Stromnetz-Engpässe Warum wir weiterhin für "verlorenen" grünen Strom zahlen müssen
Überlastungen des Stromnetzes kosten Steuerzahler jährlich hunderte Millionen Euro. Was dahintersteckt.
Erneuerbare Energien sind ein fester Bestandteil der Stromerzeugung in Deutschland. Doch immer wieder kommen die Stromnetze an die Grenzen ihrer Kapazität: dann, wenn mehr grüner Strom erzeugt wird, als das Netz aufnehmen kann. In diesem Fall werden Solar- und vor allem Windparks vom Netz genommen.
Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie nun auf eine Anfrage der Linken-Fraktion bekannt gab, zahlte der Bund im Jahr 2023 dafür Entschädigungen in Höhe von fast 554 Millionen Euro. Die Zahlungen gehen dabei an die Betreiber von Windrädern und Solaranlagen, deren Strom nicht ins Netz eingespeist werden kann.
Gut zu wissen
Das Geld für die Entschädigung stammt vom sogenannten EEG-Konto, das früher aus der EEG-Umlage gespeist wurde – also direkt über die Stromrechnung der Verbraucher. Seit 2022 kommt das Geld aus dem Bundeshaushalt. Es zahlt nicht der Staat direkt, sondern das Geld verwalten die Übertragungsnetzbetreiber und leiten es weiter.
Netzüberlastung bleibt ein Problem
Was die Höhe der Entschädigungen angeht, sind diese im Vergleich zu 2021 um gut 250 Millionen Euro gesunken. Dies werten manche als ein Zeichen für Fortschritte beim Ausbau der Stromnetze. Linken-Politiker Dietmar Bartsch kritisiert jedoch, dass immer noch Strom "weggeworfen" werde.
"Mehr als eine halbe Milliarde Euro an Entschädigungen aus den Taschen der Stromkunden im letzten Jahr, mehr als zwei Milliarden Euro in vier Jahren", zitiert die Nachrichtenagentur dpa Bartsch. Er fordert die Wirtschaftsministerin Katherina Reiche auf, gemeinsam mit den Ländern den Netzausbau voranzutreiben.
Staatlicher Mindestpreis
Der Hintergrund der Entschädigungen liegt in einem staatlich garantierten Mindestpreis für den Strom, den Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen verkaufen. Wenn der Marktpreis unter diesem Mindestpreis liegt, wird die Differenz erstattet. So erhalten Betreiber in der Regel die Zahlung, die sie für den nicht eingespeisten Strom erwarten können.
Regionale Unterschiede
Die Entschädigungszahlungen sind regional unterschiedlich, da die Windenergie vor allem in Norddeutschland, etwa in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, stark ausgebaut ist. In diesen Regionen werden aufgrund des hohen Anteils an Windrädern häufiger Netzengpässe verzeichnet. Die Betreiber dort erhalten also einen größeren Teil der Entschädigungszahlungen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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