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Zum journalistischen Leitbild von t-online.650 Verdachtsfälle Erneut Amselsterben wegen Usutu-Virus vermutet
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) geht aktuell wieder von einem Amselsterben durch das Usutu-Virus aus. Seit Anfang Juli häuften sich Meldungen über erkrankte und kurz darauf verstorbene Amseln.
Wie Nabu-Vogelschutzexperte Marius Adrion sagt, gibt es bisher 650 Verdachtsfälle. Bestätigt ist davon bislang aber erst knapp ein Dutzend. Ursprünglich stammt das Virus aus Südafrika. Da es von Stechmücken übertragen wird, ist die Krankheit in Deutschland auf die warme Jahreszeit beschränkt.
Adrion sagte, die meisten Verdachtsfälle seien im August gemeldet worden. Angesichts von Mückenplagen in einigen Regionen in diesem regenreichen Sommer seien vermehrt Infektionen zu erwarten. Nach dem großen Ausbruch 2011 war im vergangenen Jahr wieder ein auffälliges Amselsterben beobachtet worden: Bis Anfang November waren mehr als 1100 Usutu-Fälle gemeldet worden.
Usutu-Virus scheint sich auch in der Umgebung von Kassel auszubreiten
Die meisten Meldungen kranker und toter Amseln stammen 2017 aus den bereits zuvor betroffenen wärmebegünstigten Regionen Deutschlands entlang des Rheintals sowie vom Untermain und Niederrhein. Die Umgebung von Kassel ist offenbar ein neues Verbreitungsgebiet des Virus. In Niedersachsen und Bayern wurde das Virus dieses Jahr zum ersten Mal festgestellt.
Das nach einem Fluss benannte tropische Virus wurde erstmals 2010 in Stechmücken in Deutschland nachgewiesen. 2011 und 2012 kam es laut Naturschutzbund dann zu einem "großräumigen Ausbruch des Virus". Dieses verursachte ein Massensterben von Amseln in Südwestdeutschland.
Usutu-Virus: Feuchtwarme Witterung begünstigt Verbreitung
Die Vermehrung und Verbreitung der Viren hängt vor allem von der Witterung in den Sommermonaten ab: feuchtwarmes Wetter begünstigt die Verbreitung von Viren und Stechmücken. "Die Viren werden ausschließlich von infizierten Stechmücken übertragen", erklärt der Naturschutzbund. Kranke und tote Vögel seien nicht ansteckend für andere Vögel, Haustiere oder Menschen.
Der Naturschutzbund geht zudem davon aus, dass sich das Virus räumlich weiter ausbreiten wird. Das Usutu-Virus kann auch andere Vögel befallen, in den meisten Fällen sind es aber Amseln.