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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rasenpflege Ein Rasenflüsterer der Bundesliga gibt exklusiven Einblick
Die Rasenpflege zählt für die meisten Hobbygärtner zu den wichtigsten Gartenarbeiten überhaupt. Noch bedeutender als im Privatgarten ist ein gleichmäßiges, akkurat gestutztes Grün aber im Fußballstadion. ZUHAUSE.DE hatte die Chance, einem absoluten Rasenprofi einige Fragen zur Rasenpflege zu stellen. Matthias Wick (28), Greenkeeper beim FC Augsburg, gibt exklusiven Einblick in sein tägliches Geschäft und verrät uns seine Tricks bei der Rasenpflege.
Der 28-jährige Matthias Wick arbeitet seit März 2011 als hauptverantwortlicher Greenkeeper für den Fußball-Bundesligisten FC Augsburg und ist dort sowohl für den Rasen der heimischen SGL Arena als auch für die angrenzenden Trainingsplätze verantwortlich. Durch seine Arbeit wird Bundesligafußball auf höchstem Niveau überhaupt erst möglich, was ihn zu einem der heimlichen Helden der Liga macht. Im Nachgang eines Pressetermins bei Hauptsponsor AL-KO hatten wir die Möglichkeit, dem professionellen "Rasenflüsterer" exklusiv einige Fragen zur Rasenpflege zu stellen.
Greenkeeper sind gut ausgebildete Rasen-Profis
zuhause.de: Herr Wick, wie wird man überhaupt Greenkeeper bei einem Bundesligisten? Braucht man dafür eine spezielle Ausbildung?
Matthias Wick: Am besten sollte man eine Ausbildung in einem Gärtner-Beruf und Gespür fürs Grün mitbringen. Prinzipiell gilt aber, dass auch Quereinsteiger mit ausreichendem Engagement in diesem Bereich arbeiten können. Voraussetzung ist eine spezielle Fortbildung zum Greenkeeper. Ich selbst habe eine Lehre im Garten- und Landschaftsbau sowie eine Fortbildung zum Meister und zum staatlich geprüften Techniker für Garten- und Landschaftsbau absolviert, ehe ich beim FC Augsburg angestellt wurde.
Rasenpflege nach einem Spieltag
zuhause.de: Wie bekommen Sie die teils tiefen Krater und Macken wieder aus dem Rasen, die die Stollen der Kicker hinterlassen haben?
Matthias Wick: Eigentlich ist es zunächst eher das Ziel, so viel Stabilität in den Rasen zu bekommen, dass möglichst keine Krater entstehen. Beschädigte Stellen werden durch sogenannte Stöpsel im Durchmesser von je zwölf Zentimetern ersetzt. Je nach Jahreszeit und Intensität der Schäden kommen da pro Spiel schon einmal gut und gerne 400 bis 600 Stöpsel zusammen. Bei größeren Löchern werden auch Rasenstücke ausgetauscht oder Teilflächen, wie beispielsweise der Torraum, erneuert.
zuhause.de: Nach jedem Spieltag sieht der Rasen aus, wie ein Schlachtfeld. Welche einzelnen Arbeitsschritte sind nötig, um das Grün wieder in seinen Idealzustand zu bringen?
Matthias Wick: Die wichtigste Aufgabe ist zunächst das Beseitigen der Spielschäden sowie das Ausbessern kleinerer Löcher und Unebenheiten mit Hilfe der Stöpsel. Anschließend wird der Rasen gemäht und abgestorbenes sowie abgerissenes Gras aufgenommen. Wichtig ist aber vor allem eine kontinuierliche, regelmäßige Pflege durch Mähen, Düngen, Belüften und Wässern. Die einzelnen Arbeiten müssen, abgestimmt auf den Spielplan, vorausschauend geplant werden.
Eine ordentliche Rasenreparatur dauert ihre Zeit
zuhause.de: Im ungünstigsten Fall liegen zwischen zwei Heimspielen nur zwei bis drei Tage – etwa wenn auf ein Liga- ein Pokal-Heimspiel folgt. Gibt es so etwas wie eine "Express-Kur", um in so einem Extremfall den Rasen zumindest wieder bespielbar zu machen?
Matthias Wick: Das ist besonders in der kalten Jahreszeit schwierig, wenn kaum Wachstum vorhanden ist. Bespielbar wäre der Rasen auch unmittelbar nach Spielende, allerdings mit deutlich eingeschränkter Qualität. Sofortmaßnahmen sind zum Beispiel das Setzen von Stöpseln. Bei einem Abstand von zwei Tagen wird der Rasen aber nie die Qualität erreichen können, wie nach einer dreiwöchigen Pause, weil einfach Zeit für die natürliche Regeneration fehlt.
Typische Rasen-Probleme im Fußballstadion
zuhause.de: Was sind die größten Problemzonen des Rasens in der SGL-Arena?
Matthias Wick: Eine besondere Problemzone ist vor allem der Schattenbereich im Süden, wobei der Rasen auf dem kompletten Spielfeld, wie in den meisten modernen Fußballstadien, unter schwierigen Bedingungen zu leiden hat.
zuhause.de: Was sind die größten Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Pflege eines Stadionrasens? Wo liegen dabei auch die Grenzen des Machbaren?
Matthias Wick: Trotz der rasenfeindlichen Umgebung eines modernen Fußballstadions, ist es natürlich das Ziel, möglichst das Optimum aus dem Platz heraus zu holen. Durch Rasenheizung und Bewässerungsanlage wird im Stadion meist auch bei widrigen Bedingungen ein bespielbarer Rasen erreicht, allerdings sind speziell im Winter durch das eingeschränkte Wachstum natürliche Grenzen gesetzt. Und bei Nachttemperaturen von -20 Grad wird es trotz Rasenheizung schwierig, den Rasen komplett schnee- und eisfrei zu halten.
Manche Stadion-Probleme hat auch der Rasen zuhause
zuhause.de: Im Stadion wie auch im privaten Garten gibt es Rasenstellen, die das ganze Jahr über kaum direktes Sonnenlicht abbekommen und andere, die jeden Tag von der heißen Mittagssonne beschienen werden. Wie gelingt trotzdem ein einheitliches, gleichmäßiges Rasenbild?
Matthias Wick: Es ist die Aufgabe und tägliche Herausforderung, die einzelnen Maßnahmen so abzustimmen, dass sie für alle Bereiche möglichst optimal sind. So muss zum Beispiel im Sommer im sonnigen Bereich mehr bewässert werden, in Schattenbereichen wird das Rasenwachstum durch Lampen unterstützt. Um eine Auffrischung des Pflanzenbestandes zu erreichen, ist außerdem eine regelmäßige Nachsaat in den entsprechenden Bereichen notwendig.
zuhause.de: Zumindest bei vielen Familien muss auch der private Rasen häufig als Bolzplatz herhalten und sieht hinterher entsprechend aus. Gibt es einen oder mehrere Tricks, wie man auch mit fußballverrückten Kindern einen halbwegs schönen Rasen hinbekommt?
Matthias Wick: Das A und O ist eine regelmäßige Pflege. Je schöner und belastbarer der Rasen sein soll, desto mehr Arbeit macht er auch. Wichtig sind natürlich die richtigen Standortvoraussetzungen, also die Boden- und Lichtverhältnisse, und eine regelmäßige Pflege durch Mähen, Düngen, Vertikutieren und so weiter. Darüber hinaus braucht es vor allem einen "grünen Daumen".