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Bleirohre im Haus: Neue Grenzwerte für Blei im Wasser


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Bleirohre bis Dezember austauschen

Aus dem Wasserhahn kommt in Deutschland in der Regel Trinkwasser von guter Qualität. Problematisch kann es allerdings werden, wenn die Wasserleitungen aus Blei sind. Bleirohre geben das Schwermetall nämlich ans Wasser ab. Auf Dauer drohen schwere Gesundheitsschäden. Ab dem 1. Dezember 2013 gelten daher laut Trinkwasserverordnung neue Grenzwerte. Hausbesitzer müssen nun alte Bleirohre austauschen. Woran man Bleirohre erkennen kann und wie Mieter reagieren sollten.

Aktualisiert am 11.09.2013|Lesedauer: 4 Min.
Von dpa-tmn
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"Blei ist ein Nervengift", sagt Alexander Eckhardt, Toxikologe beim Umweltbundesamt in Bad Elster (Sachsen). "Ein zu hoher Bleigehalt im Blut kann zu Verhaltensstörungen, Hyperaktivität, Beeinträchtigungen der Intelligenz, der Aufmerksamkeit und der Feinmotorik führen." Gefährdet sind vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere. Sie sollten auf keinen Fall Wasser aus einer Bleileitung trinken oder damit zubereitete Nahrung zu sich nehmen.

Wasser aus Bleirohren kann belastet sein.Vergrößern des Bildes
Wasser aus Bleirohren kann belastet sein. (Quelle: Raimund Müller/imago-images-bilder)

Bleirohre belasten das Wasser

Zwar lässt sich die Bleikonzentration verringern, indem man stark belastetes Wasser morgens erst einmal eine Weile ablaufen lässt. Doch das bietet langfristig keinen sicheren Schutz vor Gesundheitsschäden. Schon einmal wurde der Grenzwert für Blei im Trinkwasser deutlich gesenkt: Waren zuvor noch 40 Mikrogramm je Liter zugelassen, sind es seit Dezember 2003 nur noch 25 Mikrogramm. Ab 1. Dezember 2013 gilt ein Höchstwert von 10 Mikrogramm pro Liter.

Filter und Harz sind keine Lösung für Bleirohre

"Dieser neue Grenzwert kann nirgendwo eingehalten werden, wo es noch Bleirohre gibt", weiß Thomas Rapp, Trinkwasserexperte beim Umweltbundesamt. Alternativen wie die Auskleidung der Rohre mit Epoxid-Harz hält er für ungeeignet. "Löst sich die Beschichtung auch nur an der kleinsten Stelle, ist das ganze Verfahren umsonst." Auch Filter seien keine Lösung: Werden sie nicht regelmäßig gewartet, reichert sich Blei dort erst recht in hoher Konzentration an.

Bleirohre als Wasserleitung in Süddeutschland verboten

Die gesundheitsschädigende Wirkung des Schwermetalls ist schon lange bekannt. In Süddeutschland sind Bleirohre zum Transport von Trinkwasser seit 1878 verboten. In Nord- und Ostdeutschland hingegen wurden noch bis Anfang der 70er Jahre Bleirohre verlegt. Wie viele Altbauten noch betroffen sind, lässt sich schwer schätzen.

Wo Bleirohre im Haus zum Risiko werden

Laut einer nicht repräsentativen Auswertung der Stiftung Warentest wiesen im Jahr 2010 noch die Regionen um Kiel, Hamburg, Bremen, Schwerin, Berlin, Potsdam, Magdeburg und Leipzig überdurchschnittlich häufig eine erhöhte Bleikonzentration im Trinkwasser auf. Mehr als fünf Prozent der an die Stiftung eingesandten Trinkwasserproben enthielten mehr als 25 Mikrogramm pro Liter. Die Berliner Wasserbetriebe haben im vergangenen Jahr 1144 Bleianalysen durchgeführt. Bei 132 Proben (11,5 Prozent) lag der Bleigehalt über 10 Mikrogramm, bei 55 (4,8 Prozent) über 25 Mikrogramm.

Nachweis vom Hausbesitzer anfordern

Tipps für Verbraucher gibt der Hamburger Verein "Mieter helfen Mietern". "Zunächst sollte der Mieter den Hausbesitzer auffordern, nachzuweisen, dass das Trinkwasser unbedenklich ist", rät Geschäftsführerin Sylvia Sonnemann. Kommt dieser der Aufforderung innerhalb einer angemessenen Frist von zwei Wochen nicht nach, kann der Mieter selbst eine Analyse in Auftrag geben. Die Hamburger Wasserwerke zum Beispiel bieten kostenlose Untersuchungen für Haushalte mit Schwangeren und Kleinkindern bis zu einem Jahr an. Alle anderen zahlen 20,23 Euro für eine einfache Bleianalyse.

"Die reicht aus, da es zunächst nicht auf gerichtsverwertbare Gutachten ankommt", sagt die Mietrechtsexpertin Sonnemann. Stellt sich heraus, dass der Bleigehalt im Trinkwasser zu hoch ist, könne der Eigentümer zum Austausch der Rohre aufgefordert und notfalls verklagt werden.

Überschreiten der Grenzwerte berechtigt zu Mietminderung

Werden die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung regelmäßig überschritten, liegt ein gesundheitsgefährdender Mangel der Mietsache vor. Dieser berechtigt zu einer Mietminderung. Das Amtsgericht Hamburg hat in einem solchen Fall einem Mieter eine Minderung von fünf Prozent zuerkannt, bei einem Kleinkind im Haus auch eine Minderung von neun Prozent. "Der Austausch der Bleirohre ist eine Instandsetzungsmaßnahme und keine Modernisierung. Die Kosten dürfen daher nicht auf die Mieter umgelegt werden", erläutert Sonnemann.

Bleirohre lassen sich leicht erkennen

Mit einem Blick auf die Rohre im Keller an der Wasseruhr oder unterm Waschbecken in der Küche kann jeder Laie schnell herausfinden, ob dort Bleirohre verlegt sind: Die silbergrauen Leitungen sind relativ weich und lassen sich mit einem Messer leicht einritzen. Beim Klopftest klingen sie dumpf und nicht metallisch. Sie können in einem Stück gelegt und um die Ecken gebogen werden. Die Rohrenden sind ineinandergeschoben und an dieser Stelle wulstig aufgeworfen.

Bleirohre austauschen: überschaubare Kosten

Für Trinkwasser-Installationen eignen sich Kupfer, Edelstahl oder Kunststoffe. "Wenn man nicht auf die Kosten guckt, ist sicherlich Edelstahl das Optimum", sagt der Diplom-Ingenieur Reimund Stewen vom Verband Privater Bauherren aus Köln. Im Gegensatz zu Kupferrohren könnten dort keine Belastungen durch Schwermetalle auftreten. Für die Komplettsanierung eines Einfamilienhauses geht er von Kosten um die 3000 bis 4000 Euro aus. Günstiger werde es, wenn man die alten Leitungen nicht herausreißt, sondern stilllegt, und die neuen über Putz verlegt. "Allerdings ist dafür häufig nicht der Platz", sagt der Baufachmann.

Auch Teilstücke können aus Blei sein

Das öffentliche Verteilungsnetz ist den Angaben zufolge zwar grundsätzlich bleifrei, dennoch enthalten mancherorts einige Teilstücke zwischen der Hauptleitung entlang der Straße und der Grundstücksgrenze noch Blei. Diese sollen in Berlin etwa noch bis Jahresende ausgetauscht werden. Häufig gibt es zudem bleihaltige Teilstücke, die im Boden auf den Grundstücken verlegt sind. "Die Hausbesitzer müssen die Kosten für die Auswechslung auf ihrem Gebiet allein tragen", sagt Astrid Hackenesch-Rump, Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe.

Hier kann es sich vielleicht lohnen, sich mit dem zuständigen Wasserversorger in Kontakt zu setzen. Denn in Berlin bietet dieser den Hausbesitzern an, die Arbeiten zu bündeln, um die Kosten zu senken. Das nutzen jedoch nur wenige.

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