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CTG für Schwangere: Das kann der Herzton-Wehenschreiber


Bauchsignale
Das CTG - der Draht zum ungeborenen Baby

t-online, Simone Blaß

01.12.2014Lesedauer: 5 Min.
Der Herzton-Wehenschreiber (oder auch CTG) zeichnet die Herztschläge des Embryos auf und misst eine eventuelle Wehentätigkeit.Vergrößern des Bildes
Der Herzton-Wehenschreiber (oder auch CTG) zeichnet die Herztschläge des Embryos auf und misst eine eventuelle Wehentätigkeit. (Quelle: Peter Widmann/imago-images-bilder)
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Für Schwangere gehört er inzwischen zur Routine, der Lauschangriff aufs Baby. In den letzten Schwangerschaftswochen schließen die meisten Frauenärzte und Hebammen regelmäßig ein CTG (Kardiotokographie, englisch cardiotocography) an, um zu überprüfen, ob es dem Ungeborenen gut geht. Zu hören sind dann seltsame Geräusche aus der Tiefe, zu sehen wellenförmige Aufzeichnungen. Die man nur auswerten kann, wenn man vom Fach ist, und selbst dann ist es nicht immer eindeutig. Denn jedes Mama-Baby-Team ist anders.

Das CTG oder auch Herzton-Wehenschreiber, ist eine Methode, um gleichzeitig die Herzschlagfrequenz des Ungeborenen sowie die Wehentätigkeit der Mutter aufzuzeichnen. Nicht nur während der Geburt, sondern auch bereits in der Vorsorge. Ab der 28. Schwangerschaftswoche wird bei den meisten Frauen das erste CTG gemacht. Davor sollte man laut den Mutterschaftsrichtlinien nur dann eines durchführen, wenn eine Frühgeburt droht oder etwas auffällig ist, das Kind sich zum Beispiel nur wenig bewegt oder die Mutter einen Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck hat.

"Eine Frau ist doch guter Hoffnung und nicht in Sorge"

Walter Klockenbusch, Leiter der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Münster, sieht für ein vorgeburtliches CTG bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft keinen Grund. "Wir leben in einer Zeit der Verunsicherung, in der oft ein Übermaß an Diagnostik stattfindet. Dabei sind die Frauen doch eigentlich guter Hoffnung und nicht in Sorge."

Die Herzfrequenz des Fötus wird in "beats per minute" (bpm, Schläge pro Minute) aufgezeichnet. Ein Ultraschall-Transducer sendet Schallwellen zum Herzen des Babys, ein Empfänger setzt das daraus entstehende Echo um und bringt es in Form von Kurven zu Papier. Doch auch wenn das Verfahren völlig schmerzfrei ist und als nebenwirkungsfrei gilt, zu oft sollte man das Kind nicht grundlos den Schallwellen aussetzen.

"Natürlich kann man mit Diagnostik bei Müttern zur Beruhigung beitragen", so Kloppenbusch. "Da zwischen Mutter und Kind nicht nur körperlich ein enger Draht besteht, beruhigt das dann auch das Kind. Wird die Mutter allerdings durch ein Zuviel an Diagnostik nervös gemacht, gilt eben das auch fürs Baby."

Wehen sind sehr subjektiv

Die Wehentätigkeit wird meistens über eine indirekte Druckmessung ermittelt, die auf jede Veränderung des Bauchumfangs reagiert. Herzaktion und Wehenkontraktionen werden in einer Kurve dargestellt, dem sogenannten Kardiotokogramm. Dabei wird ein Gurt um den Bauch geschnallt, den Rest macht der Wehenschreiber. Wobei es gerade für eine Erstgebärende oft erstaunlich ist, dass Wehen vorhanden sind, die sie selbst noch gar nicht wahrnehmen kann.

Auf der anderen Seite ist die messbare Stärke der Wehen auch sehr stark abhängig vom Körperbau der Frau. "Bei einer Schwangeren mit hohem Fettanteil ist die Ableitung schwierig", erklärt der Nürnberger Gynäkologe Reinhold Kütt. Bei einer adipösen Schwangeren kann es sein, dass selbst bei heftigen Geburtswehen kaum etwas zu sehen ist. Bei einer sehr schlanken Schwangeren dagegen können viel deutlichere Ausschläge festgestellt werden.

Die Schwierigkeit, ein CTG auszuwerten, liegt daher nahe. Denn die Konstitution der Schwangeren spielt dabei genauso eine Rolle wie ihre eigenen Angaben über den Grad der Wehen. "Die Aufzeichnung von Wehen allein sagt uns gar nichts. Wichtig ist, was die Frau merkt", meint Kloppenbusch. "Oft werden Frauen zu uns geschickt aufgrund von Wehen, die das CTG anzeigt. Aber ganz ehrlich: Eine Wehentätigkeit, die nicht gespürt wird, interessiert mich nicht besonders."

Ohne den Menschen hilft die ganze Technik nichts

Die Auswertung des CTGs, für den Laien nur eine Ansammlung von Kurven, erfolgt anhand von international gültigen Richtlinien. "Um ein CTG richtig auszuwerten, braucht es aber Erfahrung", so Kütt. Man muss darin geschult sein und verschiedene Einflussfaktoren beachten.

Zukünftig möglicherweise ein Problem, denn der Trend geht zu einer computerisierten Auswertung und Dokumentation. "Die Technik schreitet natürlich immer voran, aber dass ein Gerät allein ein CTG auswertet, das wird noch lange nicht und wahrscheinlich auch nie spruchreif sein", da ist sich Andrea Schrader sicher. Sie ist leitende Lehrerin an der Staatlichen Berufsfachschule für Hebammen an der Uniklinik Erlangen. "Denn hinter jeder der aufgezeichneten Kurven steht eine Schwangerschaft, eine Frau, die eventuelle Risiken mitbringt, ein Kind - das alles ist ein Puzzle, für das es den Menschen braucht, der es erkennt."

Schraders Schülerinnen lernen auch heute noch, mit dem Hörrohr umzugehen. Erstens, weil jede Technik versagen kann und zweitens, weil man weiß, "dass man - bei einer unauffälligen Schwangerschaft - mit dem Hörrohr keine schlechteren Ergebnisse erzielt als mit dem CTG. Bei dem kommt es lediglich zu mehr Kaiserschnitten." Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts rückten die Herzfrequenz und ihre Veränderung während der Geburt immer mehr in den Mittelpunkt. Eine kontinuierliche Aufzeichnung war rein technisch sogar erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts möglich.

CTG per Funk erlaubt den Frauen Bewegungsfreiheit

Noch vor wenigen Jahren waren die Frauen mit den Geräten regelrecht verkabelt - was so manche Geburt erschwerte. Heute, so Klockenbusch, werde zunehmend mit Funk gearbeitet, sogenannter Telemetrie. "Trotzdem gibt es keinen Grund, die ganze Geburt zu überwachen. Sinnvoll ist das nur im letzten Abschnitt."

Klockenbusch fügt hinzu: "Technik ist gerade bei Schwangerschaft und Geburt sowieso nicht das Wichtigste." Sie werde erst dann relevant, wenn sich Risiken für Mutter oder Kind abzeichnen. Und dann werden auch spezielle Geräte wie zum Beispiel das Oxford-CTG eingesetzt. Diese computerunterstützte CTG-Überwachung erfasst mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Kriterien und vergleicht sie mit einer Referenzdatenbank.

Beim internen CTG besteht Verletzungsgefahr

Neben dem externen CTG kann die Untersuchung auch intern durchgeführt werden. Allerdings nur dann, wenn die Fruchtblase gesprungen ist bzw. gesprengt wurde. Dann wird eine Elektrode eingeführt und am Kopf oder Po des Ungeborenen befestigt. So zeichnet man die Herztöne auf. Die Wehen werden gleichzeitig über einen ebenfalls eingeführten Ballonkatheder ermittelt, da dieser während einer Kontraktion zusammengedrückt wird. Die Methode ist zwar exakter, aber auch aufwendiger. Da ein Verletzungsrisiko besteht, verwendet man sie in der Regel nur bei speziellen Indikationen.

Das CTG kann Leben retten

Bei einer Geburt ist das CTG heute nicht mehr wegzudenken. Denn das Herz reagiert sofort auf einen Sauerstoffmangel, Stress jeder Art, Infektionen oder eine Vergiftung. Ist der Herzschlag des Kindes unauffällig, dann kann man relativ sicher sein, dass es ihm gut geht. Werden die Herztöne schwächer oder langsamer, dann stimmt möglicherweise etwas nicht.

Doch schon bestimmte Bewegungen oder auch der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus des Babys können grundlos Besorgnis erregen. "Normalerweise dauert ein CTG 20 bis 30 Minuten, zeigen sich aber Unregelmäßigkeiten, dann lässt man es schon mal länger laufen, um sicherzugehen." Das CTG trägt also dazu bei, eine Gefahr für das Kind frühzeitig zu erkennen und eingreifen zu können, bevor es zur Schädigung des Ungeborenen kommt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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