Neue Reihenfolge Wer erhält wann die Corona-Impfung?
Bis Ende März sollen die Über-80-Jährigen geimpft sein. Doch wer bekommt die ersehnte Corona-Impfung als nächstes? Und was hat sich durch die angepasste Verordnung geändert? Ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- Bis wann sollen die Über-80-Jährigen geimpft sein?
- Was ändert sich durch den Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs?
- Wie wirkt sich der erfolgte Astrazeneca-Impfstart nun aus?
- Wann sollen die Menschen ab 70 Jahren geimpft werden?
- Wann sollen Menschen mit Vorerkrankungen geimpft werden?
- Wer soll noch in Gruppe 2 geimpft werden?
- Wer kommt nach Gruppe 2?
- Sollen Kinder geimpft werden?
- Welche offenen Fragen treiben Politik und Wissenschaft um?
- Welche Kritik gibt es an der Impfverordnung?
- Wird die Impfverordnung immer strikt eingehalten?
Alle Erwachsenen sollen in den nächsten Monaten in Deutschland bei der Corona-Impfung an die Reihe kommen – bloß wann? Vom Astrazeneca-Impfstoff sind am Wochenende die ersten Lieferungen eingetroffen. An diesem Montag (8. Februar) tritt eine veränderte Corona-Impfverordnung in Kraft. Zentrale Fragen lassen sich nun klarer beantworten:
Bis wann sollen die Über-80-Jährigen geimpft sein?
Um den Wechsel zum zweiten Quartal Ende März herum. So hat es Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versprochen. Das gilt auch für andere in der ersten Gruppe mit höchster Priorität: Pflegeheimbewohner, Pflegekräfte in Heimen, Personal in Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste.
Den 800.000 Heimbewohnern soll bis Mitte Februar ein "Impfangebot" gemacht werden – 630.000 wurden bisher geimpft. Als nächste innerhalb dieser Gruppe rücken jetzt ambulante Pflegedienste in den Fokus.
Was ändert sich durch den Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs?
Das dritte Präparat, nach den Stoffen von Biontech/Pfizer und Moderna bekommen vorerst nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren – es fehlen Daten zur Wirkung bei Älteren. Deshalb wird den Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig der Astrazeneca-Stoff geimpft. Dass das Präparat vorerst Unter-65-Jährigen vorenthalten ist, ist eigentlich eine Schwäche. Doch bleibt so mehr von den anderen für die Hochbetagten. Spahn: "Ältere können so schneller als geplant geimpft werden."
Wie wirkt sich der erfolgte Astrazeneca-Impfstart nun aus?
Bis 19. Februar sollen 1,75 Millionen Astrazeneca-Dosen an die Länder geliefert – und direkt verimpft werden. Es soll also kein Impfstoff für die nach neun bis zwölf Wochen fällige zweite Impfung aufbewahrt werden. Am 2. März sollen dann weitere 1,47 Millionen Dosen kommen.
Während die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer eine Wirksamkeit von 94 und 95 Prozent haben, sind es bei Astrazeneca laut einer neuen Studie nach der ersten Impfung nur 76 Prozent – und bis zu 82 Prozent nach der zweiten. Einige Pflegekräfte sollen Zwei-Klassen-Impfungen fürchten, wenn sie Astrazeneca bekommen.
Wann sollen die Menschen ab 70 Jahren geimpft werden?
Von April an, in Gruppe 2 mit hoher Priorität. Aktuell leben etwa 7,3 Millionen Menschen zwischen 70 und 80 in Deutschland sowie 5,7 Millionen in der Altersgruppe 80 plus.
Bislang geliefert wurden 4,2 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna. Bis Anfang März kommen rund 3,2 Millionen Astrazeneca-Dosen dazu. Von Biontech/Pfizer sollen bis Ende Februar mehr als 2,5 Millionen weitere Dosen geliefert werden, von Moderna bis Mitte Februar 182.400 Dosen.
Wann sollen Menschen mit Vorerkrankungen geimpft werden?
Manche sollen in Gruppe 2 vorgezogen werden. In dieser Gruppe sollen nun auch Menschen geschützt werden mit Krebs ohne gestopptem Tumorwachstum, mit schwerer chronischer Lungenerkrankung, mit chronischer Leber- oder Nierenerkrankung, mit Diabetes mit hohen Blutzuckerwerten, mit Fettleibigkeit mit Body-Mass-Index über 40, mit bipolarer Störung, Schizophrenie und schwerer Depression.
Bisher waren hier schon Menschen mit Demenz, geistiger Behinderung, Trisomie 21 sowie nach Organtransplantationen vorgesehen. Neu: Auch andere Risikopatienten sollen mit ärztlicher Bescheinigung zum Zug kommen.
Wer soll noch in Gruppe 2 geimpft werden?
Bis zu zwei enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen zu Hause oder Schwangeren. Schwangere selbst sollen wegen mangelnden Studiendaten nur in Ausnahmen geimpft werden.
Strittig: Auch Ärzte sollen erst in Gruppe 2 drankommen. Diese umfasst auch Polizei- und Ordnungskräfte insbesondere für Demonstrationen, Beschäftigte von Gesundheitsdiensten und Kliniken, Bewohner von Obdachlosen- und Asylbewerberunterkünften und Betreuer geistig Behinderter. Auch für Gruppe 2 gilt der Astrazeneca-Vorrang für Unter-65-Jährige.
Wer kommt nach Gruppe 2?
Menschen über 60, Menschen mit weiteren Krankheiten wie etwa Asthma oder Herzinsuffizienz – sowie zum Beispiel Lehrer, Erzieher, Polizisten, Beschäftigte in Supermärkten. Erst danach sollen alle weiteren folgen – bis Ende des Sommers laut Kanzlerin Angela Merkel.
Sollen Kinder geimpft werden?
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist von 16 Jahren an zugelassen. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, erwartet im Lauf des ersten Halbjahrs Ergebnisse zu Studien von Moderna und weiteren zu möglichen Impfungen bei Kindern und Jugendlichen.
Welche offenen Fragen treiben Politik und Wissenschaft um?
Laut Cichutek vor allem eine mögliche Ansteckungsgefahr durch Menschen, die selber schon geimpft sind. "Können wir Daten finden, dass Geimpfte das Virus nicht weiter übertragen?" Und die Wirksamkeit bei hochansteckenden Virusvarianten.
Dem Institutsleiter zufolge gibt es Hinweise, "dass man mit der UK-Variante (also der britischen) ganz gut fertig werden kann, mit der Südafrika- und Brasilien-Variante vielleicht schlechter".
Welche Kritik gibt es an der Impfverordnung?
Die Lehrkräfte und die Praxisärzte wollen nicht so lange warten. So sagt der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen: "Diejenigen, die andere jeden Tag behandeln, medizinisch versorgen und schützen, müssen auch selbst geschützt sein."
Wird die Impfverordnung immer strikt eingehalten?
Nein. In Sachsen-Anhalt wurden etwa mehr als 300 Polizisten im Kreis Stendal schon geimpft – sowie der Oberbürgermeister und 10 Stadträte von Halle/Saale, angeblich mit Dosen, die übrig geblieben waren. Für Schlagzeilen sorgte auch die Impfung von Mitgliedern des Geriatrie-Direktoriums des Klinikums Region Hannover Langenhagen sowie der Fall einer 79-Jährigen mit schweren Vorerkrankungen bei München, die keinen vorgezogenen Impftermin bekommt. Dass Impfstoff aus angebrochenen Fläschchen noch jenseits der Prioritäten gespritzt werden kann, sieht die neue Verordnung ausdrücklich vor.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa