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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vor dem zweiten Lockdwon So schützen Sie sich im Supermarkt vor einer Ansteckung
Plexiglasscheiben, Abstandshinweise, beschränkter Einlass: Supermärkte wollen Kunden und Angestellte auch im zweiten Lockdown vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen. Doch wie sinnvoll sind die Maßnahmen wirklich?
Inhaltsverzeichnis
- Was bringen die Bodenaufkleber als Abstandshalter?
- Kann ich mich über Waren infizieren, die zuvor von Angestellten oder anderen Kunden angefasst wurden?
- Sollte ich besser keinen Einkaufswagen nutzen?
- Birgt Bargeld ein Ansteckungsrisiko?
- Wie sinnvoll ist eine Plexiglasscheibe an der Kasse?
- Wie schütze ich mich sonst noch beim Einkauf?
- Was bringt die Maskenpflicht im Supermarkt?
Tschüss Gedränge, hallo Schlangestehen: In Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften gelten seit dem Frühjahr wegen des Coronavirus erhöhte Hygiene- und Abstandsregeln – die zeitweise auch zu Schlangen vor den Geschäften führen.
Aktuell reichen die Maßnahmen von an der Kasse angebrachten Plexiglasscheiben und Abstandsmarkierungen auf dem Boden bis hin zu Einlassbeschränkungen und der Bitte, lieber mit der Geldkarte anstelle von Bargeld zu zahlen. All das soll verhindern, dass sich Kunden und Mitarbeiter während des Einkaufs mit dem Coronavirus infizieren.
Doch wie sinnvoll sind die Maßnahmen überhaupt? Und wie kann ich mich wirklich vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 beim Einkauf schützen? Wir geben hier Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was bringen die Bodenaufkleber als Abstandshalter?
Bei allen Unsicherheiten ist eines klar: Das Coronavirus wird hauptsächlich über eine Tröpfcheninfektion sowie über die noch kleineren Aerosole von Mensch zu Mensch übertragen – also durch das Einatmen von Viren, die ein infizierter Mensch etwa beim Sprechen oder Husten weitergibt. Laut dem Robert Koch-Institut ist auch eine Ansteckung bei Menschen möglich, die selbst keinerlei oder aber nur milde und unklare Symptome haben. Infizierte können außerdem auch während der Inkubationszeit andere anstecken, die in den meisten Studien mit fünf bis sechs Tagen angegeben wird.
Das alles zeigt, dass Sie auch im Supermarkt einen als bislang sicher geltenden Mindestabstand von 1,5 bis zwei Metern zu anderen Menschen einhalten sollten. Die Abstandsmarkierungen auf dem Boden sind also sinnvoll.
Auch, dass sich in einem Markt nicht zu viele Kunden auf einmal drängen, kann somit tatsächlich vor Ansteckungen zwischen den Kunden zu helfen. Grundsätzlich gilt: Bleiben Sie anderen Menschen so gut es geht fern – ob in der Schlange, an der Kasse oder zwischen den Regalen.
Kann ich mich über Waren infizieren, die zuvor von Angestellten oder anderen Kunden angefasst wurden?
SARS-CoV-2 kann einer US-amerikanischen Studie zufolge bis zu 72 Stunden auf Kunststoff und Edelstahl überleben, auf Papier bis zu 24 Stunden. Auf porösen Oberflächen wie etwa Baumwolle ist die Überlebensdauer des Virus einer neuen australischen Studie von Mitte Oktober zufolge generell niedriger: Sie beträgt demnach abhängig von der Temperatur zwischen 14 Tagen und weniger als 16 Stunden. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus: Auf glatten Oberflächen wie von Handydisplays oder Bankautomaten kann das Coronavirus bis zu 28 Tage überleben – und damit länger als bislang angenommen.
Andere Wissenschaftler bezweifeln aber, dass sich die Ergebnisse von Laborstudien Eins zu Eins auf die Realität übertragen lassen.
Denn gelangen die Erreger etwa durch Hustentröpfchen auf Oberflächen wie einer Packung Toilettenpapier und von da aus über eine Schmierinfektion auf die Hand eines Kunden, kommt das Hustensekret dort mit dem sauren Milieu der Haut in Kontakt. Das verringert laut Experten wie dem Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité die Ansteckungsgefahr vermutlich deutlich.
Dennoch sollten Sie auch hier die allgemeinen Hygieneregeln beachten: Fassen Sie sich beim Einkauf möglichst nicht an Mund, Nase oder Augen und waschen Sie sich nach dem Einkauf gründlich die Hände.
Übrigens: Über Waren wie Spielzeug oder Kleidung, die aus anderen stark von Covid-19 betroffenen Ländern importiert wurden, können Sie sich nach derzeitigem Wissensstand nicht anstecken.
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Sollte ich besser keinen Einkaufswagen nutzen?
In einigen Märkten ist die Nutzung eines Einkaufswagens Pflicht, damit der Markt die aktuelle Anzahl der Kunden im Geschäft im Blick behalten und so eine zu hohe Kundendichte vermeiden kann. Das birgt jedoch ein anderes Risiko: Werden Wagen oder Körbe nicht nach jeder Nutzung desinfiziert, können an ihnen Viren vom Vorgänger haften.
Hier hilft nur: Vermeiden Sie, sich während des Einkaufs ins Gesicht zu fassen oder anschließend mit bloßen Händen zu essen. Waschen Sie nach dem Einkauf ihre Hände sofort gründlich. Sind sie weiterhin unterwegs, nutzen Sie ein Desinfektionsmittel für die Hände, das als "begrenzt viruzid" oder als "viruzid" ausgewiesen ist.
Birgt Bargeld ein Ansteckungsrisiko?
In etlichen Märkten werden Kunden gebeten, wenn möglich mit der EC- oder Kreditkarte statt mit Bargeld zu zahlen. Wie sinnvoll das ist, lässt sich nicht klar sagen. Sicher ist zwar: Das Virus kann auch auf Geldscheinen überleben.
Ob aber die Menge der auf den Scheinen klebenden Erreger für eine Infektion ausreicht, ist nicht klar. Experten zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, sich an Geldscheinen oder Münzen mit dem Coronavirus anzustecken, sehr gering. "Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen", sagte etwa der Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast. Die Coronaviren seien wie Influenzaviren behüllte Viren, die gegen Eintrocknung "extrem empfindlich" seien.
Trotzdem kann es nicht schaden, kontaktlos per Geldkarte oder per Handy zu bezahlen. Sollten Sie mit Bargeld zahlen, achten Sie unbedingt darauf, dass sich Ihre und die Hand des Kassierers nicht berühren. Denn SARS-CoV-2 kann – wie Grippeviren – per Schmierinfektion auch über die Hände übertragen werden.
Wie sinnvoll ist eine Plexiglasscheibe an der Kasse?
In der Regel haben Märkte inzwischen Scheiben aus Plexiglas an den Kassen angebracht, um Kassierer und Kunden zu schützen. Das ist tatsächlich sinnvoll. Denn die Scheiben halten nicht nur beide Seiten auf genügend Abstand zueinander. Sie schützen auch vor einer Tröpfcheninfektion.
Achten Sie aber auch beim Einpacken der Ware und beim Bezahlen darauf, genug Abstand zu den Kassierern zu halten.
Wie schütze ich mich sonst noch beim Einkauf?
In der aktuellen Situation kann es kaum ein Zuviel an Schutzmaßnahmen geben – die im Übrigen auch gegen viele andere Erreger schützen. Achten Sie im Supermarkt darauf, intelligent zu husten und zu niesen – also statt in die Handfläche lieber in die Armbeuge. Beachten Sie den Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen. Waschen Sie sich regelmäßig und nachdem Sie auswärts waren gründlich die Hände mit Seife.
Was bringt die Maskenpflicht im Supermarkt?
Das Tragen von normalen Atemschutzmasken nützt laut aktuellem Kenntnisstand sowohl dem Träger als auch dem Umfeld beim Schutz vor einer Infektion. Einerseits kann ein Mund-Nasen-Schutz helfen, andere vor einer Infektion zu schützen, weil die Maske einen Teil der Erreger beim Sprechen, Atmen, Niesen und Husten abfängt oder umleitet.
Anderseits kann eine Maske aber auch zum eigenen Schutz beitragen. Denn inzwischen zeigen Untersuchungen, dass auch die Menge der aufgenommenen Viren mit darüber entscheiden kann, wie schwer die Erkrankung ausfällt. Ein Mund-Nasen-Schutz schützt den Träger zwar nur teilweise vor Erregern von außen, hält aber zumindest einen Teil von ihnen ab.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Weltgesundheitsorganisation (WHO)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
- Robert Koch-Institut: "Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2"
- Robert Koch-Institut: "COVID-19 - Übersicht"
- Nachrichtenagentur AFP
- Eigene Recherchen