Natürliches Gleichgewicht Nachhaltiger gärtnern: Es kommt auf die kleinen Dinge an
Berlin (dpa/tmn) - Auch wenn man einen prächtig grünen Garten hat - er ist anders als die Natur. Und oft tun wir darin Dinge, die nicht so gut für ihn und in der Folge auch nicht gut für die Umwelt sind.
Dabei könnte nachhaltiges Handeln gerade hier anfangen: im eigenen Garten, wo man sich der Natur gefühlt so bewusst wird. "Während sich in der Natur die Stoffe beim Wachsen und Vergehen von pflanzlichem und tierischem Leben im Gleichgewicht halten, wurde im Laufe der Industrialisierung im gärtnerischen Landbau immer mehr entnommen als gegeben", sagt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Schließlich werden heutzutage nicht nur Blätter, Blüten und Früchte geerntet, sondern auch Schnittgut und Herbstlaub dem Kreislauf entzogen.
Ein guter Anfang, etwas zurückzugeben, ist für Rottleb das Anlegen eines Komposts im Garten. "Man sammelt die gesunden Pflanzenreste im Garten ein, lässt sie verrotten und bringt sie anschließend wieder als Dünger in den Kreislauf ein." Gleichzeitig wird mithilfe von Kompost die Bodenstruktur verbessert, sodass sich Würmer und viele im Boden lebende Insekten besser darin bewegen können. Darüber hinaus verhilft Kompost beim Speichern von Wasser in der Erde.
Mit Kompost und Mulch dem Boden etwas zurückgeben
Eine gute Alternative ist die Verwertung der abgeschnittenen und gehäckselten Pflanzenreste als Mulch zwischen den Pflanzen im Beet. Der Vorteil des Mulchens ist, dass die Decke die oberste Bodenschicht schützt. "Eine Bodenbedeckung erhält auch das Bodenleben und sorgt dafür, dass eine natürliche Lockerung und Belüftung des Bodens erfolgt", so Rottleb. Da der Mulch nach und nach verrottet, gehen auch über ihn wertvolle Nährstoffe zurück an die Erde.
Regionale Pflanzen bevorzugen
Die Nachhaltigkeit lässt sich Schritt für Schritt steigern. Ein Baustein ist die Auswahl und der Einkauf der Pflanzen. Für Burkhard Bohne, Technischer Leiter des Arzneipflanzengartens der Technischen Universität Braunschweig, haben heimische Pflanzen eine wichtige Rolle inne. Er rät gerade im Gemüsegarten zu regionalen Sorten.
Diese regionalen Pflanzen kommen schließlich mit den heimischen Bedingungen gut klar, ihr Anbau hat sich bewährt und bei diesen Samen und Pflanzen fallen keine weiten Transportwege an. Das verringert den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß - was beim Klimaschutz hilft. Der Nachhaltigkeitstipp für das Staudenbeet sind Wildvarianten, die meist weniger Wasser und Nährstoffe als Prachtstauden benötigen. Außerdem kann man sie leicht selbst aus Samen ziehen.
Nicht unterschätzen sollte man übrigens den Kauf oder die eigene Anzucht von Pflanzen in Plastiktöpfen. Die Stoffe - und wenn es nur Splitter sind - können in den Boden gelangen und dort als Mikroplastik zu einer Belastung werden.
Es gibt aber schon Alternativen im Handel: Auf Märkten zum Beispiel werden junge Pflanzen in Papierbeuteln verkauft, und im Gartenhandel findet man gar nicht mal so selten kompostierbare Töpfe. Letztere werden mitsamt dem Wurzelballen in den Gartenboden gesetzt. Bohnes Rat für die Anzucht: Man kann kleine Gefäße aus Zeitungspapier falten oder Eierkartons zweckentfremden. Langlebige Alternative sind Saatschalen aus Holz oder offenporige Tongefäße.
Substrat selbst herstellen
Plastikmüll fällt auch beim Kauf von Blumenerde an, darauf weist Burkhard Bohne hin. Dabei kann man den guten Gartenboden auch für Töpfe nutzen, gemischt mit Sand und Komposterde.
Für die Anzucht von neuen Pflanzen aus Samen verzichtet man aber besser auf den Zusatz von Dünger. Und ein Tipp: Die Anzuchterde lässt sich wiederverwerten, indem man sie durch Erhitzen im Backofen sterilisiert. Ausgewachsene Pflanzen in Kästen und Kübeln brauchen mehr Nährstoffe. "Die können durch entsprechend großzügige Kompostanteile zugefügt werden", so Marja Rottleb. Alternativ lassen sich gebrauchte Teeblätter und Kaffeesatz als Dünger nutzen.
Literatur:
Burkhard Bohne: Nachhaltig gärtnern, Gräfe und Unzer Verlag, München, ISBN 978-3-8338-7128-3