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Künstliche Befruchtung: Wie oft geht der Kinderwunsch in Erfüllung?


Reproduktionsmedizin
Künstliche Befruchtung: Wie oft geht der Kinderwunsch in Erfüllung?

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 06.02.2014Lesedauer: 4 Min.
Reproduktionsmedizin: Wird aus dem Kinderwunsch wirklich ein Wunschkind?Vergrößern des Bildes
Reproduktionsmedizin: Wird aus dem Kinderwunsch wirklich ein Wunschkind? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Unerfüllter Kinderwunsch wird heute nicht mehr einfach so hingenommen. In den letzten Jahrzehnten haben sich die medizinischen Methoden der künstlichen Befruchtung so weit entwickelt, dass sich immer mehr Paare ihren Kinderwunsch erfüllen können, die damit auf natürlichem Weg erfolglos blieben. Die Baby-Take-Home-Rate gibt den "Kunden" von Kinderwunschzentren Auskunft über den Erfolg, denn mittlerweile ist das ein florierender Geschäftszweig.

Wie erfolgreich diese Verfahren der künstlichen Befruchtung sind, die Mediziner bevorzugt außerkörperliche Befruchtung nennen, dokumentiert jedes Jahr das "Deutsche Register für Künstliche Befruchtung" (DIR), das seit 1982 Daten über die humane Reproduktionsmedizin erhebt und die Behandlungsergebnisse der mittlerweile 120 deutschen Kinderwunschzentren auswertet.

Im Schnitt liegt die Schwangerschaftsrate bei 30 Prozent

Danach wurden 2012 in Deutschland rund 77.000 Behandlungen durchgeführt. Etwa 31.000 mal kam dabei die ICSI- und 9200 mal die IVF-Methode zum Einsatz, was aber nicht automatisch bedeutet, dass eine ebenso große Anzahl Frauen schwanger wurden: "Hier liegt die durchschnittliche Rate aller deutschen Kinderwunschzentren bei gut dreißig Prozent pro Embryotransfer - also das Übertragen der befruchteten Eizelle zurück in die Gebärmutter", erklärt der Reproduktionsmediziner und Gynäkologe Andreas Tandler-Schneider vom Fertility-Center in Berlin.

Das am häufigsten angewendete reproduktionsmedizinische Verfahren ist heute die intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), bei der manuell mittels einer hauchdünnen Nadel ein Spermium direkt in die Eizelle eingespritzt wird und diese später in die Gebärmutter eingesetzt wird. Diese Anfang der 90er Jahre entwickelte Methode, die es auch unfruchtbaren Männern möglich macht, Kinder zu zeugen, ist eigentlich eine Weiterentwicklung der sogenannten In-Vitro-Fertilisation (IVF), der am zweithäufigsten angewendeten Behandlungsart. Dabei werden der Frau Eizellen aus dem Eierstock entnommen und dann mit dem Samen des Mannes in eine Petrischale gegeben. Die eigentliche Befruchtung findet anschließend in einem Brutschrank ganz natürlich statt.

Schwangerschaftsquote ist nicht gleich Geburtenquote

Statistisch wird der prozentuale Anteil der Geburten nach einer Sterilitätsbehandlung durch die sogenannte "Baby-Take-Home-Quote" angegeben. Denn Schwangerschaftsquote ist nicht gleich Geburtenquote. Diese prozentualen Werte sagen nämlich noch nichts darüber aus, wann und wie oft eine Schwangerschaft nach einer außerkörperlichen Befruchtung tatsächlich erfolgreich verläuft, Paare endlich Eltern werden und nach der Geburt ihr sehnlichst erwartetes Baby mit nach Hause nehmen können. 2012 war das in Deutschland - so die Angaben des DIR - rund 8700 Mal der Fall.

Bei jeder fünften Frau, so der Experte Tandler-Schneider, komme es während der Schwangerschaft zu einer Fehl- beziehungsweise Frühgeburt oder auch zu einer Eileiterschwangerschaft. "Diese Geburtenrate, die sogenannte 'Baby-Take-Home'-Quote liegt altersübergreifend und bezogen auf einen Behandlungszyklus bei durchschnittlich 22 bis 24 Prozent. Sind die Frauen, die sich von Reproduktionsspezialisten behandeln lassen, allerdings über 40 Jahre alt, was in den letzen Jahren immer häufiger der Fall ist, sinken naturgemäß grundsätzlich die Aussichten, Nachwuchs zu bekommen. Die 'Baby-Take-Home-Quote' kann dann sogar bei nur zehn Prozent liegen."

Allerdings ist die Quote nur ein ungefährer Wert, da sie auf unvollständigen und ungesicherten Zahlen basiert, weil nicht jede Entbindung an die verantwortliche Kinderwunschklinik zurückgemeldet wird.

Im internationalen Vergleich wirken die Erfolgsquoten der deutschen Kinderwunschzentren relativ niedrig. In anderen europäischen Ländern wie Spanien liegen sie weit über 50 Prozent. Das liegt daran, dass dort Embryonenspende und Eizellenspende längst erlaubt ist.

Die Fruchtbarkeit der Frau nimmt ab dem 35. Lebensjahr erheblich ab

Das Alter der Frauen ist ein wichtiger Indikator für eine erfolgreiche Sterilitätsbehandlung. Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden und damit auch die Chance auf das Wunschkind, nehmen etwa ab dem 35. Lebensjahr kontinuierlich ab. Die Fruchtbarkeit einer Frau gilt von da an als erheblich eingeschränkt. Dann können auch die Methoden der modernen Fortpflanzungsmedizin die biologische Uhr nicht mehr zurückdrehen.

Das beeinflusst die Erfolgsquoten der Kinderwunschzentren

Verbessern lassen sich die Erfolgschancen einer Sterilitätsbehandlung durch die Wahl der Kinderwunschklinik. Denn nicht alle Kliniken haben dieselben Arbeitsweisen und Strukturen, so dass sie auch unterschiedlich hohe Schwangerschafts- und Geburtsquoten aufweisen. Viele Faktoren müssten optimal zusammenspielen, so der Experte. Dazu gehöre vor allem ein erfahrenes Team, neueste Kulturmethoden, modernste Laboratorien und der kontinuierliche Austausch mit Biologen oder den behandelnden Gynäkologen. Die Größe einer Klinik sei bei der Qualitätsbewertung nicht ausschlaggebend.

Je früher Paare zur Beratung kommen, desto besser sind die Chancen auf ein Baby

"Entscheidend für den Erfolg unserer Arbeit und damit auch für die Optimierung der 'Baby-Take-Home-Quote' ist auch, dass Paare, die schon über eine längere Zeit versuchen, Nachwuchs zu zeugen, nicht erst jahrelang warten, bis sie Hilfe in einem Kinderwunschzentrum suchen", rät der Arzt.

"Je früher man kommt - das heißt bei Frauen über 35 Jahren schon nach etwa sieben Monaten - desto größer sind die Chancen dem Babyglück auf die Sprünge zu helfen. Dabei reicht manchmal beispielsweise schon eine Hormonstimulation. Man muss also nicht immer gleich die gesamte Maschinerie in Gang setzen. Und falls doch, werden die Kosten für drei Zyklen etwa einer ICSI- beziehungsweise IVF- Behandlung heute zu 50 Prozent von den Krankenkassen bezahlt. Manche zahlen sogar wesentlich mehr."

"Ein Spiel gegen das Altern"

Aber nicht nur frühzeitige Beratung und Behandlung kann die "Baby-Take-Home-Rate" positiv beeinflussen, auch mit veränderten Behandlungsstrategien hofft der Reproduktionsmediziner Tandler-Schneider die Geburten-Quote weiter zu erhöhen.

"Was wir hier betreiben, ist eigentlich ein Spiel gegen das Altern. Während die Patienten immer älter werden, versuchen wir gleichzeitig bessere Methoden zu entwickeln, damit sich der Wunsch nach einem Baby für viele kinderlose Paare doch noch erfüllt. In Zukunft wollen wir deshalb die Mehrlingsquoten und die damit verbundenen Risiken senken und so die Schwangerschaftsrate auf möglichst 40 Prozent steigern, indem wir statt zwei oder drei Embryonen nur noch einen lebensfähigen Embryo, der sich dann gut entwickeln kann, in die Gebärmuster transferieren. Unser Ziel ist dabei immer: Am Ende soll ein gesundes Baby zur Welt kommen."

Mehr Infos finden Sie in unserem Ratgeber Schwangerschaft & Kinderwunsch.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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