Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Covid-19-Pandemie Wie das Coronavirus zur weltweiten Gefahr wurde
Das Coronavirus hat sich mittlerweile über die ganze Welt verbreitet und eine Pandemie ausgelöst. Der Ursprung des Erregers ist noch immer nicht vollständig geklärt. Was wir bisher wissen.
Hunderttausende Infizierte, weltweite Reisewarnungen, Ausgangssperren: Das Coronavirus hat die Welt derzeit fest im Griff. Doch woher stammt der Erreger eigentlich, und was wissen wir bisher über die neue Erkrankung?
Wie viele Infizierte gibt es aktuell?
Die Zahlen der bestätigten Infizierten mit dem neuartigen Coronavirus steigen stetig an. Aktuell gibt es in Deutschland offiziell (Stand: 22. März 2020) 25.554 bestätigte Fälle. 89 Menschen sind hierzulande bereits an Covid-19 gestorben.
Weltweit gibt es aktuell (Stand 21. März 2020) 298.400 Infizierte, 12.700 Menschen sind an den Folgen gestorben.
Die Dunkelziffer der Infizierten liegt wesentlich höher, lässt sich durch die vielen milden Verläufe aber nur schwer ermitteln.
Woher stammt das Virus?
Es wird vermutet, dass das Virus von Fledermäusen stammt. Die ersten Patienten haben sich bereits im Dezember 2019 augenscheinlich auf einem Markt in der chinesischen Provinz Wuhan infiziert, bei dem auch Wildtiere sowie Organe von anderen Tieren und Reptilien angeboten wurden.
"Man nimmt an, dass die Quelle auf diesem Markt verkaufte Tiere waren", sagte Arnaud Fontanet, Leiter der Abteilung für die Epidemiologie neu auftretender Krankheiten am Pariser Pasteur-Institut. Der Markt wurde zu Jahresbeginn geschlossen und desinfiziert.
Wie ist das Virus entstanden?
Anders, als manche Verschwörungstheoretiker behaupten, hat sich das Coronavirus SARS-CoV-2 auf natürlichem Weg entwickelt und ist nicht das Produkt absichtlicher Manipulationen in einem chinesischen Labor. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien. Die Wissenschaftler haben die Daten bekannter Coronavirus-Stämme verglichen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass SARS-CoV-2 durch natürliche Prozesse entstanden ist.
Ein Beweis für diese natürliche Entwicklung ist den Wissenschaftlern zufolge die molekulare Struktur des Virus. "Wenn jemand versuchen würde, ein neues Coronavirus als Krankheitserreger zu entwickeln, würde derjenige doch die Struktur eines Virus nehmen, das bekanntermaßen krank macht", erklärt einer der Forscher im "Ärzteblatt". Die Struktur des Coronavirus hingegen zeige deutliche Unterschiede zu den bisher bekannten Coronaviren SARS-CoV oder MERS.
Wie die Forscher erklären, gebe es zwei mögliche Szenarien für den genauen Ursprung des Coronavirus. Entweder habe sich das Virus durch natürliche Selektion schon in einem tierischen Wirt zu einem Krankheitserreger entwickelt und sei dann auf den Menschen übergegangen. Oder die nicht-krankheitserregende Version des Virus ist vom Tier auf den Menschen übergesprungen und hat erst im Menschen erste Krankheitssymptome entwickelt. Bei diesem Szenario sind Fledermäuse als Zwischenwirt wahrscheinlicher. Momentan sei es allerdings noch nicht sicher, welches der beiden Szenarien das richtige sei.
Was sind Coronaviren?
Coronaviren wurden erstmals Mitte der 1960er Jahre identifiziert. Sie können sowohl Menschen als auch verschiedene Tiere infizieren, darunter Vögel und Säugetiere. Die Viren verursachen beim Menschen verschiedene Krankheiten, von gewöhnlichen Erkältungen bis hin zu gefährlichen oder sogar potenziell tödlich verlaufenden Krankheiten wie dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS) oder dem Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS). Das aktuelle Coronavirus ist eine neuartige Form der Viren.
Seit dem 11. Februar hat der ursprünglich 2019-nCoV genannte Erreger einen neuen Namen: SARS-CoV-2 zählt zur großen Familie der Coronaviren – so benannt, weil sie von zackenartigen Strukturen umgeben sind, die einer Krone ähneln. Harmlose Typen lösen oft nur leichte Erkältungsinfekte aus. Das neue Coronavirus hingegen kann zu Lungenentzündungen und schweren Atembeschwerden führen. Die Lungenkrankheit, die das Coronavirus auslösen kann, hat den Namen Covid-19 (Corona Virus Disease 2019) bekommen.
Viele Mediziner verglichen es, vor allem zu Anfang des Ausbruchs, mit dem SARS-Erreger, der in den Jahren 2002/2003 eine Epidemie verursacht hatte. SARS steht für "Severe Acute Respiratory Syndrome", also Schweres Akutes Atemwegssyndrom. Der neue Name des Coronavirus weist auf die enge Verwandtschaft der beiden Viren hin. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten weltweit 8.096 Menschen an SARS, 774 von ihnen starben. Damals wurden 349 Todesfälle aus Festlandchina gemeldet sowie 299 weitere aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong.
Wie wird das Virus übertragen?
Wie alle Coronaviren wurde auch der neue Erreger wohl zuerst von Tieren auf den Menschen übertragen. Gerade Säugetiere tragen Keime in sich, die auf den Menschen überspringen können. Als Quelle der neuen Coronaviren gelten unter anderem Fledermäuse und Flughunde. Auch Nutztiere haben in der Vergangenheit Coronaviren auf den Menschen übertragen. Der genaue Ursprung des Virus ist noch unklar. Forscher vermuten, dass das neue Virus, wie damals auch das SARS-Virus, von Fledermäusen über einen Zwischenwirt auf Menschen übertragen wurde. Beim derzeitigen Ausbruch stehen aber auch Schlangen als Zwischenwirte im Verdacht.
Embed
Das neuartige Virus kann direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dies ist bereits möglich, bevor ein Infizierter selbst Symptome wie Fieber oder Husten entwickelt hat. Ob der Erreger nur über eine Tröpfcheninfektion oder auch durch eine Schmierinfektion übertragen werden kann, ist noch nicht abschließend geklärt. Es ist davon auszugehen, dass die Übertragung – wie bei anderen Coronaviren auch – primär über Sekrete der Atemwege erfolgt.
Das Virus vermehrt sich im Rachen. Während ein Infizierter spreche oder huste, gebe er Tröpfchen von sich, sagte Ende Februar der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. "Die fliegen vielleicht so 1,5 Meter weit und fallen relativ schnell zu Boden. Es ist das Einatmen einer solchen Wolke, die einen infiziert in den meisten Fällen."
Die neuartigen Coronaviren wurden aber auch in Stuhlproben einiger Betroffener gefunden. Ob das Virus auch über den Stuhl verbreitet werden kann, ist laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung noch nicht abschließend geklärt. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie geht davon aus, dass man über einige Zeit Kontakt auf einer Entfernung unter einem Meter haben muss, um sich anzustecken.
Wie das Ärzteblatt berichtet, habe Günter Kampf vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald gemeinsam mit Eike Steinmann von der Ruhr-Universität Bochum 22 Studien über Coronaviren und deren Inaktivierung zusammengestellt. Daraus ergebe sich, dass Coronaviren auf unbelebten Oberflächen wie Metall, Glas oder Kunststoff bis zu neun Tage verbleiben – wenn sie nicht beseitigt werden. In der Praxis, so geben Forscher wie der Virologe Christian Drosten zu bedenken, sei die Überlebensdauer das Erregers auf solchen Flächen allerdings deutlich kürzer.
Wieso kommt es zur Übertragung zwischen Mensch und Tier?
Laut Welt-Tiergesundheitsorgansiation OIE haben 60 Prozent der Infektionskrankheiten zoonotisch (Tuberkulose, Tollwut, HIV) und mindestens 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten (Ebola, Influenza, Nipah-Virus) einen tierischen Ursprung.
Diese Zahlen steigen, weil es immer mehr Menschen auf engem Raum gibt. Durch die Globalisierung kommen Menschen zudem weltweit in Kontakt und handeln täglich mit Tieren und tierischen Produkten. Das führt dazu, dass sich Erreger einfacher und schneller ausbreiten können. Insbesondere der Wildtierhandel begünstigt eine Übertragung von Viren von Wildtieren auf den Menschen. Experten empfehlen deshalb die Schließung von Wildtiermärkten.
Welche Symptome treten auf?
Nach derzeitigem Wissen löst das Virus in der Regel Fieber, Husten und Abgeschlagenheit aus. Auch heftigere Symptome wie eine Lungenentzündung können auftreten. Weitere Symptome können Schüttelfrost, Übelkeit, Kopfschmerzen und Atemnot sein. Auch typische Grippesymptome wie Schnupfen oder Halskratzen können laut Robert Koch-Institut dazugehören. Einige Betroffene leiden laut Bundesgesundheitsministerium auch an Durchfall.
Die Inkubationszeit – der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen – soll nach bisherigem Wissen zwei bis 14 Tage betragen. Einige Studien zeigen jedoch, dass auch etwas längere Zeiträume möglich sind. Eine spezielle Therapie zur Behandlung der Infektion gibt es bislang nicht, lediglich die Symptome können mit Medikamenten abgemildert werden.
Was kann ich tun, wenn ich Angst habe, infiziert zu sein?
Wenn Sie bei sich Symptome bemerken, die auf eine Infektion mit dem Coronavirus hindeuten und Sie vermuten, Kontakt zu anderen Infizierten gehabt zu haben, können Sie sich auf das Virus testen lassen.
Zunächst sollten Sie sich jedoch bei Ihrem zuständigen Gesundheitsamt, bei Ihrem Hausarzt, der deutschlandweit kostenlosen Arztrufnummer 116 117 oder einer der Corona-Hotlines telefonisch melden und klären, wie in Ihrem Fall vorgegangen wird.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Bundesministerium für Gesundheit: "Fragen und Antworten zum Coronavirus"
- RKI: "COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit"
- WHO: "Novel Coronavirus Situation"
- WWF: "Coronavirus Ursprung: Wildtiere"