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Blaumeisensterben: Mysteriöse Krankheit – Gartenbesitzer sollten jetzt handeln


Mysteriöse Vogelkrankheit
Blaumeisensterben: Gartenbesitzer sollten jetzt handeln

Tausende Vögel sind bislang an einer neuen, noch nicht identifizierten Krankheit gestorben. Betroffen sind vor allem Blaumeisen. Welche Tiere können sich noch infizieren? Und was sollten Gartenbesitzer nun unbedingt tun?

Aktualisiert am 08.05.2020|Lesedauer: 3 Min.
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Eine bisher nicht identifizierte Krankheit bedroht derzeit Blaumeisen, Kohlmeisen und andere kleinere Singvögel deutschlandweit. Vor allem in Teilen von Rheinland-Pfalz, wo das Phänomen zum ersten Mal Anfang März 2020 beobachtet wurde, ist das Blaumeisensterben signifikant. Bislang sind über 13.000 Verdachtsfälle der Krankheit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gemeldet worden (Stand 20.04.2020). Die Dunkelziffer ist jedoch wesentlich höher.

Blaumeise: Erkrankte Tiere fliehen nicht mehr vor Feinden und Menschen.Vergrößern des Bildes
Blaumeise: Erkrankte Tiere fliehen nicht mehr vor Feinden und Menschen. (Quelle: Naturschutzbund Deutschland e.V.)

Kranke Tiere erkennen

Blaumeisen, die erkrankt sind, fallen laut Nabu durch ihre geänderte Verhaltensweise auf. Sie

  • sind aufgeplustert,
  • bleiben sitzen, auch wenn sich Menschen oder Feinde nähern,
  • wirken apathisch,
  • haben oft verklebte Augen, Federn oder einen verklebten Schnabel und
  • leiden unter Atemproblemen.

Auffällig ist zudem, dass erkrankte Tiere schnell sterben und häufig mehrere Blaumeisen gleichzeitig betroffen seien, so die Umweltorganisation.

Bakterielle Infektion möglich

Noch ist die Ursache der Erkrankung unbekannt. Auch über die Ausbreitung und eine mögliche Ansteckungsgefahr für Menschen und Tiere gibt es bisher keine ausreichenden Informationen. Bereits bekannte Vogelkrankheiten wie das Usutu-Virus, das West-Nil-Virus oder Trichomoniasis würden nicht zu dem Phänomen passen, so der Nabu. Es müsse daher eine neuartiger Erreger oder Krankheit sein. Wissenschaftler vermuten, dass es sich um eine bakterielle Infektion handeln könnte, die seit 1996 aus Großbritannien bekannt ist. Die Erreger würden zu einer Lungenerkrankung führen, seien für den Menschen jedoch ungefährlich.

Um mehr über den Krankheitserreger zu erfahren, bittet der Nabu die Finder eines "gerade erst gestorbenen Vogels", diesen "unter Einhaltung der notwendigen Hygienemaßnahmen und ohne den Vogel zu berühren, luftdicht zu verpacken" und ihn "zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg oder – nach vorheriger Rücksprache – an das zuständige Kreisveterinäramt" zu senden. "Wir müssen zunächst den Erreger identifizieren, danach die geographische Verbreitung der Krankheit und die betroffenen Vogelarten und den zeitlichen Verlauf der Epidemie. Dafür brauchen wir auf jeden Fall weiterhin Proben", sagt Lars Lachmann, Leiter der Ornithologie und Vogelschutz beim Nabu.

Alternativ und darüber hinaus sollten erkrankte oder tote Meisen wenn möglich mit Foto über das Online-Formular an den Nabu gemeldet werden.

Gartenbesitzer sollten handeln

Obwohl es derzeit sehr trocken und tagsüber relativ warm ist, sollten Vogelfreunde sowohl Vogeltränken als auch Vogelbäder und Futterstellen umgehend entfernen, wenn erkrankte oder tote Vögel entdeckt werden. Denn laut Nabu lege es nahe, "dass die Krankheit besonders dort übertragen wird, wo viele Vögel aufeinandertreffen." Dies sei beispielsweise an Tränken und Futterstellen der Fall.

Eine negative Auswirkung auf die Vögel aufgrund der fehlenden Tränken und Bäder gibt es laut Lachmann nicht. "Wildvögel sind bei uns in Deutschland keineswegs auf das Angebot von Wasser in den Gärten angewiesen. Irgendwo in Flugentfernung finden sie hierzulande immer genügend Trinkwasser. Es gibt ja auch noch Flüsse, Bäche, Seen und Teiche, die noch Wasser führen", sagt er t-online.de. Auch Gartenteichbesitzer müssten keine gesonderten Maßnahmen treffen.

Nicht nur Vögel gefährdet?

Der Ornithologe geht nicht davon aus, dass die Krankheit auch auf Katzen, Hunde oder andere Tiere übertragbar ist. "Offensichtlich handelt es sich um einen Erreger, der sehr spezifisch Blaumeisen betrifft, aber kaum andere Vögel. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass andere Tiere sich anstecken könnten."

Dennoch sollten vor allem Katzenbesitzer, aber auch Hundebesitzer darauf achten, dass ihre Vierbeiner nicht in die Nähe von Vogelbrutstätten oder flügge werdenden Jungvögeln gelangen. So könne man verhindern, dass der Bestand der Vögel, und vor allem der der Blaumeisen zusätzlich unter Druck gerät Wichtig sei vor allem, Gärten vogelfreundlich zu gestalten, damit die überlebenden Blaumeisen weiterhin viel Nahrung für ihre Jungen finden und die Bestandslücken möglichst schnell wieder auffüllen können.

Verwendete Quellen
  • Naturschutzbund Deutschland e. V.
  • Interview, Lars Lachmann, Leiter der Ornithologie und Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland e. V.
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