Infektion mit Folgen Warum Ringelröteln in der Schwangerschaft ein Risiko sind
Ringelröteln verlaufen meist harmlos. In der Schwangerschaft ist die Infektion jedoch ein Risiko. Lesen Sie, warum und was Schwangere dagegen tun können.
Ringelröteln sind eine Infektionserkrankung, die vor allem Kinder betrifft. Manchmal stecken sich auch Jugendliche und Erwachsene an. Viele Betroffene merken gar nichts von der Infektion: Das körpereigene Immunsystem wehrt den Erreger in der Regel ab, ohne dass sie etwas davon mitbekommen. Nur selten kommt es zu starken Beschwerden oder gar zu Komplikationen.
Eine Ansteckung mit Ringelröteln in der Schwangerschaft birgt hingegen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen und gefährdet die Gesundheit des ungeborenen Kindes.
Wie es zur Ansteckung mit Ringelröteln in der Schwangerschaft kommt
Ob schwanger oder nicht, der Ansteckungsweg ist bei Ringelröteln für alle Menschen gleich. Der Erreger, das sogenannte Parvovirus B19, gelangt vor allem über Tröpfchen von Mensch zu Mensch. Doch auch direkter Hautkontakt beziehungsweise der Kontakt mit kontaminierten Gegenständen beziehungsweise Oberflächen kann zur Ansteckung führen.
Die meisten Erwachsenen – und somit auch die meisten Schwangeren – sind ausreichend vor Ringelröteln geschützt, da viele sich bereits in der Kindheit damit infiziert haben. Der Körper hat in der Folge Antiköper gegen das Virus gebildet. Das verleiht den Betroffenen einen entsprechenden Immunschutz, der eine erneute Infektion mit Ringelröteln im Erwachsenenalter meistens verhindert.
Doch etwa 30 bis 40 Prozent der Schwangeren sind nicht immun gegen Ringelröteln – etwa weil sie sich in der Vergangenheit noch nicht infiziert haben oder ihr Immunsystem geschwächt ist – und haben somit ein erhöhtes Ansteckungsrisiko.
Besonders leicht verbreiten sich Ringelröteln dort, wo viele Menschen – besonders Kinder – in engem Kontakt stehen. Das sind zum Beispiel Betreuungseinrichtungen wie Kitas und Schulen.
Welche Symptome Schwangere mit Ringelröteln haben
Kommt es während der Schwangerschaft zu einer Ringelröteln-Infektion mit Beschwerden, ähneln diese oft zunächst einer milden Grippe. Die Betroffenen können etwa leichtes Fieber, geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen und Husten oder Kopf- und Gliederschmerzen bekommen. Der für Ringelröteln typische Ausschlag im Gesicht sowie an Armen und Beinen tritt hingegen eher selten auf.
Darum sind Ringelröteln in der Schwangerschaft gefährlich
Für die meisten Menschen sind Ringelröteln nicht gefährlich, auch nicht für die Schwangere selbst. Eine Gefahr ist die Infektion in der Schwangerschaft jedoch für das Ungeborene. Die werdende Mutter überträgt dabei das Virus direkt über die Plazenta auf ihr Kind. Besonders hoch ist das Risiko, wenn es in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln – bis zur 20. Schwangerschaftswoche – zu einer Ansteckung mit Ringelröteln kommt.
Diese Komplikationen können auftreten
Wenn das Ringelröteln-Virus in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes übertritt und das Rückenmark befällt, stört es dort die Blutbildung. Das führt beim Kind zu:
- Blutarmut (Anämie),
- Wasseransammlung in der Haut und im Gewebe (Hydrops fetalis) oder im Brust- und Bauchraum sowie
- Herzmuskelschwäche (seltener).
Eine Ringelröteln-Infektion des Kindes in der Schwangerschaft hat für fünf bis zehn Prozent der Betroffenen schwere gesundheitliche Folgen und führt in zahlreichen Fällen sogar zu Fehl- und Totgeburten.
Einen Ringelröteln-Test machen
Schwangere, die nicht wissen, ob sie einen ausreichenden Immunschutz gegen Ringelröteln besitzen, können einen Test auf Antikörper gegen das ursächliche Virus durchführen lassen. Das gilt vor allem für Frauen, die:
- beruflich in engem Kontakt mit Kindern unter sechs Jahren stehen,
- zum ärztlichen bzw. pflegerischen Personal zählen,
- Menschen mit einer Immunschwäche versorgen oder
- unter dem Verdacht stehen, sich schon infiziert zu haben.
Gut zu wissen
Auch wenn Sie nicht schwanger sind, aber eine Schwangerschaft planen, können Sie Ihren Immunschutz gegen Ringelröteln überprüfen lassen. Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt, wenn Sie hierzu Fragen haben.
Mit dem Ringelröteln-Test lässt sich überprüfen, ob im Blut Antikörper gegen das Parvovirus B19 vorhanden sind. Dazu entnimmt die Ärztin oder der Arzt eine kleine Menge Blut und lässt dieses im Labor auf Antikörper untersuchen. Ist der Test positiv, gilt die Schwangere als immun. Bei einem negativen Ergebnis erfolgt nach zwei bis drei Wochen eine weitere Kontrolle des Immunstatus.
Alternativ führt die Ärztin oder der Arzt einen sogenannten PCR-Test (Polymerase-Ketten-Reaktion, engl.: Polymerase-Chain-Reaktion) durch. Mit dessen Hilfe kann das Blut noch einmal genauer auf Spuren des Erregers überprüft werden. Ist dieser Test dann positiv, erfolgt keine weitere Verlaufskontrolle.
Wer für den Ringelröteln-Test zahlt
Der Test auf Ringelröteln-Antikörper ist nicht Bestandteil der Untersuchungen im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge. Er zählt zu den sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (kurz: IGeL). Die Kosten für den Test sind von den Schwangeren daher selbst zu tragen.
Wie Sie sich vor Ringelröteln schützen
Fällt das Ergebnis des Antikörpertests negativ aus, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Infektion. In diesem Fall erfolgt zunächst ein Aufklärungsgespräch mit der Ärztin oder dem Arzt über mögliche Gefahren von Ringelröteln in der Schwangerschaft und darüber, wie sich das Ansteckungsrisiko senken lässt.
Da es keine Impfung gegen Ringelröteln gibt, können sich Schwangere – und andere Personen ohne Immunschutz – ausschließlich mit entsprechenden Hygienemaßnahmen vor einer Ansteckung schützen. Das bedeutet zum Beispiel, sich regelmäßig die Hände mit Wasser und Seife zu waschen, verschmutzte Oberflächen und Gegenstände zu reinigen oder zu desinfizieren und Berührungen im Gesicht mit ungewaschenen Händen zu meiden.
Es ist außerdem ratsam, den Kontakt zu möglichen Infizierten zu meiden. Schwangere, die keinen Schutz vor Ringelröteln aufweisen und beispielsweise in Kindergärten arbeiten, sollten die Einrichtung nach Möglichkeit bis einschließlich der 20. Schwangerschaftswoche nicht betreten.
Wichtiger Hinweis
Schwangerschaftsrelevante Präventions- und Schutzmaßnahmen rund um den Arbeitsplatz sind meist über Arbeitsschutzbestimmungen geregelt und vom jeweiligen Unternehmen aufgestellt. Sprechen Sie mit Ihrer Arbeitgeberin oder Ihrem Arbeitgeber, wenn Sie wissen möchten, welche Vorkehrungen Sie und Ihr Unternehmen im Falle einer Ringelröteln-Infektion in der Schwangerschaft treffen sollten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Ringelröteln (Erythema infectiosum)". Online-Information des Deutschen Grünen Kreuzes e. V. (DGK): dgk.de (Abrufdatum: 31.8.2022)
- Herold, G.: Innere Medizin 2022. Selbstverlag, Köln 2021
- "Ringelröteln (Erythema infectiosum)". Online-Information des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ): www.kinderaerzte-im-netz.de (Stand: 12.11.2021)
- Leitlinie der Gesellschaft für Virologie e. V. (GfV): "Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 093/001 (Stand: 21.10.2021)
- "Erythema Infectiosum". Online-Information von StatPearls: www.statpearls.com (Stand: 9.8.2021)
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- "Ringelröteln in der Schwangerschaft". Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF): www.frauenaerzte-im-netz.de (Stand: 12.7.2018)
- "Ringelröteln". Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de (Stand: 24.4.2018)