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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Noch Wochen nach der Genesung Warum Covid-19 Haarausfall verursachen kann
Haarausfall ist ein mögliches Long-Covid-Symptom, das einige Menschen nach einer überstandenen Infektion bei sich beobachten. Wie kommt es dazu und was hilft?
Wochen und Monate nach einer Erkrankung an Covid-19 können gesundheitliche Beschwerden auftreten. Die Langzeitfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 werden unter dem Begriff Long Covid zusammengefasst. Eine Folge davon ist Haarausfall.
Wie viel Haarverlust ist normal?
Ein Haarverlust von 50 bis 100 Haaren pro Tag ist normal. Die meisten Menschen wissen, wie viele lose Haare sie täglich in der Bürste, im Abfluss der Dusche oder auf dem Kopfkissen finden. Werden es plötzlich mehr, kann das beunruhigen.
Die Ursachen können vielfältig sein. Menschen berichten immer wieder, dass ihnen nach überstandener Corona-Infektion vermehrt Haare ausgehen. In der Patientenleitlinie "Long/Post COVID" ist Haarausfall als mögliches Long-Covid-Symptom aufgeführt.
Dr. med. Uwe Schwichtenberg ist Facharzt für Dermatologie und Allergologie und leitender Arzt der DERMA NORD Hautarztpraxen in Bremen. Dr. Schwichtenberg ist Mitglied des Bundesvorstandes des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) sowie Redakteur und Experte auf www.haarerkrankungen.de.
Der Begriff Long Covid umfasst Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 fortbestehen, sich verschlechtern oder neu auftreten. Beschwerden, die noch nach drei Monaten anhalten und mindestens zwei Monate lang fortbestehen oder wiederkehren, fassen Experten unter dem Begriff Post Covid zusammen.
Zu den häufig gemeldeten Symptomen gehören Erschöpfung, Schmerzen, Muskelschwäche, anhaltende Riech- und Geschmacksstörungen sowie eine geschwächte Lungenfunktion. Haarausfall nach Covid-19 ist kein dominierendes Symptom, tritt aber immer wieder auf.
Warum Covid-19 Haarausfall verursachen kann
Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach schweren Infektionen verstärkt Haare ausfallen. Ein möglicher Grund für Haarausfall nach Covid-19 kann eine Unterversorgung der Haarwurzeln mit Nährstoffen während der Zeit der Erkrankung sein. Ist das Haar längere Zeit unterversorgt, entweder weil das Immunsystem wichtige Ressourcen abzieht oder die Ernährung während der Erkrankung schlechter ist, kann Haarausfall verstärkt auftreten.
Auch vermuten Forscher, dass der Körper im Rahmen der SARS-CoV-2-Virenabwehr fälschlicherweise Auto-Antikörper gegen die eigenen Haarwurzeln bildet.
Warum schwächt Covid-19 die Haarwurzeln?
Ebenso können Stresshormone schädigend auf die Haarwurzeln wirken. Bei schweren Erkrankungen ist diese Ausschüttung verstärkt. "Ein erhöhter Cortisolspiegel im Blut beispielsweise hemmt das Haarwachstum und begünstigt Entzündungsreaktionen an den Haarwurzeln", erklärt Dr. Uwe Schwichtenberg, Hautarzt aus Bremen und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V.
Auch Coronaviren können Entzündungsprozesse im ganzen Körper verursachen. Entzündete Haarwurzeln begünstigen Haarverlust.
Haarverlust nach Corona tritt zeitverzögert auf
Betroffene berichten, dass die Haare erst einige Zeit nach der Infektion ausfallen. Zurückzuführen ist das auf die Wachstumsphasen der Haare: "Geschwächtes Haar wechselt zunächst von der Wachstums- in die Ausfallphase.
"Bis sich die Haarwurzeln schließlich aus der Verankerung lösen und ausgehen, dauert es drei bis sechs Monate", so der Dermatologe. "Nach Erkrankungen zeigt sich zudem meist diffuser Haarausfall. Das heißt, die Haare gehen über den gesamten Kopf verteilt vermehrt aus. Das Haar wird allgemein lichter." Das berichten auch Covid-19-Betroffene.
Wachsen die Haare nach dem Verlust wieder nach?
Bislang gehen Experten davon aus, dass der Haarausfall, der in Folge einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 auftritt, reversibel ist und die Haare nach einiger Zeit wieder nachwachsen. Auch wenn bislang wissenschaftliche Studien fehlen, die dies beweisen: Viele Betroffene berichten von einer Verbesserung nach einigen Monaten.
Die Patientenleitlinie "Long/Post COVID" – die federführende Fachgesellschaft ist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) – rät bei Haarausfall nach Covid-19: Ruhe bewahren. Haarausfall komme häufig nach durchgemachten Infektionskrankheiten vor.
Die Haarfollikel würden unter der Belastung versuchen, die kostbaren Stammzellen, aus denen der Haarfollikel später wieder neu ein Haar machen kann, dadurch zu schützen, dass sie ihren Stoffwechsel herunterfahren. Klingen Erschöpfungszustände oder Entzündungen ab, beginne das Haarwachstum von neuem.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- S1-Leitlinie "Long/ Post-COVID". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP). AWMF-Registernummer 020-027. (Stand: 17. August 2022)Patientenleitlinie "Long/ Post-COVID". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP). AWMF-Registernummer 020-027. (Stand: November 2021)Long Covid: Haarausfall nach Corona. Online-Information des Universitätsklinikum Bonn (UKB). (Stand: September 2021)Long COVID. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: 19. Juli 2022)Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 24. April 2019)Was hinter dem Haarausfall bei Stress stecken könnte. Online-Information der Ärztezeitung. (Stand: 15. August 2021)Haarausfall – hat die Ernährung darauf Einfluss? Online-Information des Verbraucherfensters Hessen. (Stand: Januar 2020)Wenn Hormone das Haarwachstum stören. Online-Information des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). (Stand: 21. Juni 2019)Long-Covid: Corona-Langzeitfolgen werden unterschätzt. Online-Information des NDR. (Stand: 7. Mär 2021)