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Fragwürdig: Geburt der Kinder vom eigenen Vater filmen lassen


Mit der Kamera in den Kreißsaal
Vater zeigt die Geburt seines Sohnes live auf Facebook

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 20.05.2016Lesedauer: 3 Min.
Meist sind bei der Geburt nur die Eltern, die Hebamme und ein Arzt dabei, wie auf diesem Symbolfoto.Vergrößern des Bildes
Meist sind bei der Geburt nur die Eltern, die Hebamme und ein Arzt dabei, wie auf diesem Symbolfoto. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Eine Geburt ist eine intime Sache - eigentlich. Meist ist der werdende Vater dabei, die Hebamme, ein Arzt. Nun hat allerdings ein Vater aus Kalifornien die Geburt seines Sohnes live auf Facebook gestreamt. Dass quasi alle 1,6 Milliarden Nutzer der Community dabei zuschauen konnten, war dem 36-Jährigen angeblich nicht klar.

Mit dem Video habe er nur seine Freunde und Verwandten an der Geburt teilhaben lassen wollen, erklärte der aus Polynesien stammende Mann dem Magazin "People". Während seine Frau in den Wehen lag und sich bis zur Geburt kämpfte habe er plötzlich die hohe Zuschauerzahl registriert und "für eine Sekunde" darüber nachgedacht, die Aufnahme zu stoppen. Dann habe er aber entschieden, sein Familienglück mit der Welt zu teilen, so der Vater des kleinen Ngangatulelei HeKelesi. "Es gibt so viel Negatives auf Facebook und da dachte ich mir, das ist doch etwas Positives."

Geburtsvideo schon 300.000 Mal aufgerufen

Das 45 Minuten lange Video der Geburt vom 16. Mai ist noch immer im Netz verfügbar und wurde bis Freitagmittag rund 300.000 Mal abgerufen. Nachdem zahlreiche Medien über die Live-Geburt berichtet hatten, betonte der 36-Jährige jetzt noch mal via Facebook: "Und ehrlich, ich habe es nicht gepostet, um irgendjemanden zu verletzen oder so was in der Art. (...) Ich habe einfach einen sehr besonderen Moment zwischen zwei Individuen eingefangen, die sich sehr wichtig sind."

Facebook hat mehr als 1,6 Milliarden Mitglieder. Das Netzwerk hat die Live-Video-Funktion erst in diesem Jahr für einen großen Teil seiner Nutzer aktiviert.

"Frontale Aufnahme der Geburt kommt vor"

Dass Paare besondere Momente einer Geburt auf Kamera festhalten, sei keine Seltenheit, sagt Jana Friedrich, Hebamme aus Berlin. "Ich bin seit 16 Jahren Hebamme, gefilmt wurde von Anfang an." Doch die Aufnahmen sind üblicherweise für den engsten Familien- und Freundeskreis gedacht. Gefilmt und fotografiert werden zum Beispiel die Anstrengungen während der Wehen, Entspannungsphasen in der Badewanne, den wunderschönen Augenblick des ersten Kontakts zwischen Mutter und Kind.

Wer mit der Kamera zur Geburt kommt, hat sich normalerweise schon vorher überlegt, was aufgenommen werden soll und was nicht, so die Hebamme weiter. "Die frontale Aufnahme der Geburt ist eher selten, kommt aber vor", sagt Friedrich. Die Frauen gäben deutlich zu verstehen, wann fotografieren in Ordnung sei und wann der Mann zur Unterstützung gebraucht werde.

Mit den Kindern die Geburt anschauen

Generell gilt: Sollen Aufnahmen im Kreißsaal gemacht werden, ist die Zustimmung des behandelnden Teams nötig, gibt Friedrich noch zu bedenken.

Und was macht man später mit dem Geburtsfilm? Den Kindern zeigen? "Warum nicht?", meint Friedrich, die in ihrem Hebammenblog Wissenswertes rund um die Entbindung beschreibt. "Wenn die Geburt ein schönes Erlebnis war und der Film gut geschnitten ist, kann ich mir das gut vorstellen."

Etwas so Persönliches und Intimes in sozialen Netzwerken zu posten, ist allerdings heikel, schließlich sind unmittelbar die Persönlichkeitsrechte von Mutter, Kind und dem Personal im Kreißsaal betroffen. Aus dem Neugeborenen wird ein Erwachsener, der womöglich nicht möchte, dass alle Welt sich seine Geburt im Internet anschauen kann. Wer es nicht lassen kann, Kinderfotos auf Facebook und Co. zu posten, sollte in den Privatsphäre-Einstellungen darauf achten, dass die Bilder nicht öffentlich, sondern nur für einen begrenzten Freundeskreis sichtbar sind.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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