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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spätfolgen der Pandemie Diese Krankheiten könnten zunehmen – neben Covid-19
Die Corona-Pandemie wird weltweit nicht nur zu weiteren Covid-Erkrankungen führen. Auch andere ernste Krankheiten dürften zunehmen. Vor diesen gesundheitlichen Folgen warnen Experten.
Inhaltsverzeichnis
Stress, Herzkrankheiten, Krebs: Welche indirekten Folgen für die Gesundheit könnte die Corona-Krise haben? Noch lässt sich das Ausmaß von verschobenen Operationen und verzögerten Diagnosen aufgrund der Pandemie nicht beziffern. Doch es mehren sich die Hinweise, dass einige Krankheiten stark zunehmen könnten.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Mediziner beobachten seit Beginn der Corona-Pandemie, dass sich deutlich weniger Patienten mit akutem Behandlungsbedarf ins Krankenhaus einweisen lassen oder einen Notarzt verständigen. Insbesondere die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Schlaganfall oder Herzinfarkt ist zurückgegangen. Grund dafür könnte die Angst der Menschen sein, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken.
Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), warnte im Interview mit t-online, dass die Zahl der Schlaganfälle in Deutschland ansteigen könnte. Der Grund: Patienten könnten die Vorsorge vernachlässigen und Schlaganfall-Warnsymptome nicht so ernst nehmen, wie sie es sollten.
Deutlich weniger Patienten seien 2020 mit leichten Schlaganfällen in die Kliniken gekommen. Doch auch solche sogenannten transitorischen ischämischen Attacken (TIA) könnten lebensbedrohlich sein, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Etwa jeder zehnte Patient stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls.
- Herzspezialist: "Die Beschwerden können sich über Monate hinziehen"
Krebs
Auch viele Krebserkrankungen könnten durch die Pandemie zunehmen. Wissenschaftler und Ärzte warnten bereits zu Beginn der Corona-Krise vor einer "Bugwelle an zu spät diagnostizierten Krebsfällen". Auch Rückstaus bei OPs und verzögerte Therapien seien gefährliche Folgen.
- Krebsexpertin: "Corona-Krise könnte eine Krebswelle ins Rollen bringen"
Schon vor Corona rechneten die Experten der Deutschen Krebshilfe mit einem Anstieg bei Krebs. Laut Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird sich die Zahl bis 2040 fast verdoppeln. Dem Weltkrebsreport der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) zufolge erkrankten 2018 weltweit 18,1 Millionen Menschen an Krebs, 9,6 Millionen starben. 2040 dürften demnach 29 bis 37 Millionen Menschen neu erkranken. Gründe seien die wachsende und älter werdende Weltbevölkerung, aber auch Faktoren, die den Lebensstil betreffen.
Ob auch die Zahl der krebsbedingter Todesfälle durch die Corona-Pandemie steigt, bleibt offen. Verlässliche Daten dazu liegen noch nicht vor.
Häusliche Gewalt
Die Corona-Lockdowns bedeuteten für die meisten Menschen einen tiefen Einschnitt: Quarantäne, geschlossene Schulen, Homeoffice, Kurzarbeit – viele Familien verbrachten plötzlich sehr viel mehr Zeit zu Hause als sonst üblich. Das kann eine Chance sein – aber auch eine Gefahr für jene Familien und Paare, die schon vor Beginn der Pandemie von körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt geprägt waren.
- Links und Telefonnummern: Wo Gewaltopfer Hilfe finden können
Seit dem Beginn der Corona-Krise wurden in einigen Bundesländern mehr Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet. Vor allem Frauen und Kinder haben verstärkt Gewalt erfahren. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den zuständigen Ministerien und Behörden der Länder im Juli 2020 ergeben.
Psychische Erkrankungen
Angst vor Ansteckung, finanzielle Sorgen und Zukunftsängste: Die Corona-Pandemie stellt nicht nur ein Risiko für die körperliche Gesundheit dar, sondern könnte auch schwerwiegende Folgen für die Psyche haben. Experten beobachten einen Anstieg von Angststörungen, Depressionen und Traumafolgestörungen. Generell haben Krankmeldungen aufgrund psychischer Diagnosen seit Pandemieausbruch nachweislich zugenommen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Ärzteblatt
- Deutsche Krebshilfe
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche