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Kuckuckskinder sind viel seltener als gedacht


Untreue Mütter?
Kuckuckskinder sind viel seltener als gedacht

Von spiegel-online
Aktualisiert am 06.04.2016Lesedauer: 2 Min.
Der Zweifel, ob das Kind der Partnerin auch wirklich das eigene ist, ist nur selten begründet. Die Quote für Kuckuckskinder liegt einer neuen Studie zufolge bei etwa 0,9 Prozent.Vergrößern des Bildes
Der Zweifel, ob das Kind der Partnerin auch wirklich das eigene ist, ist nur selten begründet. Die Quote für Kuckuckskinder liegt einer neuen Studie zufolge bei etwa 0,9 Prozent. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Etwa jedes zehnte Kind stammt gar nicht von dem Mann, den es für seinen Vater hält? Diese Schätzung kursierte lange, ist aber neuen Daten zufolge viel zu hoch gegriffen.

Es ist ein Vertrauensbruch, der Partnerschaften zerstören und Väter in eine tiefe Krise stürzen kann: Wenn ein Mann erfährt, dass seine Kinder gar nicht die eigenen sind, sondern er jahrelang den Nachwuchs eines anderen großgezogen hat. Fälle von Kuckuckskindern gibt es immer wieder und die Rechtsstreitigkeiten, die daraus folgen, sind schon vor dem Bundesgerichtshof gelandet.

Unklar ist jedoch, wie häufig Kuckuckskinder sind. Lange hieß es, zehn oder gar 20 Prozent der Kinder stammten von einem anderen Mann als jenem, der sie - ahnungslos - großzieht.
Eine im Fachblatt "Trends in Ecology & Evolution" veröffentlichte Studie korrigiert diese Zahl deutlich nach unten. Lediglich ein bis zwei Prozent seien Kuckuckskinder, schreibt das Team um Maarten Larmuseau von der belgischen KU Leuven. Auch in vergangenen Jahrhunderten, als Frauen noch nicht mit der Pille verhüten konnten, seien Kuckuckskinder nicht häufiger gewesen.

Das Team um Larmuseau hatte vor einigen Jahren untersucht, wie viele Kuckuckskinder es in den vergangenen 500 Jahren in einer Gruppe von Belgiern gab. Für die Studie hatten die Wissenschaftler genetische Informationen von Teilnehmern ausgewertet, deren väterliche Linie sich bis zum 18. Jahrhundert in Flandern zurückverfolgen ließ. Diese kombinierten sie mit Daten aus der Ahnenforschung. Das Ergebnis: Es waren gerade einmal 0,9 Prozent pro Generation.

Mit ähnlichen Ansätzen haben inzwischen andere Wissenschaftler in Südafrika, Italien, Spanien und Mali ähnlich geringe Zahlen von außerehelichen Kindern, die aber als eheliche ausgegeben wurden, ermittelt.

Warum waren frühere Schätzungen so hoch?

Der australische Forscher Michael Gilding beschäftigte sich bereits 2005 in einem Fachartikel ausführlich mit dieser Frage. Seiner Aussage zufolge sind die ursprünglichen Quellen dafür nicht nur schwer zu finden, sondern durchaus zweifelhaft, weil sie nie wissenschaftlich publiziert wurden.

Er schreibt zudem, dass Labore, die in den USA beziehungsweise in Australien Vaterschaftstests durchführen, von Quoten um 30 beziehungsweise 20 Prozent berichten. Diese hohen Zahlen sind jedoch darauf zurückzuführen, dass ein Vaterschaftstest ja erst dann beauftragt wird, wenn bereits ein Verdacht besteht. Neben unverheirateten Frauen, die Unterhalt vom biologischen Vater wollen, seien eben Männer, die die Treue ihrer Partnerin oder Ex-Partnerin bezweifeln, die Auftraggeber.

Vor diesem Hintergrund sei der Anteil der Kuckuckskinder bei diesen Untersuchungen gar nicht hoch, sondern eher niedrig, schreibt Gilding in "People and Place".


Das aktuelle Ergebnis der belgischen Forscher lasse an der These des sogenannten Gen-Shoppings zweifeln. Sie besagt, dass Frauen gezielt fremdgehen, um ihren Kindern bessere Gene als die des Partners zu verschaffen - und gleichzeitig kaum ein Problem damit haben, ihrem Partner ein Kuckuckskind unterzuschieben.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die eventuellen Kosten für die möglichen evolutionären Vorteile schlicht zu hoch sind. Fliege der Betrug auf, könnte die Partnerschaft daran zerbrechen und Ziehvater sowie dessen Verwandtschaft könnten aufhören, sich um die Kinder zu kümmern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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