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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wenn Enge Angst macht Welche Symptome eine Klaustrophobie auslöst und was hilft
Menschen mit Klaustrophobie haben Angst vor dem Aufenthalt in engen Räumen. Welche Ursachen Fachleute vermuten und welche Symptome typisch sind.
Wenn Fahrstuhlfahren oder eine Fahrt in der U-Bahn Herzrasen, Schweißausbrüche oder ähnliche Angstsymptome auslösen, könnte eine Klaustrophobie dahinterstecken. Dabei handelt es sich um eine Angststörung, die sich meist gut in den Griff bekommen lässt.
Definition: Was ist Klaustrophobie?
Klaustrophobie zählt zu den spezifischen Phobien. Menschen mit einer spezifischen Phobie haben eine krankhafte Angst vor bestimmten, eigentlich harmlosen Situationen oder Objekten. Beispiele für eine spezifische Phobie sind etwa die Angst vor Spinnen (Arachnophobie), vor Höhe (Akrophobie) oder vor dem Fliegen (Aviophobie).
Im Falle der Klaustrophobie bezieht sich die Angst auf den Aufenthalt in engen Räumen.
Definition
Klaustrophobie ist eine Angststörung, die sich durch eine unangemessen starke Angst vor dem Aufenthalt in engen Räumen auszeichnet.
Typische Örtlichkeiten beziehungsweise Situationen, vor denen Menschen mit Klaustrophobie Angst haben, sind zum Beispiel:
- U-Bahn, Zug
- Fahrstuhl
- enge Gänge
- MRT-Untersuchungen in engen, "geschlossenen" Geräten
- Solarium
- Toiletten
- Tunnel
- überfüllte Räume
Klaustrophobie ist keine Platzangst
Im Volksmund fällt im Zusammenhang mit Klaustrophobie häufiger die Bezeichnung "Platzangst". Eigentlich handelt es sich bei der Klaustrophobie jedoch um eine Raumangst. Eine Platzangst ist hingegen für eine andere Angststörung typisch: die Agoraphobie. Näheres zum Unterschied zwischen Klaustrophobie und Agoraphobie lesen Sie hier.
Symptome: So lässt sich eine Klaustrophobie erkennen
Wenn Fahrstuhlfahren oder eine MRT-Untersuchung ein mulmiges Gefühl oder Nervosität auslösen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sich eine Angststörung dahinter verbirgt. Denn eine gewisse Anspannung oder auch Angst – etwa im MRT – ist in vielen Situationen ganz normal und kein Grund zur Sorge.
Krankhaft ist eine Angst erst, wenn sie unangemessen und übertrieben ist: Objekte oder Situationen, die eigentlich harmlos sind, werden dann zum Problem. Die Angst ist bei einer Klaustrophobie (oder auch einer anderen Phobie) so stark, dass die Betroffenen die Angstauslöser möglichst meiden.
Das Vermeidungsverhalten verstärkt die Angst noch mehr – denn Menschen mit Klaustrophobie können dann nicht die Erfahrung machen, dass die Situation eigentlich ungefährlich ist.
Wird eine Person mit Klaustrophobie mit der angstauslösenden Situation konfrontiert und betritt beispielsweise einen Fahrstuhl, führt dies zu verschiedenen körperlichen und psychischen Symptomen, die als Folge der Angst auftreten. Mögliche Symptome sind zum Beispiel:
- Herzklopfen, Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Schwindelgefühle
- das Gefühl, ohnmächtig zu werden
- kalte Hände und Füße
Häufig befürchten die Betroffenen, verrückt zu werden, zu sterben oder auf andere Weise die Kontrolle zu verlieren.
In ausgeprägten Fällen ist die Angst so groß, dass allein der Gedanke an die angstauslösende Situation zu Symptomen führt.
Klaustrophobie: Was sind die Ursachen?
Wie eine spezifische Phobie wie die Klaustrophobie genau entsteht, darüber gibt es verschiedene Theorien. Grundsätzlich gehen Fachleute heute davon aus, dass mehrere Faktoren im Zusammenspiel eine Phobie begünstigen. Bestimmte Personen sind (genetisch oder aufgrund bestimmter Erfahrungen) "anfälliger", eine psychische Störung zu entwickeln. Kommen bestimmte Stressoren hinzu – etwa eine belastende Lebenssituation –, kann dies zum Ausbruch einer Angststörung führen.
Was hilft bei Klaustrophobie?
Wenn eine Klaustrophobie die Lebensqualität einschränkt, sollte sie behandelt werden. Fachleute empfehlen in der Regel eine kognitive Verhaltenstherapie.
Ihr liegt ein lerntheoretischer Ansatz zugrunde: Negative Verhaltensmuster lassen sich demnach "verlernen" und durch neue, positive Verhaltensmuster ersetzen. Auch wird davon ausgegangen, dass sich Gedanken, Verhaltensweisen und Gefühle gegenseitig beeinflussen. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Gedanke "Im Fahrstuhl kippe ich um" dazu führen kann, dass die Person den Fahrstuhl meidet, während der Gedanke "Der Fahrstuhl ist sicher" eher dazu führt, dass sie den Fahrstuhl betritt.
Während der Therapie wird die betroffene Person meist direkt mit den angstmachenden Situationen konfrontiert (Expositionsübungen) und dadurch langsam daran gewöhnt. Wichtig ist dabei, dass sich die oder der Erkrankte so lange der Situation aussetzt, bis die Angst spürbar nachlässt. Dadurch lernt die Person, dass die Angst unbegründet ist.
Der Schwierigkeitsgrad der Übungen wird meist schrittweise gesteigert: Zum Beispiel stellt sich die Person zunächst nur vor, wie sie einen Fahrstuhl betritt. In einer anderen Sitzung betritt sie gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten den Fahrstuhl. Gegen Ende der Therapie fährt sie schließlich allein mit dem Fahrstuhl.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 13.3.2024)
- "Angststörungen". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 3.1.2024)
- "ICD-10-GM Version 2024". Online-Informationen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): klassifikationen.bfarm.de (Stand: 2024)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM) und des Deutsches Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM): "Behandlung von Angststörungen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 051-028 (Stand: April 2021)
- Senf, W., et al.: "Praxis der Psychotherapie". Thieme, Stuttgart 2020