Der "Babymacher" Indischer Arzt bringt Seniorinnen Babyglück

Manjeet Kaur ist mit 58 Jahren mithilfe des umstrittenen Arztes Anurag Bishnoi zum ersten Mal Mutter geworden. Doch damit ist sie längst nicht die älteste Patientin, die durch den indischen "Babymacher" zur Mutter wurde.
Im April 2016 brachte die ungefähr 70-jährige Daljinder Kaur den gesunden Jungen Armaan zur Welt. "Ungefähr", da viele Inder ihren genauen Geburtstag nicht kennen. Damit verhalf der indische Arzt seiner bislang ältesten Patientin zur Mutterschaft durch künstliche Befruchtung. Ihr Mann, Mohinder Singh Gill, 79, und Daljinder Kaur wurden so zum ersten Mal Eltern. Geschehen ist dies in Anurag Bishnois Spezialklinik "National Fertility Center" in der Stadt Hisar, 80 Kilometer nordwestlich von Neu-Delhi.
Kinderlosigkeit ist in Indien ein Fluch
46 Jahre hatte das Paar zuvor versucht, Nachwuchs zu bekommen – vergeblich. Obwohl die Frau das durchschnittliche Schwangerschafts-Alter weit überschritten hat und Schwangerschaften über 50 sehr riskant sind, ist sie überglücklich. Das hat einen Grund.
In Indien ist Kinderlosigkeit ein Fluch, der gesellschaftliche Ächtung mit sich bringt. Verheiratete Paare ohne Kinder stehen unter enormem Druck. So erging es auch den Eheleuten Daljinder Kaur und Mohinder Singh Gill. Seit 46 Jahren ist das Paar verheiratet, ein Baby bekam es jedoch nie.
Letze Chance ist die Spezialklinik
Die Klinik von Anurag Bishnoi, die auf künstliche Befruchtung spezialisiert ist, war ihre letzte Chance. Das Paar zögerte keine Sekunde, als es die Anzeige für die Klinik sah: "Ich wollte endlich ein Kind haben", sagt Daljinder Kaur, "Gott hat unsere Gebete erhört." Zwei Jahre lang hatte sie es bereits vergeblich versucht, bevor die Befruchtung im eigenen Ei mit dem Sperma ihres Mannes endlich erfolgreich war. Obwohl selbst Dr. Bishnoi dieser extrem späten Schwangerschaft skeptisch gegenüber stand, wurde das erste Kind der zierlichen Frau am 19. April 2016 gesund geboren.
Bishnoi wirbt inzwischen offen mit den Senioren-Schwangerschaften. Seine Internetseite zeigt überwiegend Fotos von Müttern, denen viele Experten von einer künstlichen Befruchtung abgeraten hätten. Aber er ist längst nicht der einzige. Tausende Kliniken für künstliche Befruchtung sind in Indien, wo Frauen stark über die Rolle der Mutter definiert werden, in den vergangenen zehn Jahren entstanden.
Werbung für künstliche Befruchtung soll verboten werden
Inzwischen überlegt das indische Parlament, die offensive Werbung für solche Risiko-Schwangerschaften zu verbieten. Auch viele Gynäkologen im Land sind entsetzt und warnen vor den körperlichen Gefahren für überspäte Schwangerschaften. Viele Frauen in Indien werden das nicht verstehen. Für sie sind die Kliniken die letzte Hoffnung, sie vom Makel der kinderlosen Frau zu erlösen.
Auch Manjeet Kaur ist glücklich. Seit vierzig Jahren fühlte sie sich wie eine Aussätzige, weil sie als unfruchtbar galt. Mit 58 Jahren hat es nun endlich für sie geklappt: Sie ist Mutter.
Späte Schwangerschaften bergen viele Risiken
Eine späte Schwangerschaft kann sehr riskant sein. Denn die Gebärmutter ist ein hormonabhängiger Muskel, der sich nach der Menopause verändert. Außerdem wird das Herz-Kreislauf-System mit zunehmendem Alter schwächer. Da dann auch keine Eizellen mehr heranreifen, sind späte Mütter auf gespendete Eizellen angewiesen. In Deutschland sind solche Spenden verboten.
- Eigene Recherchen
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.