Wohnen Saarländer Sammler besitzt 3000 Gartenzwerge
Gartenzwerge polarisieren, werden vom einen geliebt und vom anderen als kitschig oder spießig verschmäht. Doch ein ähnlich großes Zwergenheer wie Sven Berrar können wohl selbst die größten Liebhaber der zipfelbemützten Wichtel nicht ihr Eigen nennen. Seine Gartenzwerg-Sammlung umfasst nicht hunderte, sie umfasst stolze 3000 Exemplare. Für zuhause.de gewährt der 30-jährige Saarländer Einblick in seine Gartenzwerg-Sammlung.
Gartenzwerge, nichts als Gartenzwerge – mit roten Zipfelmützen, langen Bärten und Werkzeugen aller Art: Sven Berrar hat sein Zwergenheer in einem eigenen Häuschen im saarländischen Völklingen liebevoll in Stellung gebracht. Über zwei Etagen reihen sich Figuren aus den vergangenen 125 Jahren über zig Regale dicht aneinander.
"Ich kann einfach nicht aufhören zu sammeln"
"Ich muss dringend anbauen", sagt der 30-Jährige. Auch wenn seine Privatsammlung schon jetzt zu den größten in Deutschland gehöre: "Ich kann nicht aufhören zu sammeln." Es sind vor allem alte Keramik-Gartenzwerge, die den Gärtnermeister interessieren. "Ich finde es faszinierend, wie unheimlich detailgetreu sie hergestellt wurden", schwärmt er und zeigt auf zwei große Kartenspieler-Zwerge von 1920, deren handgezupfte Bärte aus aufgetragenem Tonschlicker entstanden sind. Berrars ältestes Exemplar stammt aus dem Jahr 1890 – aus den Anfängen der deutschen Keramikzwerge-Produktion, die um 1880 in Thüringen begann.
Berrars Gartenzwerg-Sammlung wuchs schon in der Jugend auf 1000 Exemplare
Berrar selbst ist schon als kleines Kind auf den Zwerg gekommen. "Im Kinderwagen hat er immer in Gärten darauf gezeigt", erinnert sich Mutter Monika Berrar. Mit zwei Jahren bekam er seinen ersten Kunststoff-Zwerg, aus einem Baumarkt. "Die waren damals in." Er begann zu sammeln, kaufte auf Flohmärkten und bei Händlern. Schon mit 16 Jahren hatte er dann rund 1000 Zwerge. "Ich war besessen." Wo andere sich für Fußball interessiert hätten, habe er Zwerge gesammelt. "Ich dachte damals, er wäre reif für die Couch", räumt seine Mutter ein.
Heute ist Berrars Sammlung eine Reise durch die Geschichte der Gartenzwerge: Vom ursprünglichen Bergmannszwerg in typischer Tracht über Klassiker mit Gießkanne, Angelroute und Laterne bis hin zum Politikerzwerg. Auch Zwerge mit Messer im Rücken, mit blankem Hintern und eine Gartenzwergin sind dabei. "Sie ist ein begehrtes Sammlerobjekt, weil sie nur kurz produziert wurde", erklärt der Sammler.
Das Gartenzwerg-Erbe wachhalten
Dass viele Menschen den Gartenzwerg von heute nicht mögen, kann Berrar sogar verstehen. "Er ist immer verkitschter geworden", findet auch er. Für ihn seien die neuen meist aus Fernost stammenden Modelle aus Kunststoff ebenfalls Kitsch. "Die haben mit dem ursprünglichen Gartenzwerg nicht mehr viel zu tun." Deshalb wolle er mit seiner Sammlung auch das Gartenzwerg-Erbe wachhalten.
So sieht es auch auch sein ebenfalls 30-jähriger Sammlerkollege Maurice Puth aus dem hessischen Bruchköbel bei Frankfurt. "Das Besondere an Zwergen ist, dass sich ihr Ruf so gewandelt hat: Früher etwas hoch angesehenes für Reiche, heute Kitschfigur", sagt der Elektriker. Puth sammelt seit der Kindheit alle möglichen Zwerge. Heute kommt auch er auf mehr als 3000 Exemplare.
Deutsche Gartenzwerge für den König von Thailand
Mit dem Rückzug der klassischen Gartenzwerge sind auch deren Hersteller nach und nach verschwunden. "Wir sind die einzigen in Deutschland, die noch Terrakotta-Zwerge machen", sagt Reinhard Griebel, Inhaber der Gartenzwergmanufaktur Philipp Griebel, im thüringischen Gräfenroda. Griebels Firma gibt es seit 1874, heute zählt sie noch ganze drei Mitarbeiter. "Wir machen in reiner Handarbeit noch etwa 20 Zwerge am Tag", so Griebel. Die Hälfte gehe ins Ausland. "Bis zum König von Thailand."
Mit neuen Modellen habe der Gartenzwerg auch hierzulande neue Käuferschichten gefunden, berichtet die Berliner Volkskundlerin und Soziologin Claudia Rücker. Zwerge mit Handy und Laptop stünden nun oft nicht mehr in Gärten, sondern eroberten Büros und Lofts. Umgekehrt stellten Gartenfreunde auch mal andere Witz-Zwerge auf die Wiesen. Dadurch sei die Front zwischen Gartenzwerg-Hasser und -Liebhaber aufgeweicht.
Gartenzwerg-Sammlung "ist mein emotionaler Schatz"
Puth und Berrar seien seit Jahren "Sammlerfreunde", sagen die beiden unisono. Sie hätten nach ihrer Kenntnis bundesweit die beiden größten Sammlungen. Nachschub bekommen sie übers Internet. "Es gibt einen kleinen, festen Kreis an Sammlern weltweit", sagt Berrar. Dass er irgendwann mal alle habe, könne nicht passieren. "Es gibt eine unendliche Figuren- und Formenfülle."
Mit jedem Zwerg verbindet Berrar eine eigene Geschichte. "Es ist mein emotionaler Schatz." Er habe sich da "eine kleine eigene heile Welt geschaffen, ein schöner Ausgleich zum Alltag." Nach draußen in den Garten stellen will der Saarländer seine Zwerge nicht. Zum einen, weil er die Wichtel vor Regen, Sonne und Kälte schützen will. "Sie würden aber auch vom Stil her nicht in meinen Garten passen."