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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Passivhaus Leben im Passivhaus
Bei ständig steigenden Energiekosten achten inzwischen fast alle Bauherren schon bei der Planung des neuen Eigenheims auf gute Dämmung und möglichst günstige Heizstoffe. Und je stärker die Preise für klassische Energieträger wie Öl oder Gas steigen, desto interessanter erscheint vielen auch das Passivhaus. Darunter versteht man ein Haus, das ohne aktive Heizenergiegewinnung durch Verbrennung von Öl, Gas oder Holz auskommt. Doch wie funktioniert so ein Passivhaus? Diese Grundsätze beim Passivhaus müssen beim Bauen beachtet werden.
Lüftung statt Heizung
Klassische Heizungen gibt es im Passivhaus nicht. Stattdessen wird eine ausgeklügelte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung installiert, die im Sommer als Klimaanlage und im Winter als Heizung funktioniert. Die Frischluft wird durch die Erde geleitet, so dass sie im Sommer gekühlt und im Winter schon auf etwa fünf Grad vorgewärmt wird. Danach wird sie im Wärmetauscher durch die Temperatur der nach draußen strömenden Abluft weiter erwärmt. Rund 80 Prozent der Wärmeenergie der Abluft bleiben so erhalten und werden wieder an die Zuluft abgegeben.
Menschen und Maschinen als Heizung
Der verbleibende Wärmebedarf wird dadurch gedeckt, dass die Fenster im Passivhaus besonders viel Wärmeenergie der Sonnenstrahlung durchlassen. Zugleich sorgen hervorragend gedämmte Außenwände dafür, dass kaum etwas von der Wärme, die Personen und Haushaltsgeräte abgeben, verloren geht. Passivhäuser werden also nicht oder nur minimal aktiv beheizt, sondern überwiegend passiv warm gehalten. Die Regel ist, dass für Zeiten sibirischer Kälte eine Strom basierte Heizung zugeschaltet werden kann, die über hauseigene Solarkollektoren betrieben wird.
Warmes Wasser aus der Kraft der Sonne
Neben der Heizung wird Wärmenergie vor allem für die Warmwasseraufbereitung gebraucht. Das Erwärmen von Bade-, Dusch- oder Waschwasser funktioniert ebenfalls durch Sonnenenergie, die von Kollektoren eingefangen wird. Sie erwärmt das Leitungswasser, das bis zu seiner Verwendung in einem speziell isolierten Wasserspeicher gelagert wird. An diesen Warmwasserspeicher kann zum Beispiel auch eine Fußbodenheizung für einzelne Räume angeschlossen sein. Gerade im Badezimmer haben es viele Menschen etwas wärmer und das Lüftungssystem im Passivhaus sorgt ohne Extra-Heizung in allen Räumen für die wohlige Temperaturen.
Bauliche Besonderheiten beim Passivhaus
Damit ein Passivhaus genug Energie nutzbar machen kann, um die Raumtemperatur bis in den Winter hinein konstant auf angenehmem Niveau zu halten, ist baulich einiges zu beachten: Die Außenwände müssen ebenso hochdämmend gebaut werden, wie die Fenster und Türen. Außerdem sollten möglichst viele nach Süden ausgerichtete Fenster verbaut sein, die in der kalten Jahreszeit die Sonnenstrahlung einfangen. Demgegenüber muss im Sommer die Beschattung gut funktionieren. Das funktioniert über eine großen Dachüberstand und außenliegende Jalousien.
Offene Fenster im Passivhaus besser vermeiden
Ein Passivhaus wird zwangsbelüftet. Dies ist notwendig, damit der Wärmetauscher in der Lüftungsanlage die Wärmeenergie der Abluft wieder nutzbar machen kann. Ein Lüften durch das Öffnen von Fenstern ist im Passivhaus-System eigentlich nicht vorgesehen, da die warme Raumluft einfach nach draußen entweichen würde.
Allerdings ist es schon möglich, die Fenster zu öffnen. Im Winter kann es aber dadurch schon einmal empfindlich kalt werden, während es im Sommer zu warm werden könnte. Wegen des ständigen Luftaustauschs ist das Lüften mittels offenem Fenster aber auch ohnehin überflüssig. Im Übrigen ist es ein Irrglaube, dass es in einem Passivhaus auf Grund der automatischen Lüftung zieht. Der Luftwechsel funktioniert sehr langsam und ist daher nicht spürbar, aber trotzdem effektiv.
Höhere Baukosten, niedrige Unterhaltskosten
Grundsätzlich funktioniert ein Passivhaus also nach zwei Prinzipien: Alle Wärmeverluste müssen so gut es geht vermieden und zugleich alle denkbaren Möglichkeiten der Wärmegewinnung optimal ausgeschöpft werden. Der zusätzliche bauliche und technische Aufwand erhöht die Baukosten für ein Passivhaus um etwa zehn bis 15 Prozent. Angesichts steigender Energiepreise hat sich dieser höhere Investitionsaufwand, der zudem über zahlreiche staatliche Förderprogramme abgefedert wird, schnell amortisiert. Diese Grundsätze für den Bau eines Passivhauses gilt es zu beachten.