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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schulterschmerzen Wann eine Schulter-OP wirklich nötig ist
In vielen Fällen lassen sich Schmerzen in der Schulter durch nicht-chirurgische Maßnahmen lindern. Mitunter kann aber auch eine Schulter-OP notwendig sein.
Die Schulter ist anfällig für Verletzungen. Die große Kugel des Oberarmkopfes liegt in einer verhältnismäßig kleinen Gelenkpfanne. Die sogenannte Rotatorenmanschette aus Muskeln und Sehnen stabilisiert die Schulter. Unter anderem können Fehlstellungen, Überlastungen, eine schwache Muskulatur und Verengungen anhaltende Schmerzen verursachen. Wann ist eine Schulteroperation sinnvoll?
Drei häufige Schulterprobleme
Drei häufige Schulterbeschwerden sind:
- Schulter-Impingement-Syndrom (Einklemm-Syndrom)
- Frozen Shoulder (Schultersteife)
- Rotatorenmanschetten-Syndrom
Was ist das Schulter-Impingement-Syndrom?
Beim Impingement-Syndrom, auch Engpass-Syndrom oder Schulterengpass-Syndrom genannt, handelt es sich um eine Engstelle im Schultergelenk. Die Verengung betrifft Muskeln (Rotatorenmanschette), Sehnen (Supraspinatussehne) und Nerven unter dem Schulterdach (Akromion). Bei bestimmten Bewegungen verspüren Betroffene Schmerzen.
"Besonders beim seitlichen Heben treten Schmerzen auf. Der Schmerz entsteht, wenn bestimmte Gewebestrukturen im Subakromialraum, dem Raum zwischen Schulterdach und Oberarmkopf, eingeklemmt werden und sich nicht mehr frei bewegen können. Entzündungen und Degeneration sind die Folge", erklärt Privatdozent Dr. Bastian Marquaß, leitender Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik-Gundelfingen.
Zur Person
Privatdozent Dr. med. habil. Bastian Marquaß ist leitender Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik-Gundelfingen. Seine Behandlungsschwerpunkte sind neben der Sportmedizin primär Schulter-, Knie- und Ellenbogenschmerzen.
Wann beim Impingement-Syndrom operiert werden muss
Unbehandelt kann das Impingement-Syndrom zu erheblichen Schäden im Schultergelenk führen. Konservative Maßnahmen können die Beschwerden gegebenenfalls lindern:
- Vermeidung kritischer Bewegungen
- Physiotherapie, um die Muskeln zu stärken und den Gelenkspalt zu vergrößern
- Einnahme schmerzlindernder und entzündungshemmender Medikamente
- Anwendung von Stoßwellentherapie
- Kortisonspritzen in das Gelenk
"Die Behandlung mit Kortison ist effektiv, sollte aber nicht zu oft durchgeführt werden, da es zu Schäden im Gewebe und der Knochenstruktur kommen kann", erklärt der Facharzt für Orthopädie. "Bleiben die Beschwerden trotz mehrmaliger konservativer Therapie bestehen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Alle operativen Verfahren zielen darauf ab, die Enge unter dem Schulterdach zu beseitigen. Der Eingriff wird minimalinvasiv als sogenannte Schlüsselloch-OP durchgeführt."
Was ist eine Frozen Shoulder?
Typisches Symptom der Frozen Shoulder, auch Schultersteife oder adhäsive Kapsulitis genannt, sind starke, einschießende Schmerzen bei der Armbewegung nach oben und hinten. Ursache ist eine entzündete Schulterkapsel – häufig aufgrund degenerativer Prozesse, etwa von Schulterarthrose und rheumatischer Erkrankungen. Auch Verletzungen können Entzündungsprozesse fördern. Das gilt ebenso für Stoffwechselstörungen wie einen Diabetes mellitus oder eine Erkrankung der Schilddrüse. Ist der Auslöser bekannt, sprechen Fachärzte von einer sekundären Frozen Shoulder. Bei der primären Frozen Shoulder ist der Auslöser unklar.
"Der Schmerz entsteht aufgrund einer entzündungsbedingten Schwellung und Vernarbung, welche die Bewegungsfähigkeit zunehmend einschränkt", erklärt Marquaß. "Nachts können Betroffene oft nur mit starken Schmerzen auf der Schulter liegen. Viele können den Arm nicht mehr über den Kopf heben. Dieses zunehmende 'Einfrieren' der Schulter ist namensgebend für die Frozen Shoulder."
Wann bei der Frozen Shoulder operiert werden muss
Eine Operation der Frozen Shoulder ist meist nicht notwendig. In der Regel ist die Schultersteife konservativ behandelbar. Die Schultermuskulatur lässt sich etwa durch Physiotherapie aufbauen und stärken. Ebenso verbessert die gezielte Gymnastik die Beweglichkeit – was Schmerzen lindert. Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente ergänzen die Therapie bei Bedarf. Massagen sowie Wärme- oder Kälteanwendungen tun vielen Betroffenen ebenfalls gut.
Betroffene brauchen Geduld. Laut dem Experten kann es mehrere Monate dauern, bis sich die Versteifung wieder gelöst hat. "Eine Operation ist dann notwendig, wenn eine Verletzung wie ein Sehnenriss die Ursache ist oder strukturelle Veränderungen wie Verkalkungen oder Knochenanbauten vorliegen. Auch wenn die konservative Therapie nicht den gewünschten Erfolg zeigt, kann eine Schulter-OP in Betracht gezogen werden", erklärt Marquaß.
Was ist das Rotatorenmanschetten-Syndrom?
Die Rotatorenmanschette schützt und stabilisiert das Schultergelenk. Die vier Muskeln, welche die Rotatorenmanschette bilden, umfassen den Oberarmkopf und stabilisieren die Bewegungen des Oberarmkopfes im Schultergelenk. Dadurch werden Drehung und Hebung des Armes möglich.
Die vier Schulterrotatoren können unter anderem durch altersbedingte Degenerationsprozesse, Fehlstellungen, Einengungen und Fehlbelastungen, aber auch nach einem Unfall beeinträchtigt sein. Es können Entzündungsprozesse, aber auch Risse oder Teilrisse in Muskeln und deren Sehnen entstehen.
"Am häufigsten ist die Supraspinatussehne zwischen Oberarmkopf und Schulterdach von Einrissen betroffen", erklärt Marquaß. "Patienten mit einem Riss der Supraspinatussehne beschreiben in der Regel einen Kraftverlust beim Bewegen des Armes zur Seite. Die Ruptur ist von einem plötzlich auftretenden Schmerz begleitet."
Wann beim Rotatorenmanschetten-Syndrom operiert werden muss
Bei Reizungen oder kleineren Einrissen kann oftmals konservativ mit kräftigenden, krankengymnastischen Übungen behandelt werden. Die Übungen helfen, den Oberarmkopf wieder besser im Gelenk zu zentrieren und den Druck von der Sehne zu nehmen – was die Heilung unterstützt und das Schmerzbild verbessern kann.
Ergänzend können Betroffene schmerzlindernde Medikamente einnehmen. Unter Umständen kann eine Injektion mit Kortison eine Behandlungsoption darstellen. Treten nachts Schmerzen in der Schulter auf, kann es dem Experten zufolge helfen, mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen, um einen leichten Zug des Oberarmkopfes nach unten durch die Schwerkraft zu ermöglichen. Tagsüber sollte man ebenfalls auf seine Haltung achten: Brust raus, Schulterblätter nach hinten und unten ziehen – ähnlich wie beim tiefen Einatmen. Diese Haltung sollte man laut dem Experten mehrmals am Tag einnehmen - sowohl beim Laufen als auch beim Sitzen.
"Lässt sich durch die konservative Therapie innerhalb von sechs bis zwölf Wochen keine deutliche Verbesserung des Rotatorenmanschetten-Syndroms erreichen oder sind die Einrisse größer, braucht es in der Regel eine arthroskopische Reparatur der Verletzung", sagt Marquaß. "Auch bei unfallbedingten Rissen ist ein operativer Eingriff notwendig. Je schneller nach dem Riss genäht wird, desto besser sind die Heilungschancen. Liegen begleitende Ursachen wie knöcherne Verengungen oder Verletzungen anderer Sehnen vor, sollten diese ebenfalls operativ behandelt werden."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview
- awmf.org: S2e-Leitline "Subacromiales Impingement" der Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirugie e.V. (DVSE) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU), AWMF-Register-Nr.: 187-060. (Stand: Gültig bis 2026)
- gelenk-klinik.de: "Frozen Shoulder: Ursachen, Symptome und Behandlung der Schultersteife". Online-Information der Gelenk-Klinik Gundelfingen. (Stand: Aufgerufen am 18. November 2024)
- gelenk-klinik.de: "Impingement-Syndrom der Schulter: Diagnose und Behandlung der Schulterenge". Online-Information der Gelenk-Klinik Gundelfingen. (Stand: Aufgerufen am 18. November 2024)
- gelenk-klinik.de: "Rotatorenmanschette". Online-Information der Gelenk-Klinik Gundelfingen. (Stand: Aufgerufen am 18. November 2024)
- gesundheit.gv.at: "Rotatorenmanschette". Online-Lexikon des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich. (Stand: Aufgerufen am 18. November 2024)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Schulter?" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. März 2024)
- gesundheitsinformation.de: "Schulterschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. März 2024)
- gesundheitsinformation.de: "Schultersteife". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 19. Oktober 2022)
- gesundheit.gv.at: "Frozen Shoulder (Schultersteife)". Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich. (Stand: 21. März 2022)