Broken-Heart-Syndrom Herzen können auch an Glück zerbrechen
Schwere Verluste, Trennungen oder psychische Belastungen können zum Broken-Heart-Syndrom führen. Dabei treten ähnliche Symptome wie bei einem Herzinfarkt auf. Doch auch intensive Glücksmomente können einen solchen Effekt auslösen.
Mediziner sprechen in diesem Fall vom sogenannten Takotsubo-Syndrom.
Glückliches Ereignis löst Stress aus
Der gefährliche Zustand könne durch glückliche Ereignisse wie die Geburt eines Kindes oder einen großer Sieg ausgelöst werden, berichteten Ärzte und Forscher der University of California in San Diego im "European Heart Journal".
Der Name "Takotsubo-Syndrom" kommt aus dem Japanischen, da japanische Ärzte als erste das Krankheitsbild beschrieben hatten. Übersetzt bedeutet das Wort so viel wie "Tintenfischfallen", da diese in ihrer Form an die linke Herzkammer erinnern.
Takotsubo-Syndrom kann zu Herzinfarkt führen
Beim Takotsubo-Syndrom kommt es zu einer plötzlichen Schwächung der Herzmuskeln, wodurch die linke Herzkammer unten übermäßig aufgebläht werde, schreiben die Mediziner. Neben akuten Brustschmerzen und Atemnot könne dies bis hin zum Herzinfarkt und zum Tod führen.
Schon länger war bekannt, dass ein plötzlicher emotionaler Schock - in der Regel etwas Erschütterndes wie der Tod eines geliebten Menschen - zu Herzinfarkten führen kann.
Frauen scheinen häufiger betroffen zu sein
Es fehlten aber Statistiken dazu und niemand hatte bisher untersucht, ob auch ein besonders glückliches Ereignis solch einen Zustand zur Folge haben kann. Zwei Schweizer Forscher von der Uniklinik Zürich stellten dann im Jahr 2011 ein Register auf die Beine, um solche Fälle festzuhalten. Fünf Jahre später hatten 25 Kliniken in neun Ländern statistische Daten über 1750 Takotsubo-Fälle gesammelt.
Der Untersuchung der Forscher zufolge waren emotionale Schocks in 485 Fällen für das Syndrom verantwortlich - vier Prozent davon nach einem glücklichen Ereignis, wovon aber keines tödlich verlief. Auffallend war, dass ein Großteil der Patienten - bei glücklichen und unglücklichen Ereignissen - weiblich war.
Das Herz krampft sich zusammen, die Brust schmerzt
Das Broken-Heart-Syndrom als Krankheitsbild - Kardiologen befassen sich damit seit Anfang der 1990er Jahre. Stress-Kardiomyopathie heißt das Syndrom im Fachjargon, berichtet Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie an der Schön Klinik Starnberger See.
Die Erkrankung geht mit ähnlichen Symptomen einher wie ein Infarkt: Das Herz krampft sich zusammen, die Brust schmerzt. Ursache ist aber keine verschlossene Ader, sondern eine stressbedingte Verengung der Herzkranzgefäße und damit eine Funktionsstörung des Herzmuskels.
Broken-Heart-Syndrom ist ein seltenes Phänomen
"Betroffen sind Menschen, die plötzlich existenziell in Not sind, etwa weil die ganze Lebensgrundlage entzogen ist", sagt Pache. Allerdings kann das Syndrom auch nach körperlicher Belastung oder im Zusammenhang mit sehr starken körperlichen Schmerzen auftreten, die ihrerseits psychischen Stress verursachen. In einem Drittel der Fälle ist keine Ursache feststellbar.
Liebeskummer wirkt ähnlich wie körperlicher Schmerz
Menschen mit Liebeskummer berichten oft von Schmerzen in der Herzgegend, auch wenn sie meist ohne medizinische Hilfe auskommen. Verspannungen, Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit, innere Unruhe, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und ein geschwächtes Immunsystem - Liebeskummer kann den Körper gewaltig beinträchtigen, wie Iris Hauth, Präsidentin der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, erläutert.
Experimente in den USA hätten gezeigt, dass seelischer Schmerz und soziale Zurückweisung ähnliche Regionen im Gehirn aktivieren wie körperlicher Schmerz, sagt Hauth. "Es gibt einige wenige Studien, die die seelische Verarbeitung von Liebeskummer mit funktioneller Kernspintomographie darstellen", sagt die Ärztliche Direktorin am Zentrum für Psychiatrie des Alexianer St. Joseph-Krankenhaus in Berlin. Obwohl fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens Trennung, Schmerz und unerfüllte Liebe durchleidet: "Der Liebeskummer an sich ist wissenschaftlich relativ schlecht untersucht."
Langzeitfolgen sind schwer nachweisbar. Bei Konzentrationsmangel, Depression oder gar Selbstmordgedanken sollten Betroffene laut Hauth einen Therapeuten oder Psychiater zu Rate ziehen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.