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Wenn Mütter ihre Kinder nicht lieben


Mutterliebe
"Ich mag mein Kind nicht" - gefangen im Muttermythos

t-online, Jenni Zwick

Aktualisiert am 01.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Mutterliebe kommt nicht immer automatisch.Vergrößern des Bildes
Mutterliebe kommt nicht immer automatisch. (Symbolfoto) (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Mutterliebe steht über allem - schließlich scheint sie von Natur aus gegeben. Aber es gibt Frauen, die ihr Kind nicht mögen, denn auch die Beziehung zwischen Mutter und Kind kann gestört sein, obwohl es in unserer Gesellschaft als Frevel gilt, die Position der Mutter anzugreifen oder die Mutterliebe zu hinterfragen.

Mutterliebe sorgt dafür, dass Mütter ihre Zeit, Energie und Fürsorge dem Kind zuwenden. Sie beschützen und umsorgen ihren Nachwuchs und stellen ihre eigenen Bedürfnisse meist hinten an. Gesteuert wird die Fürsorglichkeit und Besorgtheit einer Mutter größtenteils über das Hormon Oxytocin, da sind sich Neurobiologen und Verhaltensforscher einig. Doch ist (Mutter-)Liebe auch eine Empfindung, die durch Erfahrung wächst und sich mit der Zeit entfaltet. Bei Männern beispielsweise entwickelt sich Vaterliebe verstärkt durch Erfahrung. Ebenso ergeht es Adoptiveltern, die ihre Kinder ebenfalls lieben, ohne sie selbst geboren zu haben. So ist diese starke Liebe, die die Erhaltung der Menschheit gesichert hat, sowohl angeboren als auch erlernt.

Gründe für fehlende Mutterliebe

Die Fälle sind schlimm, wir hören sie in den Nachrichten: Mütter töten ihre Kinder, lassen sie verhungern und prügeln sie zu Tode. Niemand scheint herzloser, als eine Mutter, die ihrem Baby etwas antut. Viele Menschen halten Mutterliebe für unfehlbar, doch das ist sie nicht. Schließlich beeinflussen neben der Biologie viele psychologische und soziale Faktoren die Gefühle der Mütter und Väter. Nicht jede Mutter, die keine Mutterliebe empfindet, schlägt ihr Kind oder tötet es sogar. Doch auch, wenn sie für es sorgt, ihm ein Zuhause und zu Essen gibt, wird das Kind in seiner Entwicklung geschädigt. Zu abhängig sind Babys von der Zuwendung ihrer Mutter und des Vaters.

Hat die Mutter das Gefühl, dass sie ihr Kind nicht genug liebt, steht sie meistens alleine da. Doch gibt es nicht wenige Mütter, die nur schwer eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen können. Gründe dafür liegen meist in der eigenen Entwicklung und den Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht haben. Viele haben selbst nicht genug elterliche Zuwendung erfahren und können diese dann eben auch nicht an ihre Kinder weitergeben.

Negativ auf die Mutter-Kind-Bindung wirkt sich außerdem aus, wenn es sich nicht um ein Wunschkind handelt. Viele junge Mütter sind in ihrer persönlichen Entwicklung noch nicht voll ausgereift und fühlen sich nicht "bereit" für ein Kind. Der Frust, die eigenen Bedürfnisse nicht ausleben zu können, ist groß und schwächt das Gefühl für das Kind.

Auch für Frauen, die von ihren Partnern nicht unterstützt werden (können), ist es manchmal schwer, die Liebe zu ihrem Baby zuzulassen, schon aus der Überforderung heraus, ständig für das kleine Wesen verantwortlich zu sein. Depressionen der Mutter und Drogenmissbrauch können die Mutter-Kind-Beziehung ebenfalls erschweren.

Frauen können Mutterliebe lernen

Der erste Schritt aus der schwierigen familiären Situation kann sein, mit dem Partner oder einer anderen vertrauten Person über die fehlenden Gefühle zu sprechen. Auch viele Hilfsorganisationen wie Caritas oder Pro Familia bieten Beratungsstunden an, in denen über die Probleme mit dem Kind und über die Bindungsproblematik gesprochen werden kann. Oft hilft es einer Frau schon, sich nur mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Häufig sind fehlende Emotionen für das Baby oder das Kind ein Zeichen von Überforderung der Mutter. Wird ihr in der Pflege, Betreuung und der Erziehung geholfen und kann sie sich etwas Zeit für sich nehmen, stellen sich die positiven Gefühle oft von selbst ein. Für sehr junge Eltern gibt es Maßnahmen vom Jugendamt, in denen Sozialarbeiter die Familie begleiten und Tipps zur Erziehung geben, mit Vater, Mutter und Kind etwas unternehmen und ihnen im alltäglichen Umgang mit dem Kind helfen. Sie zeigen den jungen Eltern, wie man Verhaltensanzeichen ihres Kindes erkennt und wie sie angemessen und liebevoll darauf reagieren können.

Manchmal steckt Depression dahinter

Sind Mütter allerdings depressiv oder werden aggressiv ihrem Kind gegenüber, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. In schweren Depressionsfällen und mit einer Psychose ist eine Behandlung im Krankenhaus zu empfehlen. Allerdings bieten in Deutschland nur wenige psychiatrische Kliniken eine spezielle Mutter-Kind-Betreuung an. Diese ist sinnvoll, um die ohnehin schwer gestörte Beziehung zum Kind nicht weiter zu unterbrechen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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