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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pathologin untersucht infizierte Lungen Es gibt offenbar zwei Arten, an Covid-19 zu sterben
Eine Schweizer Pathologin hat Lungen von verstorbenen Corona-Patienten untersucht und konnte so Rückschlüsse auf verschiedene Krankheitsverläufe ziehen. Die Erkenntnisse könnten die Behandlung von Covid-19 verbessern.
Angesichts der stark ansteigenden Infektionszahlen wird klar: Jedes zusätzliche Wissen über das Coronavirus ist wichtig. Forscher aus der Schweiz haben nun bei Obduktionen herausgefunden, dass Covid-19-Patienten aus zwei unterschiedlichen Gründen versterben. Die Ergebnisse sind kürzlich im englischsprachigen Fachblatt "Nature Communications" erschienen.
Aktuelle Studie: zwei Gruppen von Corona-Toten
Schon seit Beginn der Corona-Pandemie untersuchten Dr. Kirsten Mertz, leitende Ärztin in der Pathologie des Kantonsspitals Baselland, und ihr Team Menschen, die an der Covid-19-Erkrankung gestorben sind. Unter ihnen erkannten die Forscher zwei Gruppen: Jene Patienten, die früh an einer hohen Viruslast sterben, und jene, die später den Schäden, die die Corona-Infektion hinterlässt, erliegen.
Im Interview mit dem Schweizer Nachrichtenportal "Blick" erklärt Mertz: "Die erste Gruppe stirbt in einem frühen Stadium an einer enorm hohen Viruslast in der Lunge. Das Immunsystem schafft es da leider nicht, das Virus zu unterdrücken." Das Lungengewebe soll bei diesen verstorbenen Patienten aber noch weitgehend intakt gewesen sein.
"In der zweiten Gruppe sieht es aber ganz anders aus: Der Körper dieser Patienten kann das Virus zunächst besiegen – doch sind danach massive Schäden an Lunge und anderen Organen zu erkennen", sagt die Pathologin. Solche Patienten würden erst nach mehreren Tagen oder Wochen sterben.
Der Körper reagiere zu heftig auf den Eindringling. Das Virus möge dann zwar abklingen, aber die Entzündungen zerstören das Gewebe und die Organe. "Das ist, wie wenn Ihnen der Zahnarzt alle Zähne zieht, weil Sie Karies haben. Dann ist zwar die Karies weg, Ihre Zähne aber auch", vergleicht die Medizinerin.
Pathologin nennt Coronavirus einen "Killer"
Auf die Frage, wovon ein schwerer Krankheitsverlauf abhängt, antwortet Mertz im "Blick"-Interview: "Sicher von der Dosis". Je höher die Viruslast, desto stärker sei die Immunreaktion des Körpers und desto mehr Zellen würden zerstört. Ob ein Corona-Infizierter also einen schweren Verlauf zu befürchten hat, liegt nicht nur an Faktoren wie Vorerkrankungen und Alter. Auch die Höhe der Viruslast, die man in sich trägt, kann entscheidend sein. Deswegen seien auch Masken und Abstandsregeln so sinnvoll.
Mertz sagt auch: "Das Coronavirus war und ist ein Killer. Auch in Zukunft wird das so sein." Seit dem Frühjahr habe es zwar "leichte Mutationen" gegeben, doch insgesamt habe sich das Virus selbst nicht groß verändert, so die Pathologin. Und auch die Risikogruppen seien immer noch dieselben – vor allem ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Aber niemand habe die Garantie, von einem schweren Krankheitsverlauf verschont zu bleiben, so Mertz.
Lehren für die Behandlung von Covid-19
Die pathologischen Untersuchungen der Studie könnten wichtige Beiträge zur Erforschung und Therapie von Covid-19 liefern. Durch die Unterteilung in zwei Gruppen von Corona-Toten ließe sich besser abschätzen, welche medikamentöse Behandlung zu welchem Zeitpunkt zum Einsatz kommen könnte.
Patienten im frühen Verlauf müssten eher mit Entzündungshemmern und antiviralen Medikamenten behandelt werden. "Remdesivir zum Beispiel, das antivirale Medikament, das auch Donald Trump erhalten hat, hat sicher eine bessere Wirkung, wenn man es früh genug verabreicht", betont Mertz.
Der Einsatz von Remdesivir ist in Europa erlaubt – der Wirkstoff allerdings stark umstritten. Bei einigen Patienten schlägt es an, bei anderen konnte keine Besserung festgestellt werden. Erst kürzlich wurde öffentlich, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Remdesivir als wirkungslos gegen Covid-19 einstuft.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- blick.ch: Interview mit Pathologin Kirsten Mertz
- Ärzteblatt
- Eigene Recherche