Gefahr.
Ein Jagdhund ist besonders gefährdet
Ein Stück weit können wir uns anpassen an die menschengemachte Erderhitzung und uns und unsere Tiere schützen. Dafür ist es wichtig, sich zu informieren, aufmerksam zu sein und vorzusorgen.
Es ist zum Beispiel gut zu wissen, dass viele Hunderassen durch ihre Züchtung zum Jagd- oder Arbeitstier nicht von selbst langsamer werden, wenn sie erschöpft sind. Und man sollte wissen, wie wir Menschen für eine Abkühlung sorgen können, etwa mit feuchten Handtüchern. Bei Klimaanlagen und Ventilatoren ist allerdings Vorsicht angesagt.
Nicht nur Hunde sind betroffen, auch Katzen, Kaninchen, Ratten und Vögel können unter der Hitze leiden. Ausführliche Tipps für Haustiere hat die Redaktion hier zusammengestellt; Möglichkeiten, wie man Wildtieren helfen kann, gibt es hier. Auch im Zoo müssen Tiere vor der Hitze geschützt werden.
Einen zentralen Hinweis habe ich in solchen Anleitungen, die es auch von Tier- und Umweltschutzverbänden gibt, bisher jedoch vermisst. Um vierbeinige Familienmitglieder effektiv zu schützen, ist es kurzfristig nicht nur wichtig, die Gefahren und Handlungsmöglichkeiten zu kennen. Es ist mittel- und langfristig ebenso wichtig, die Erderhitzung zu stoppen. Effektiver Hitzeschutz bedeutet daher auch, sich als Herrchen und Frauchen für schnelleren und effektiveren Klimaschutz einzusetzen. Bellos for Future quasi. Auch wenn man seinen Hund bei einer Demonstration, selbst bei moderaten Temperaturen, besser zu Hause lässt.
- Eigene Erfahrungen