Trotz hoher Kosten Warum so wenige den Stromanbieter wechseln

Jahr für Jahr zahlen viele Haushalte zu viel für Strom. Eine neue Umfrage zeigt, warum viele dennoch nicht den Anbieter wechseln – und wie groß das Sparpotenzial wäre.
Die Werbung vieler Wechsel- und Vergleichsportale suggeriert, dass Verbraucher durch einen Wechsel ihres Stromanbieters viel Geld sparen können. Doch stimmt das wirklich? Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, was die meisten von einem Wechsel halten.
Demnach hat rund ein Drittel der Befragten (35 Prozent) noch nie den Anbieter gewechselt – obwohl 80 Prozent den Preis als wichtigstes Tarifkriterium nennen. Nur 18 Prozent gaben an, dies regelmäßig zu tun.
Warum viele nicht wechseln
Die Mehrheit (61 Prozent) derjenigen, die noch nie ihren Stromanbieter gewechselt haben, erklärt ihr Verhalten damit, mit dem aktuellen Anbieter zufrieden zu sein. Weitere genannte Gründe sind Desinteresse (14 Prozent), Unübersichtlichkeit des Marktes (13 Prozent) und ein als kompliziert empfundener Wechselprozess (12 Prozent). Doch das ist nicht alles: So befürchten auch einige, dass der Wechsel schiefgehen könnte und sie am Ende ohne Strom dastehen, weil die Versorgung unterbrochen wurde.
Diese Sorge ist in der Regel unbegründet. Denn in Deutschland gilt das Recht der Grundversorgung. Demnach ist es gesetzlich geregelt, dass jeder Haushalt in Deutschland mit Strom versorgt wird. Selbst dann, wenn es keinen individuellen Stromliefervertrag gibt. Die Stromversorgung übernimmt dann der Grundversorger, das sind meist die Stadtwerke vor Ort.
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Warum einige wechseln
Die Teilnehmer, die bereits gewechselt haben, wurden ebenfalls nach ihren Gründen gefragt. Auf Platz 1 landen hier die wirtschaftlichen Anreize, wie etwa ein Wechselbonus oder andere finanzielle Vorteile. Auch bessere Konditionen (kürzere Vertragslaufzeit) sind ein Grund, einen neuen Stromversorger auszuprobieren. Ein Umzug oder auch ökologische Motive werden von den Befragten ebenfalls genannt.
Doch dem Werbeversprechen einer hohen Ersparnis trauen viele nicht. Nur 2 Prozent der Nichtwechsler vermuten, dass sie dadurch über 300 Euro im Jahr sparen können. 33 Prozent geben an, erst bei einer solchen Summe aktiv zu werden. Nur knapp ein Viertel würde bereits bei Einsparungen von 100 bis 200 Euro reagieren. Laut den Experten von "Finanztip" ist zwar eine Ersparnis von rund 280 Euro im Jahr möglich (bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh). Allerdings nur dann, wenn vom teuren Stromvertrag (Strompreis pro Kilowattstunde: 39 Cent/kWh) zum günstigsten (31 Cent/kWh) gewechselt wird.
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Möglicherweise könnte sich das aber bald ändern, denn: Die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) fühlt sich durch die steigenden Energiepreise belastet. Gleichzeitig erwartet die Hälfte (52 Prozent), dass diese finanzielle Last unter der neuen Bundesregierung noch zunehmen wird und die Energiepreise weiter steigen.
Alternative: Stromsparen
Nicht jeder möchte gleich den Stromanbieter wechseln. Wer dennoch seine Kosten senken will, kann bereits einfache Maßnahmen nutzen: So ersetzt der Wäscheständer den energiehungrigen Trockner, der Fernseher muss auch nicht durchgehend laufen – vor allem, wenn niemand im Raum ist –, und ein kleinerer Gefrierschrank tut es oftmals auch. Kurzum: Die Nutzung von Energiefressern wie Herd, Gefrierschrank, Wäschetrockner, Waschmaschine, Fernseher und Desktop-PC sollten gut bedacht sein. Wer bewusst mit Energie umgeht und haushaltet, kann mit wenig Aufwand seinen Stromverbrauch und somit auch seine Stromkosten senken.
Die Umfrage zeigt: Viele Verbraucher erkennen zwar den Preis als wichtigstes Kriterium – handeln aber nicht entsprechend. Zwischen der wahrgenommenen Belastung und der tatsächlichen Wechselbereitschaft besteht eine Lücke. Erklärbar ist das laut Experten etwa durch eine gewisse Unsicherheit oder Zeitmangel bei den Verbrauchern oder auch durch eine allgemein mangelnde Markttransparenz.
Zur Methodik der Umfrage
Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einer Online-Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Befragt wurden 2.058 Personen, die älter als 18 Jahre sind. Die repräsentative Befragung fand online zwischen dem 4. und 7. April statt und wurde im Auftrag des Anbieterwechsel-Dienstes Wechselpilot durchgeführt.
- YouGov-Umfrage von Wechselpilot, liegt der Redaktion als PDF vor
- finanztip.de "Stromanbieter wechseln"