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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nachbarschaft Nachbarschafts-Studie sorgt für Überraschungen
Mit den lieben Nachbarn ist es manchmal nicht so einfach: Der eine fühlt sich ständig durch die ganz normalen Alltagsgeräusche belästigt, der nächste beschwert sich über einen auf sein Grundstück ragenden Ast und wieder andere sind einfach prinzipiell immer "auf Krawall gebürstet". Senioren gelten als besonders schwierig. Eine repräsentative Studie aus dem Januar dieses Jahres widerlegt allerdings viele gängige Vorurteile über gute und schlechte Nachbarn.
Rentnern wird oft nachgesagt, sie hätten zu viel Zeit. Und aus Langeweile fingen die alten Griesgrame dann an, wegen jedem noch so kleinen Vorfall ihre Nachbarn mit Beschwerden oder gar Prozessen zu terrorisieren. Die Studie "Wohnen und Leben 2012" des Marktforschungsinstituts Innofact zeigt: Die gemeinen Vorurteile sind nicht nur falsch, in Wahrheit stimmt sogar das genaue Gegenteil.
Senioren sind ausgeglichene Nachbarn
Die im Auftrag des Immobilienportals immowelt.de durchgeführte repräsentative Umfrage belegt, dass gerade ältere Menschen ein besonders dickes Fell haben, wenn es darum geht, kleinere Macken Ihrer Nachbarn kommentarlos zu tolerieren. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der befragten über 60-Jährigen gab an, sich nie von ihren Nachbarn gestört zu fühlen – und das obwohl Menschen dieses Alters tagsüber im Schnitt viel mehr Zeit zuhause verbringen als Jüngere.
Zum Vergleich: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen konnten nur 39 Prozent behaupten, ihr Nachbar störe sie nie. Ob die beeindruckende Ausgeglichenheit der Senioren auch mit dem nachlassenden Gehör zu tun hat, lässt die Studie offen. Lärm ist aber einer der häufigsten Gründe für Streit unter Nachbarn. Insofern könnte ein nachlassendes Gehör tatsächlich dazu beitragen, dass der ein oder andere Konflikt gar nicht erst entsteht.
Ältere Menschen sind eher zum Gespräch bereit
Aber auch wenn sie etwas stört, reagieren alte Menschen häufig konstruktiver als die Jugend: Bei Differenzen suchen der Umfrage zufolge 44 Prozent der über 60-Jährigen zunächst das Gespräch. Bei den 18- bis 29-Jährigen versuchen nur erschreckend Wenige (19 Prozent), den Zwist mit ihrem Nachbarn im Gespräch beizulegen. Sie rufen auch öfter die Polizei, wenn sie etwas stört (4 Prozent). Bei der Generation 60 plus kam von den Befragten niemand auf diese Idee. Für das nachbarschaftliche Verhältnis ist es zweifellos besser, Streit ohne Polizei beizulegen. Wenn die Fronten allzu verhärtet sind, kann beispielsweise ein Mediator wieder Frieden in die Nachbarschaft bringen.
Insgesamt viel Harmonie unter Nachbarn
Insgesamt zeigt die Studie aber vor allem eines: Auch wenn die deutschen Zivilgerichte immer noch alle Hände voll zu tun haben mit mal mehr mal weniger nachvollziehbaren Nachbarschafts-Streitigkeiten, verstehen sich die meisten Deutschen gut mit den über, unter und neben ihnen wohnenden Menschen. Die Mehrheit ist nie (45 Prozent) oder nur gelegentlich (49 Prozent) vom Nachbarn genervt. Jeder Zweite, der hin und wieder genervt ist, erträgt die Situation einfach. Oft (4 Prozent) oder gar ständig (2 Prozent) fühlen sich nur die wenigsten Deutschen vom Nachbarn genervt.