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Nierentransplantation: Alles, was Sie über Spendernieren wissen müssen


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Wartezeit, Lebenserwartung und Altersgrenze
Nierentransplantation: Wenn eine Spenderniere gebraucht wird


Aktualisiert am 28.08.2023Lesedauer: 6 Min.
Eine Nierentransplantation kann lebensrettend sein: Das Spenderorgan könnte bald von Schweinen kommen.Vergrößern des Bildes
Eine Nierentransplantation kann lebensrettend sein. Das Organ kann sowohl von lebenden als auch toten Spendern stammen. (Quelle: mi-viri / Getty Images)
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Die Niere ist das Organ, das am häufigsten für eine Transplantation benötigt wird. Rund 90.000 Dialysepatienten gibt es in Deutschland. Viele davon warten auf ein Spenderorgan.

Die Wartelisten sind lang: Etwa 7.000 nierenkranke Patienten stehen auf der Warteliste für eine Spenderniere. Die durchschnittliche Wartezeit bis zur Durchführung einer Nierentransplantation beträgt aktuell mehr als acht Jahre.

Wurde eine Niere erfolgreich transplantiert, besteht allerdings die Gefahr, dass der Körper das neue Organ abstößt. Um das zu verhindern, müssen Patienten meist lebenslang Medikamente einnehmen.

Warum versagen die Nieren? Häufige Ursachen

Die Nierenfunktion wird in fünf Stadien (G1 – G5) eingeteilt. Je höher das Stadium, desto kränker ist die Niere und desto schlechter ist die Nierenfunktion beziehungsweise die Filterleistung des Organs. Zu den häufigen Ursachen, warum Menschen dialysepflichtig werden oder eine Spenderniere brauchen, gehören Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Autoimmunerkrankungen, entzündliche Nierenerkrankungen, zystische Nierenkrankheiten sowie akutes Nierenversagen.

Auch bestimmte Medikamente, die aufgrund von Vorerkrankungen eingenommen werden müssen, können die Nierenfunktion beeinträchtigen. Eine Nierenfunktionsstörung kann unter anderem mithilfe eines Urintests und/oder eines Bluttests festgestellt werden.

Wer braucht eine Spenderniere?

Chronisch Nierenkranke im weit fortgeschrittenen Stadium, bei denen die Filterfunktion der Niere nicht mehr zum Überleben ausreicht, müssen regelmäßig zur Dialyse gehen. Bei der "Blutwäsche" wird das Blut mithilfe eines Dialysegerätes gefiltert und von harnpflichtigen Substanzen wie Stoffwechselendprodukten und Schadstoffen gereinigt. Die Dialyse sichert das Überleben der Betroffenen, doch sie ist sehr zeitaufwendig und mit vielen Einschränkungen verbunden. Eine Spenderniere kann das kranke Organ ersetzen, den Betroffenen wieder ein eigenständiges Leben ermöglichen und die Überlebenschance erhöhen.

"Bei der Nierentransplantation wird in der Regel eine funktionsfähige Niere eines Verstorbenen (postmortale Organspende) oder eines Lebendspenders auf einen Nierenkranken verpflanzt", sagt Univ.-Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Leiterin der Nephrologie und Nierentransplantation der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN). "Werden beide Nieren verpflanzt, spricht man von 'En-bloc'-Nierentransplantation. Dieses Verfahren wird vor allem bei Kindern und bei alten Menschen durchgeführt."

Wie lange sind die Wartezeiten für eine Nierentransplantation?

Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) zufolge standen Ende 2022 in Deutschland 6.683 Menschen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation, 1.966 Nieren wurden 2022 transplantiert. 535 dieser Spendernieren stammten aus einer Lebendorganspende. Die langen Wartezeiten von bis zu 13 Jahren (im Mittel acht Jahre) sind auf die Kluft zwischen den benötigten und den gespendeten Nieren zurückzuführen.

"Viele Betroffene setzen große Hoffnung auf eine Lebendnierenspende, um die Wartezeit zu verkürzen. Eine Niere spenden dürfen Menschen, die eine enge Verbundenheit zu der erkrankten Person haben, etwa wenn eine familiäre Beziehung, eine Lebenspartnerschaft oder enge Freundschaft besteht", erklärt Weinmann-Menke.

"Doch selbst wenn es einen Spender gibt, heißt das nicht automatisch, dass eine Transplantation auch vorgenommen werden kann. Medizinische Untersuchungen müssen klären, ob der Spender spendefähig und der Patient transplantierfähig ist."

Postmortale Organspende: Wie bekommt man eine Spenderniere?

Im Transplantationsgesetz (TPG), das 1997 von Bundestag und Bundesrat verabschiedet wurde, sind die Bedingungen für die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen festgelegt. Laut TPG sollen Patienten, die auf ein Nierenersatzverfahren angewiesen sind oder es in Kürze sein werden, einem Transplantationszentrum vorgestellt werden.

Voraussetzung für ein postmortales Spenderorgan ist, dass man nach ausführlichen ärztlichen Untersuchungen in die zentrale Warteliste bei Eurotransplant (ET) über ein Transplantationszentrum aufgenommen wird. Der persönliche Rangplatz auf dieser Warteliste ist abhängig von der Notwendigkeit, der Erfolgsaussicht und der Dringlichkeit der Nierentransplantation. Für jedes verfügbare Organ ist der persönliche Rangplatz ein anderer, da hier auch Blutgruppe, HLA-Übereinstimmung und Wartezeit (= Dialysezeit) mit einfließen.

Warum gibt es so wenig Spendernieren?

Für eine Spenderniere müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein: Eine Niere darf nach dem Tod nur Menschen entnommen werden, die im Organspendeausweis oder in der Patientenverfügung einer Organentnahme nach dem Tod zugestimmt oder mündlich eine Spendebereitschaft bekundet haben.

Viele Menschen dokumentieren ihre Entscheidung nicht. Fehlt diese Information, können die Angehörigen zwar nach dem "mutmaßlichen Willen" des Verstorbenen befragt werden, doch eine Entscheidung in der Situation des Schocks und der Trauer zu treffen, fällt vielen Angehörigen schwer. Auch um seinen Liebsten eine solche Situation zu ersparen, ist es wichtig, seine Entscheidung mit einem Organspendeausweis zu dokumentieren.

Liegt eine Zustimmung vor, darf nur dann ein Organ entnommen werden, wenn die gesamten Hirnfunktionen unumkehrbar ausgefallen sind, also der Hirntod eingetreten ist. Da der Hirntod ein seltenes Phänomen ist, kommen nur wenige Verstorbene überhaupt für eine Organspende infrage. Liegen die Zustimmung zur Organspende und der Hirntod vor, müssen im nächsten Schritt ärztliche Untersuchungen klären, ob die Nieren für eine Spende geeignet, also gesund und funktionsfähig sind.

Bis zu welchem Alter darf ich spenden oder transplantiert werden?

"Es gibt keine feste Altersgrenze für das Spendenalter oder eine Transplantation. Das Transplantationsgesetz sieht vor, dass Minderjährige ihre Bereitschaft zur Organspende ab dem vollendeten 16. Lebensjahr und einen Widerspruch ab dem vollendeten 14. Lebensjahr ohne Zustimmung eines Erziehungsberechtigten erklären können.

"Beim Spender kommt es weniger auf das Alter an als auf den Zustand der Nieren und den Gesundheitszustand beziehungsweise mögliche Vorerkrankungen bei Spender und Empfänger", sagt Weinmann-Menke. "Allerdings ist es so, dass sich Organe von jüngeren Verstorbenen besser für eine Transplantation eignen als von älteren. Und nicht bei jedem älteren Menschen, der eine Niere braucht, kann eine Transplantation durchgeführt werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn bestimmte Erkrankungen vorliegen, welche ein lebensbedrohliches Risiko bei der Transplantation darstellen."

Für ältere Erwachsene über 65 Jahre gibt es ein eigenes Transplantationsprogramm, das Eurotransplant Senior Programm, kurz ESP. Hier werden ältere Spenderorgane von über 65-Jährigen an Empfänger über 65 Jahre vergeben. Durch dieses Programm können Menschen über 65 Jahre oft schon nach zwei bis drei Jahren transplantiert werden.

Wer zahlt die Kosten der Nierentransplantation?

Die Kosten für eine Organentnahme bei verstorbenen Spendern wird den Krankenhäusern nach festgelegten Pauschalen von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) erstattet. Diese Pauschalen sind zwischen den Spitzenverbänden der Krankenkassen, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, der Bundesärztekammer und der DSO vereinbart und werden der DSO von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt.

Bei Lebendspenden werden die notwendigen Voruntersuchungen und die Organentnahme von der Krankenkasse des Transplantatempfängers getragen. Die Organtransplantationen werden pauschal vergütet. Für die Kosten kommt ebenfalls die Krankenkasse des Organempfängers auf.

Wie lange funktioniert die transplantierte Niere?

Nach der Nierentransplantation muss der Organempfänger lebenslang immunsupprimierende Medikamente einnehmen, damit der Körper das Fremdgewebe nicht abstößt. Und auch mit einer gut eingestellten Medikation ist nicht auszuschließen, dass sich der Körper gegen das Organ wehrt und es entfernt werden muss. Das Risiko ist nach der Transplantation am größten, besteht aber auch zu einem späteren Zeitpunkt weiter fort.

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Angaben der DSO zufolge funktionieren von 100 transplantierten Nieren, die lebend gespendet wurden, ein Jahr nach der Operation noch etwa 95. Nach fünf Jahren arbeiten noch 86 der Spenderorgane. Stammen die Spendernieren aus einer postmortalen Organspende, arbeiten nach fünf Jahren noch 75 der Spendernieren. Diese Daten wurden europaweit in einer Studie über einen Zeitraum von 1990 bis 2021 erfasst. Die Erfolgsaussichten einer Nierentransplantation sind somit recht gut.

(Quelle: Fotostudio Rimbach (Mainz))

Univ.-Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke ist Leiterin der Nephrologie und Nierentransplantation der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN).

Wie ist die Lebenserwartung nach einer Nierentransplantation?

"Im Schnitt funktioniert die Lebendnierenspende 15 bis 20 Jahre im Körper des Empfängers. Eine postmortale Nierenspende zehn bis 15 Jahre", weiß Weinmann-Menke. "Lebendspendernieren funktionieren im Schnitt etwas länger, da der Spender zum Zeitpunkt der Spende gesund sein muss, um das Risiko für Langzeitfolgen der Spende zu minimieren. Die Niere ist dann nicht durch Vorerkrankungen angegriffen. Wir sehen aber auch Transplantierte, die 30 oder 40 Jahre mit dem ersten Spenderorgan leben."

Wie ein Mensch nach der Nierentransplantation zurechtkommt, ist unter anderem vom allgemeinen Gesundheitszustand, dem Alter, möglichen Begleiterkrankungen und der Annahme des Spenderorgans durch den Körper abhängig, aber auch maßgeblich von der Medikamententreue und dem Lebensstil.

Generell haben nierenkranke Patienten nach der Nierentransplantation eine bessere Lebensqualität und eine längere Lebenserwartung als Dialyse-Patienten. Laut dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI) sind die häufigsten Todesursachen nach einer Nierentransplantation Komplikationen im Herz-Kreislauf-System, Infektionen oder bösartige Tumoren.

Wie können Transplantierte ihre neue Niere schonen?

Die wichtigste Schutzmaßnahme für das Spenderorgan ist laut der Nephrologin die regelmäßige Einnahme der immunsupprimierenden Medikamente, auch Immunsuppressiva genannt. Das Risiko, dass die Niere abgestoßen wird, erhöht sich, wenn die Medikamente vergessen werden oder aufgrund von Infektionskrankheiten reduziert oder phasenweise abgesetzt werden müssen.

"Daher ist es wichtig, dass in Situationen mit einem erhöhten Infektionsrisiko, etwa beim Kontakt mit vielen Menschen, Schutz- und Hygienemaßnahmen wie das Tragen einer Maske und regelmäßiges Händewaschen beachtet werden", sagt Weinmann-Menke. "Ebenso ist es wichtig, dass Begleiterkrankungen wie ein Diabetes oder Bluthochdruck gut eingestellt sind und Transplantierte ausreichend trinken, um einem akuten Nierenversagen vorzubeugen."

Des Weiteren gelten die allgemeinen Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil: Nicht rauchen, Alkohol in Maßen, eine gesunde und ausgewogen Ernährung, ausreichend Bewegung. Auf rohes Fleisch, Fisch und Eier sollten Nierentransplantierte ebenfalls verzichten und auch keine verschimmelten Lebensmittel verzehren. Obst, Gemüse und Salat sollten vor dem Verzehr gewaschen werden. Aufgrund möglicher Pilzsporen in der Erde sollten Transplantierte ein Jahr nach dem Organerhalt keine Gartenarbeit verrichten. Ebenso sollten sie sich im ersten Jahr mit der neuen Spenderniere kein Haustier anschaffen. Auch ist es wichtig, regelmäßige Arztbesuche zur Kontrolle wahrzunehmen.

Das "Nieren-Navi" der DGfN beantwortet alle Fragen um die Nierentransplantation und anderer Nierenersatzverfahren. Weitere Fragen zum Thema Organspende beantwortet Ihnen das Infotelefon Organspende der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation unter 0800 9040400. Zusammen mit dem Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. hat der BN e.V. ein "Nierentelefon" initiiert, dass Sie mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr erreichen und mit einem Experten sprechen können.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • nieren-navi.de: "Die Nierentransplantation". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN). (Stand: Aufgerufen am 22. August 2023)
  • unimedizin-mainz.de: "Wann kommt eine Nierentransplantation in Frage?". Online-Information des Transplantationszentrums Mainz, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. (Stand: 18. Januar 2021.
  • dso.de: "Statistiken zur Organtransplantation". Online-Information der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). (Stand: Aufgerufen am 22. August 2023)
  • bundesaerztekammer.de: "Neubekanntmachung der Richtlinie gem. § 16 Abs. 1 S. 1 Nrn. 2 u. 5 TPG für die Wartelistenführung und Organvermittlung zur Nierentransplantation". Online-Information (PDF) der Bundesärztekammer. (Stand: 20. Januar 2023)
  • bundesverband-niere.de: "Transplantation". Online-Information des Bundesverbands Niere e. V. (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • bundesverband-niere.de: "Organspende. Häufig gestellte Fragen und Antworten". Online-Information des Bundesverbands Niere e. V. (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • bundesverband-niere.de: "Chronische Nierenerkrankungen". Online-Information des Bundesverbands Niere e. V. (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • organspende-info.de: "Die Nierentransplantation". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • organspende-info.de: "Wartelistenführung und Vermittlung von Organen". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • organspende-info.de: "Gesetze und Richtlinien regeln die Organ- und Gewebespende". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • organspende-info.de: "Wichtige Voraussetzungen für eine Organspende sind Zustimmung zur Spende und Todesfeststellung". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • organspende-info.de: "Die Nierenlebendspende ist die am häufigsten durchgeführte Lebendorganspende". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • internisten-im-netz.de: "Nierentransplantation". Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI). (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert eine Dialyse?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 7. Februar 2023)
  • gesundheitsinformation.de: "Nierentransplantationen: Bessere Ergebnisse bei größeren Fallzahlen ableitbar". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22. Mai 2020)
  • bundesgesundheitsministerium.de: "Fragen und Antworten zum Thema Organspende". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: Aufgerufen am 21. August 2023)
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