Experte erklärt Erdbeben: Diese Vorschriften könnten Leben retten

In einigen Ländern Südostasiens hat die Erde gebebt. Ein Experte betont, dass strenge Bauvorschriften viele Leben retten könnten.
Südostasien ist von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Das Epizentrum lag im krisengebeutelten Staat Myanmar, doch auch in Teilen Thailands, Indiens, Chinas und Vietnams war das Beben zu spüren. In Bangkok brach ein Hochhaus in sich zusammen, in Myanmar stürzten sogar mehrere Gebäude ein. Die Behörden sprechen von "zahlreichen Opfern".
Allerdings könnten viele Opfer und schwere Folgen von Erdbeben verhindert werden. Dabei spielen Bauvorschriften eine zentrale Rolle. "Nicht die Erdbeben selbst töten Menschen, sondern die Gebäude", sagte Oliver Heidbach vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur im vergangenen Jahr.
Im April letzten Jahres gab es ein schweres Erdbeben der Stärke 7,4 in Taiwan. Trotz der Stärke des Bebens kamen nur etwas mehr als zehn Menschen ums Leben. "Taiwan hat gezeigt, dass strenge Bauvorschriften und deren konsequente Kontrolle Leben retten", erklärte der Wissenschaftler. Das starke Beben habe nur zu "geringfügigen Schäden" geführt, weil die Gebäude den Erschütterungskräften standhielten.
Bauinvestitionen können Leben retten
Im Vergleich dazu hatten die Beben im türkisch-syrischen Grenzgebiet am 6. Februar 2023 mit Stärken von 7,7 und 7,6 verheerende Ausmaße mit mehr als 53.000 Toten. Auch die Erdbebenserie in Afghanistan im Oktober desselben Jahres kostete rund 1.500 Menschen das Leben. Laut Heidbach könnte eine mangelhafte Umsetzung von Bauvorschriften eine Ursache für die hohe Opferzahl sein.
"In der Türkei und Syrien hat es wahrscheinlich Defizite bei der Einhaltung der Vorschriften für erdbebensicheres Bauen gegeben", sagte Heidbach. Dabei könnten die Gebäude bereits mit zusätzlichen Investitionen von weniger als fünf Prozent der Kosten für Neubauten deutlich besser gegen die Einwirkung der Erdbebenwellen geschützt und ein Zusammenstürzen könnte verhindert werden. "Das würde die Zahl der Todesopfer deutlich verringern."
Vorbereitung für den Ernstfall
Grundsätzlich könne man Erdbeben aber weder verhindern noch zeitlich exakt vorhersagen. "Aber wir können die Gebäude so entwerfen, dass sie den Kräften standhalten", sagte Heidbach. In Japan oder Taiwan werde zudem die Bevölkerung gezielt auf den Ernstfall vorbereitet. Schon Kinder lernten in Schulen, wie sie sich während eines Bebens verhalten sollten. "Diese Länder haben aus der Vergangenheit gelernt und sind Beben gewohnt", erklärte Heidbach.
In Deutschland sei die Gefahr starker Erdbeben zwar äußerst gering, "trotzdem existieren Bauvorschriften, insbesondere für kritische Infrastruktur wie Stauanlagen und Kernkraftwerke", sagte der Geologe. Diese seien an die geringe Erdbebengefahr hierzulande angepasst.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa