Nicht jeder darf fliegen Was Herzpatienten auf Reisen beachten müssen
Zur Geschäftsreise in die USA oder in den Urlaub nach Mallorca: Was für viele Menschen normal ist, wird für herzkranke Patienten nicht selten zu einer Herausforderung. Bevor sie in Bus, Auto oder Flugzeug steigen, sollten sich Herzpatienten gut informieren. Für einige Betroffene ist Fliegen sogar tabu.
In Deutschland sind Millionen Menschen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Den Urlaub streichen müssen sie in den meisten Fällen aber nicht: "Herzpatienten dürfen in der Regel fliegen. Entscheidend für die Flugreise eines Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder Herzschwäche ist die Leistungsfähigkeit des Herzens", sagt der Kardiologe Prof. Wolfgang Schöls vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen
Herzstiftung und Leiter des Herzzentrums Duisburg.
Erst zum Arzt, dann ins Flugzeug
"Um Komplikationen über den Wolken zu vermeiden, sollten Betroffene deshalb noch vor der Reiseplanung ihre Flugreisetauglichkeit vom Kardiologen bestimmen lassen", sagt der Herzspezialist. So führe etwa der leichte Sauerstoffmangel eines Passagierjets auf Reiseflughöhe zum Anstieg von Herzfrequenz, Blutdruck und zu erhöhtem Sauerstoffverbrauch des Herzens. "Das können Betroffene mit KHK oder Herzschwäche nicht ohne weiteres kompensieren."
Ob man nach einem Herzinfarkt ins Flugzeug steigen darf, hängt unter anderem von der Schwere des Infarkts, aber auch von der Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit ab. Nach einem Infarkt sollten Patienten drei Wochen bis drei Monate abwarten, bevor sie eine Flugreise antreten, rät die Deutsche Herzstiftung. Und auch dann sollten sie so belastbar sein, dass sie beim Gehen oder Steigen weniger Treppenstufen keine Beschwerden bekommen.
Bei Herzschwäche besser am Gang sitzen
Auch wer an Herzschwäche leidet, sollte vor Reiseantritt beim Arzt die eigene Belastbarkeit bestimmen lassen. Verschlechtern sich Symptome wie Atemnot, Erschöpfung oder Herzenge in den letzten vier Wochen vor der Reise, ist laut Schöls Vorsicht geboten.
Betroffene sollten die nötigen Unterlagen bei sich tragen und am besten einen Gangplatz nahe der Toilette buchen. Denn Patienten mit Herzschwäche nehmen häufig Entwässerungsmittel ein. Durch den leichten Sauerstoffmangel im Flugzeug werde der Harndrang verstärkt, so Schöls.
Jeder Herzpatient sollte sich daher mehrere Wochen vor einer geplanten Reise von ihrem behandelnden Arzt beraten lassen. Nur er kann beurteilen, ob der Betroffene reisefähig ist.
Thrombosestrümpfe: oft unverzichtbar
Zudem sollte man den Arzt gezielt fragen, ob das Tragen von Thrombosestrümpfen während des Fluges oder die Gabe von Heparinspritzen vor dem Flug ratsam ist. Denn langes Sitzen bringt die Gefahr einer Thrombose oder sogar einer Lungenembolie mit sich. Besonders gefährdet seien unter anderem Patienten, die an einem Venenleiden erkrankt sind oder vor kurzem operiert wurden, erklärt die Deutsche Herzstiftung. Auch Betroffene mit Gerinnungsstörungen und Raucher hätten ein erhöhtes Risiko.
Die Herzexperten empfehlen daher während des Fluges folgende Bordgymnastik: Ferse und Zehen abwechselnd heben, die Füße kreisen lassen, die Unterschenkel immer wieder beugen und strecken sowie die Knie anheben. Regelmäßige Minispaziergänge auf dem Gang bringen den Blutfluss ebenfalls in Schwung. Damit das Blut leichter fließen kann, sollte der Fluggast zudem ausreichend Säfte und Wasser trinken. Alkohol ist tabu.
Ausführliche Empfehlungen, wie sich Reisende mit Herzkrankheit auf ihren Urlaub vorbereiten können, gibt die Deutsche Herzstiftung.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.