t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeGesundheitKrankheiten & SymptomeCorona

Corona-Krise in Israel: Warum immer mehr Menschen schwer erkranken


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Einstiger Impfweltmeister
Immer mehr Schwerkranke: Scheitert Israels Covid-Strategie?


Aktualisiert am 07.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Krankenhaus in Israel: Die Zahl der schweren Corona-Fälle nimmt zu.Vergrößern des Bildes
Krankenhaus in Israel: Die Zahl der schweren Corona-Fälle nimmt zu. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)
News folgen

Mitten in der Omikron-Welle meldet Israel eine Höchstzahl an Corona-Schwerkranken. Wirken die Impfungen nicht oder sorgt Omikron doch für schwerere Verläufe? Ein Erklärungsversuch.

Die Zahl der Corona-Schwerkranken in Israel ist in der Omikron-Welle so hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Das Gesundheitsministerium teilte am 5. Februar 2022 mit, 1.229 schwer an Covid-19 erkrankte Patienten würden in Krankenhäusern behandelt. Dort klagen Ärzte und Pfleger weiterhin über eine hohe Belastung.

Binnen 24 Stunden wurden 37.985 neue Corona-Fälle gemeldet. Am 23. Januar hatte die Zahl der Neuinfektionen in Israel mit mehr als 85.000 einen Höhepunkt seit Pandemiebeginn erreicht. Zum Vergleich: Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 217.815 Corona-Neuinfektionen. Deutschland hat etwa neunmal so viele Einwohner wie Israel.

Warum in Israel mehr Menschen schwer an Corona erkranken

Die hohen Zahlen in Israels Kliniken wurden von Premierminister Naftali Bennett in Kauf genommen: Ein erneuter Lockdown wurde ausgeschlossen. Die Lage sollte nur noch so gut wie möglich kontrolliert werden, ohne das öffentliche Leben unnötig einzuschränken.

Auch die israelische Tageszeitung "Haaretz" vermeldete am Sonntag das Rekordhoch an Neuinfektionen. Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Professor Nachman Ash erklärte dazu: "Ich hoffe, wir werden einen deutlichen Rückgang der Zahl schwerer Fälle feststellen, aber es wird einige Zeit dauern." Der Rückgang der Todesfälle werde ebenfalls nur langsam kommen. "Die Pandemie ist immer noch bei uns und wir sind noch lange nicht am Ende, schon gar nicht in den kommenden Wochen." Offenbar hat Israel die Omikron-Welle in ihrer Heftigkeit unterschätzt.

Lauterbach: "Zu viele Ältere ungeimpft"

Ungeimpfte oder nur teilweise geimpfte Patienten über 60 Jahre machen demnach 43 Prozent der Todesfälle über 60 aus. In dieser Altersgruppe sind zwölf Prozent der Menschen ungeimpft oder nur teilweise geimpft.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach machte auf Twitter auf die hohe Omikron-Sterblichkeit aufmerksam. Dies sei darin begründet, dass in Israel noch immer zu viele Ältere ungeimpft seien. "Bisher konnten wir in Deutschland solche Sterberaten verhindern, weil ältere Ungeimpfte durch unsere Maßnahmen geschützt wurden", betonte Lauterbach.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Eigentlich galt Israel einmal als "Impfweltmeister". Mittlerweile liegt das Land bei den Zweitimpfungen sogar hinter Deutschland. Während in Israel bisher knapp 68 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft sind, sind es hierzulande bereits 74,4 Prozent. Bei den Booster-Impfungen liegen die Länder in etwa gleichauf: In Deutschland haben bereits 54,3 Prozent der Bevölkerung den dritten Piks erhalten, in Israel sind es 54,5 Prozent. Inzwischen werden in Israel die Ersten allerdings schon ein viertes Mal geimpft.

Israel lockert mitten in der Omikron-Welle

Trotz angespannter Lage gibt es aber gleichzeitig Anzeichen dafür, dass die Omikron-Welle in Israel allmählich bricht. Der Experte Eran Segal vom Weizmann-Institut in Rechovot geht nach Medienberichten davon aus, dass der Höhepunkt der Welle bereits erreicht wurde.

Die Regierung hat deshalb beschlossen, die Corona-Regeln im Land weiter zu lockern und den sogenannten Grünen Pass in vielen Bereichen abzuschaffen. Dieser galt bislang als Eintrittskarte ins öffentliche Leben und erlaubte Zugang zu Museen, Konzerten und Restaurants. Vergeben wurde der digitale Ausweis an Geimpfte, Genesene und Getestete – mit unterschiedlichen Ablauffristen.

Einige Experten kritisieren laut "tagesschau" diesen Schritt vehement. Denn der Anreiz, sich impfen zu lassen, könnte durch die weitgehende Abschaffung sinken. Die Impfquote beim vermeintlichen Impfweltmeister Israel ist demnach tatsächlich niedriger als in vielen europäischen Ländern. Aktuell wird allen Einwohnern über 60 und Jüngeren mit Vorerkrankungen eine vierte Dosis angeboten. Vor allem, um schwere Verläufe zu verhindern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Twitterprofil Karl Lauterbach
  • Robert Koch-Institut
  • Johns Hopkins University - Israel
  • Nachrichtenagentur dpa
  • tagesschau: "Israel schafft Grünen Pass weitgehend ab", 7. Februar 2022
  • focus.de: "Israel: Im Land des einstigen Impfweltmeisters schießt die Zahl der Intensivpatienten nach oben", 3. Februar 2022
  • haaretz.com: "Top Israeli Health Official Says 'Pandemic Still With Us,' as Serious COVID Cases Set New Record", 6. Februar 2022.
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website