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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prostatakrebs entdecken Prostatauntersuchung – ab wann zur Früherkennung?
Prostatakrebs entwickelt sich schleichend. Lesen Sie, ab wann die Prostatauntersuchung von den Kassen bezahlt wird – und warum sie umstritten ist.
Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebsform. Normalerweise wächst er langsam und lässt sich gut behandeln. Wird der Krebs jedoch erst entdeckt, wenn er gestreut hat, ist eine Heilung nicht mehr möglich.
In jungen Jahren kommt Prostatakrebs so gut wie gar nicht vor. Erst ab einem gewissen Alter erhöht sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Dann kommt möglicherweise die Früherkennung infrage. Doch ab wann genau sollte ein Mann die Prostatauntersuchung in Anspruch nehmen?
Früherkennung ist nicht Vorsorge
Gelegentlich ist im Zusammenhang mit der Prostatauntersuchung auch von Prostatavorsorge die Rede. Der Begriff ist jedoch nicht ganz korrekt: Zur Vorsorge gehören Maßnahmen, die einen möglichen Krebs verhindern sollen – die Früherkennung zielt hingegen darauf ab, einen bereits vorhandenen Krebs frühzeitig zu entdecken.
Prostatauntersuchung: Ab wann die Kassen zahlen
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Männern ab 45 Jahren jährlich eine Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs.
Im Durchschnitt ist ein Mann 70 Jahre alt, wenn er die Diagnose Prostatakrebs bekommt. Bei Männern unter 50 Jahren kommt der Krebs nur äußerst selten vor. Daher ergibt eine Früherkennung für sehr junge Männer in der Regel keinen Sinn.
Anlaufstelle kann eine hausärztliche Praxis oder eine Praxis für Urologie sein. Vor der Untersuchung zieht die Ärztin oder der Arzt einen Handschuh an und trägt Vaseline oder Gleitgel auf. Anschließend führt sie oder er einen Finger in den Enddarm ein und tastet von dort die Prostata ab, um Veränderungen zu erkennen. Die Prostatauntersuchung dauert wenige Minuten und ist in der Regel schmerzfrei, kann sich aber unangenehm anfühlen. Eine Vorbereitung (wie etwa ein Einlauf) ist nicht nötig.
Die Tastuntersuchung allein ist sehr ungenau. Wer sich dafür entschieden hat, sollte daher Fachleuten zufolge einen zusätzlichen PSA-Test machen lassen.
Kosten für PSA-Test werden nicht erstattet
PSA ist die Abkürzung für prostataspezifisches Antigen. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das nur die Prostata bildet. Ist der Wert erhöht, weist dies auf eine Prostataveränderung hin.
Der PSA-Wert lässt sich im Blut bestimmen. Anders als die Tastuntersuchung zahlen die gesetzlichen Kassen den PSA-Test jedoch nicht. Vielmehr ist er eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL-Leistung). Die Blutuntersuchung kostet rund 25 Euro, anschließend werden für das Arztgespräch noch einmal rund 20 Euro fällig. Das Ergebnis ist wenige Tage nach der Blutabnahme verfügbar. Ist der Wert auffällig, empfiehlt es sich, die Blutabnahme zur Sicherheit zu wiederholen.
Prostatafrüherkennung ist umstritten
Auch wenn gesetzlich Versicherte ab 45 Jahren eine kostenlose Tastuntersuchung erhalten können, gilt die Prostatafrüherkennung als umstritten. Derzeit gibt es keine eindeutigen Empfehlungen für oder gegen die Früherkennung – vielmehr hat sie Vor- und Nachteile.
Auf der einen Seite ist die Tastuntersuchung zur Prostatafrüherkennung eine einfache und schmerzlose Methode. Auf der anderen Seite ist sie jedoch relativ ungenau. Zum Beispiel sind nur Tumoren tastbar, die bereits größer als einen Zentimeter sind und in der Nähe des Darms liegen. Hinzu kommt, dass eine Veränderung nicht automatisch Krebs bedeutet, was eine unnötige psychische Belastung bedeuten kann. Nicht zuletzt gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass das regelmäßige Abtasten die Wahrscheinlichkeit senkt, an Prostatakrebs zu sterben.
Vor- und Nachteile ergeben sich auch beim PSA-Wert: Ist er erhöht, kann das ein Hinweis auf einen möglichen Prostatakrebs sein und möglicherweise Todesfälle durch die Erkrankung verhindern. In drei von vier Fällen hat die Veränderung allerdings andere Ursachen. Dazu zählen etwa eine vergrößerte Prostata oder eine Prostataentzündung. Möglicherweise macht ein hoher PSA-Wert daher unnötig Angst. Selten kommt es vor, dass der Wert normal ist, aber trotzdem Prostatakrebs vorliegt.
Zudem besteht die Gefahr einer möglichen Überbehandlung. Das bedeutet, dass möglicherweise Prostatakrebs in einem sehr frühen Stadium entdeckt wird, der ohne eine Blutuntersuchung weder aufgefallen noch gefährlich geworden wäre. Prostatakrebs wächst nämlich häufig so langsam, dass er nicht tödlich endet: Von fünf erkrankten Person sterben vier an einer anderen Ursache. Ein auffälliger PSA-Test könnte also möglicherweise unnötige Behandlungen nach sich ziehen. Mehr zum PSA-Test lesen Sie hier.
Fazit
Ab einem Alter von 45 Jahren zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Prostatauntersuchung, bei welcher die Prostata abgetastet wird. Entscheidet sich ein Mann für die Tastuntersuchung, wird empfohlen, zusätzlich einen PSA-Test zu machen.
Fachleute sprechen sich jedoch weder für noch gegen die Früherkennung aus, da sie verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringt.
Ob und ab wann eine Prostatauntersuchung infrage kommt, muss letztlich jeder selbst abwägen. Dabei kann es helfen, sich von der Ärztin oder dem Arzt beraten zu lassen oder auch nahestehende Personen um Rat zu fragen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Früherkennung von Prostatakrebs". Online-Informationen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: www.kbv.de (Abrufdatum: 5.6.2023)
- "Prostatakrebs: Früherkennung und PSA-Test". Online-Informationen des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft: www.dkfz.de (Stand: 23.12.2021)
- Deutsche Krebsgesellschaft: "S3-Leitlinie Prostatakarzinom" (PDF). AMWF-Register-Nr.: 043/022OL (Stand: Oktober 2021)
- "Früherkennung von Prostatakrebs". Online-Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de (Stand: 20.8.2021)